Barbara Frischmuth und Thomas Muster sind Träger der Großen Josef Krainer-Preise 2003
Graz (lk) - Bedeutende Steirer, die sich in der Literatur, dem Sport und der Wissenschaft einen Namen
gemacht hatten, erhielten am Donnerstag (20. 03.) im Weißen Saal der Grazer Burg
die „Josef-Krainer-Preise 2003“ von Landeshauptmann Waltraud Klasnic, ihrem Vorgänger Dr. Josef Krainer und
Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, dem Obmann des Josef Krainer Gedächtniswerkes. Mit dem Großen
Josef Krainer
von links: Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, Dipl.-Ing. Dr. Paul Mayrhofer, Landeshauptmann a.d. Dr. Josef
Krainer , Univ.-Prof. Dr. Gerhard Holzapfel, Mag. Dr. Christian Pippan, Barbara Frischmuth, Mag. Dr. Astrid Veronig,
LH Waltraud Klasnic, Mag. Dr. Elke Jantscher und Thomas Muster
Foto: Fischer |
Preis wurden die aus Altaussee stammende Schriftstellerin Barbara Frischmuth und der ehemalige Tennis-Star Thomas
Muster ausgezeichnet. Der Leibnitzer hatte bekanntlich 1995 als einziger Österreicher bisher ein Grand Slam-Tennisturnier
gewonnen, die French Open-Meisterschaften in Paris und war ein Jahr später auch der einzige Landsmann, der
die Tennis-Weltrangliste einige Wochen lang angeführt hatte.
Träger des Josef Krainer-Würdigungspreises ist der Grazer Techniker Univ.-Prof. Dr. Gerhard Holzapfel,
der eine Methode zur Beseitigung verengter Blutgefäße entwickelt. Die Ballon-Angioplastie sollte Herzinfarkt-
und Schlaganfall- Patienten zugute kommen.
Aber auch vier Forscher, die heuer die Josef Krainer-Förderungspreise erhielten, werden in der Steiermark
„ihren Weg machen“, betonte Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer in Anspielung auf den Welt-Hit „My way“, komponiert
von Paul Anka, interpretiert unter anderem von Frank Sinatra und heute vom Grazer Saxophonquartett zur Eröffnung
der Josef Krainer-Preis-Verleihung 2003.
Barbara Frischmuth lobte in ihren Dankensworten die Beständigkeit und Verlässlichkeit der Steiermark.
Damit erinnerte sie, so LH Klasnic, an das Lebenswerk von Landeshauptmann Ökonomierat Josef Krainer, zu dessen
Gedenken die Preise vergeben werden. Nicht unwidersprochen lies LH Klasnic auch die Dankesworte Thomas Musters,
der sich als „jüngster und einziger Pensionist“ aller Geehrten „outete“. Seinen Ehrgeiz könnte die Steiermark
künftig als Werbeträger nützen.
Als Ehrengäste begrüßte Univ.-Prof. DDr. Schöpfer unter anderem LH Klasnics Amtsvorgänger
Dr. Josef Krainer mit Familie sowie Herwig Hösele und Reinhold Purr, die Präsidenten des Bundesrates
und des Steiermärkischen Landtages.
Großer Josef Krainer-Preis 2003
Barbara Frischmuth wurde am 5. Juli 1941in Altaussee geboren. Ihr Vater war Hotelier und fiel im Dezember 1943
in Russland. Sie maturierte im Jahr 1959 und inskribierte danach an der Karl-Franzens-Universität Graz Türkisch
und Englisch am Dolmetsch-Institut. Ebenfalls 1959 wurden im Grazer Heimatsaal erste Gedichte von Barbara Frischmuth
gelesen. Ein Jahr später wurde sie in Abwesenheit zum Gründungsmitglied des Forum Stadtparks ernannt.
Im Frühjahr 1961 erfolgte die erste Lesung ihrer Werke im Forum. Als erste Übersetzung aus dem Ungarischen
erschien das KZ-Tagebuch der Siebenbürger Jüdin Ana Novac 1967. Von da an war Barbara Frischmuth als
freie Schriftstellerin und Übersetzerin tätig. Ihr erstes eigenes Werk „Die Klosterschule“ erschien 1968.
Von da an folgten Publikationen von Romanen, Erzählungen, Dramen, Hörspielen. Von 1997 bis 2002 war sie
Mitglied des Ausschusses der Deutschen Schillergesellschaft in Marbach am Neckar. Barbara Frischmuth hat einen
Sohn, Florian Anastasius Grün, ist in zweiter Ehe seit 1988 mit dem Psychiater und Neurologen Dr. Dirk Penner
verheiratet und lebt seit 1999 wieder in Altaussee. Barbara Frischmuth wurde mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen
geehrt, dem Österreichischen Förderungspreis für Kinder- und Jugendbücher (1972), Literaturpreis
des Landes Steiermark (1973), Literaturpreis der Stadt Wien (1979), Würdigungspreis für Literatur (1987),
Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis (1998) sowie Literaturpreis der Stadt Graz bzw. Franz Nabl-Preis
(1999).
Thomas Muster wurde am 2. Oktober 1967 in Leibnitz geboren. Sein Vater kaufte dem achtjährigen Thomas einen
Tennisschläger, um an einem Kinderkurs in Leibnitz teilzunehmen. 1977 gewann Thomas Muster sein erstes Jugendturnier.
Bei einer Berufsberatung in der Hauptschule Leibnitz trug er als wahrscheinlich einziger Schüler „Tennisprofi“
als Berufswunsch ein. 1982 übersiedelte er ins Leistungszentrum Südstadt. Da sein Schuldirektor kein
Verständnis für den Sport hatte, flog Thomas Muster mit Einverständnis seiner Eltern zur Jugend-Weltmeisterschaft
nach Miami – aber auch von der Schule flog. 1984 war Thomas Muster 1 der Jugendweltrangliste, nahm erstmals am
Daviscup teil und wurde österreichischer Meister. Es begann der Einstieg ins internationale Herrentennis und
die Zusammenarbeit mit Ronald Leitgeb. Dann ging es Schlag auf Schlag: 1986: 1. GP-Sieg in Hilversum, 1988 Siege
in Boston, Bordeaux, Prag und Bari und 1989 Semifinale bei den Australien Open. Ein Unfall am 1. April 1989 unterbrach
die Karriere. Nach der Operation feierte er bereits am 18. September 1989 sein Comeback im ausverkauften Radstadion
in Wien.
Seinen größten Erfolg feierte Thomas Muster am 11. Juni 1995 in Paris. Er gewann als erster und bisher
einziger Österreicher die „French Open“, das Grand Slam Turnier in Paris, gegen Michael Chang (USA) mit 7:5,6:2,6:4
Sätzen. Am 12. Feber 1996 wurde er Nummer 1 der Tennisweltrangliste und blieb einige Wochen an der Spitze
der Weltrangliste. Muster war bisher der einzige Österreicher, der diese Erfolge verzeichnete.
Das letzte Spiel bestritt Thomas Muster 1999 auf der ATP-Tour bei den French Open in Paris. Insgesamt 44 Turniersiege
bei 55 Finalteilnahmen, 1995: Matchrekord auf Sand (40 Siege in Folge), 1995/96 111 Siege bei 5 Niederlagen (ATP-Rekord),
von 1990 bis 1995 keine Finalniederlage, Inhaber des Ironman Award 1995, Daviscup: 45 Spiele für Österreich,
davon 36 Siege, erfolgreichster österreichischer Daviscupsieger aller Zeiten.
Thomas Muster wurde 1989 Sportler des Jahres in Österreich sowie 1989 und 1995 Steirischer Sportler des Jahres.
Thomas Muster ist Ehrenbürger der Stadt Leibnitz sowie Inhaber des Großen Goldenen Ehrenzeichens des
Landes Steiermark und des Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich.
Danach übersiedelte er nach Australien (Queensland). Nach der Scheidung von seiner Frau Jo Beth beabsichtigt
Muster wieder in die schöne Steiermark zurückzukehren. Er ist Vater eines Sohnes. |