Ankurbelung der Konjunktur für WKÖ zentrales Thema des EU-Gipfels
Wien (pwk) - Die Ankurbelung der europäischen Wirtschaft muss aus Sicht der Wirtschaftskammer
Österreich (WKÖ) das zentrale Thema des Frühjahrsgipfels am 20./21. März in Brüssel sein.
"Nachdem immer klarer wird, dass die EU heuer nicht einmal die ohnehin bescheidenen Wachstumsprognosen vom
vergangenen Herbst erreichen wird, ist rasches und koordiniertes Handeln dringend notwendig", sagte WKÖ-Präsident
Christoph Leitl, der auch Präsident des europäischen Wirtschaftskammernverbands Eurochambres ist. "Die
notwendigen Maßnahmen liegen auf dem Tisch. Jetzt geht es um die Umsetzung." Das gelte umso mehr, als
der Irak-Konflikt und die damit verbundene Unsicherheit sowie volatile Rohölpreise die Konjunktur in nächster
Zeit zusätzlich belasten werden. "Wenn sich die EU nicht am Riemen reisst, können wir das Ziel,
bis 2010 zur dynamischsten wissensbasierten Region der Welt zu werden, in den Wind schreiben", warnte Leitl.
Damit Europas Wirtschaft nachhaltig wieder flottgemacht werden kann, müssten die im Rahmen des Lissabon-Prozesses
beschlossenen Reformen auch umgesetzt werden. Leitl: "Alle Mitgliedstaaten müssen über ihren eigenen
Schatten springen und den gemeinsamen wirtschaftlichen Erfolg vor nationale Partikularinteressen stellen."
Außerdem komme es darauf an, die Einstellung zum Unternehmertum zu verbessern. "Das fängt damit
an, dass in den Schulen unternehmerisches Denken gelehrt wird, geht über den Abbau von Bürokratie und
reicht bis hin zur Verringerung des Verwaltungsaufwands und der Kosten für die Gründung eines Unternehmens."
Unerlässlich sei auch, dass für kleine und mittlere Unternehmen auch unter den reformierten Eigenkapitalregeln
für Banken - Stichwort Basel II - der Zugang zu Finanzierung sichergestellt ist. "Wegen Formalfehlern
hat es die EU-Kommission noch immer nicht geschafft, die vor einem Jahr vom Europäischen Rat von Barcelona
geforderte Studie über die Auswirkungen von Basel II auf KMU auszuschreiben. Jetzt droht die Studie erst fertig
zu werden, wenn Basel II bereits beschlossene Sache ist. Der Gipfel muss hier zusätzlichen Druck auf die Kommission
machen."
Darüber hinaus müsse der Förderung neuer Technologien mehr Augenmerk geschenkt werden, was insbesondere
auch für Österreich gelte. "Die Verbesserung der Innovationsfähigkeit in der Aus- und Weiterbildung
und die Beseitigung von Barrieren für den Zugang zu internationalen Spitzenkräften sind hierbei Schlüsselfaktoren",
unterstrich der WKÖ-Präsident.
Die EU-Erweiterung könne bei der Erreichung der Lissabonner Ziele eine wichtige Rolle spielen, ist Leitl überzeugt:
"Die Reformstaaten haben tiefgreifende Reformen entschlossen durchgeführt und können damit für
viele jetzige EU-Länder ein Vorbild sein. Ihr Beitritt zur EU wird nicht zu einer Verwässerung, sondern
zu einer Stärkung des Lissabon-Prozesses führen." |