Linz (mag) - Mit dem neuen Kunstmuseum hat Linz den adäquaten Rahmen für seine international renommierten
Kunstwerke gefunden. Die Schätze der Neuen Galerie der Stadt Linz werden nun in einem zeitgemäßen
und modernen Kunsthaus für eine breite Öffentlichkeit sichtbar gemacht.
Für rund 33 Millionen Euro wurde das Lentos Kunstmuseum Linz in 29 Monaten Bauzeit errichtet. Rund 14.000
Kubikmeter Beton und 1800
Foto: kutzler+wimmer |
Tonnen Baustahl haben die Schweizer Architekten seit dem Spatenstich für das Lentos im September 2000 verbaut.
Mit seiner bedruckten Glasfassade – dem künftigen Markenzeichen – präsentiert sich das Haus schon jetzt
der Linzer Bevölkerung. Ab nun wird innerhalb von zwei Wochen der gesamte Sammlungsbestand vom alten Standort
im Lentia an die Donau übersiedelt – eine logistische Herausforderung bei 1500 Gemälden, Skulpturen und
Objekten, 10.000 Arbeiten auf Papier und 30.000 Büchern sowie Kunstkatalogen.
8000 Quadratmeter Gesamtnutzfläche
Im neuen Quartier stehen insgesamt 8000 Quadratmeter, verteilt auf drei Geschoße, zur Verfügung.
Bisher musste die Neue Galerie, die seit 1979 im Linzer Wohn- und Geschäftszentrum „Lentia 2000“ untergebracht
war, mit nur 3600 Quadratmetern Gesamtfläche und einer viel zu geringen Raumhöhe ihr Auslangen finden.
Im Lentos wird das ganze Obergeschoß mit einer Fläche von rund 2300 Quadratmetern den Ausstellungen
vorbehalten sein. Im Untergeschoß sind 350 Quadratmeter für die Graphikausstellung vorgesehen. Die Einrichtung
passt sich dem Stil des Hauses an. Eine einheitliche Möblierung im zeitlosen, klassischen Stil sowie vom Architekten
selbst entworfene Sitzbänke in Elsbeere (Birne) furniert, prägen das konsequent durchgestaltete Erscheinungsbild
des modernen Museums.
Ein Rundgang
Der Neubau hat eine imposante Länge von 130 Metern. Von der fast acht Meter hohen Eingangshalle gelangt
man in zwei Geschoße. Einen idyllischen Panoramablick auf die Donau können die BesucherInnen in der
Halle entlang einer 40 Meter langen Fensterleiste genießen.
Unter der Erde sind Bibliothek, Lager, die graphische Sammlung, Werkstätten und Sanitäranlagen sowie
die Tiefgarage mit 48 Stellplätzen untergebracht. Alle diese Räumlichkeiten sind natürlich hochwassersicher.
Das Herzstück des Hauses
Vom großzügig angelegten Foyer mit dem Museumsshop gelangt man über den Stiegenaufgang
in das Obergeschoß. Linker Hand kommt man in das Herzstück des Hauses – den Ausstellungstrakt. 40 Meter
lang und 21 Meter breit öffnet sich die große Halle. Hier finden die Wechselausstellungen statt. Rechts
wird in elf aufeinanderfolgenden Kammern die ständige Sammlung präsentiert. Überdacht ist das Geschoß
mit einer durchgehenden Glasdecke – eine der größten Konstruktionen in dieser Form europaweit. So wird
der Bau zum Tageslichtmuseum. Auf künstliche Beleuchtung kann im obersten Geschoß weitestgehend verzichtet
werden.
Restaurant, Cafe, Bar
Kulinarisch verwöhnt werden MuseumsbesucherInnen im westlichen Bereich an der Stirnseite zur Nibelungenbrücke
im hauseigenen Lokal der Firma Fest&Gast. Ab April sollen dort das Restaurant, das Cafe und die Bar in Probebetrieb
gehen. Im Cafe erwartet die Kunstgenießer Frühstück täglich von 7.30 bis 14 Uhr. Das Restaurant
bietet Business-Lunch ab 11 Uhr und das Late-Night-Dinner nach 22 Uhr. Zirka 100 Sitzplätze stehen auf der
Terrasse zur Verfügung.
Grüne Umgebung
Für die Grüngestaltung rund um das Lentos sorgen die Stadtgärtner. Passend zum Stil des
Donauparks wird die Gehölzkulisse Richtung Untere Donaulände ergänzt. Um einen freien Blick auf
die Architektur des Hauses zu gewährleisten, werden keine hohen Bäume gepflanzt. Vor dem Museum bleibt
zur Donau hin eine freie Fläche erhalten. Die vorgesehene Gestaltung lässt den Park sozusagen am Kunstmuseum
vorbei auslaufen.
Eröffnungsausstellung
Mit Höhepunkten aus der Sammlung leitet die Neue Galerie ihre Ära im Lentos ein: Von Schiele,
Kokoschka, Kubin bis Lassnig, Lüpertz und Warhol wird das gesamte Obergeschoß zu einer umfassenden Überblicksschau
der wichtigsten und attraktivsten Werke. Diese erste Ausstellung ist gleichermaßen als Konfrontation von
Kunstwerken und Stilperioden zu verstehen. Dem Besucher bietet sich die einzigartige Möglichkeit, innerhalb
weniger Räume 150 Jahre Kunst zu durchwandern. In Summe werden bis zu 300 Werke für die Öffentlichkeit
zugänglich sein. Ende Oktober 2003 wird die Ausstellung von der Sonderschau „Paris 1945 bis 1965“ abgelöst.
Inhaltlicher Schwerpunkt ist dabei die „Ecole de Paris“ dieser Jahre.
Gläsernes Schiff an der Donau
Der Bau des neuen Kunstmuseums an der Donau ist abgeschlossen. Die Architektur des Lentos hat das Stadtbild
entscheidend verändert. Es eröffnet neue Durchblicke auf Donauufer und Pöstlingberg.
Neues Stadtbild
Mit dem Lentos direkt an der Donau wird der Brückenkopf gestärkt, das Volumen des Museums antwortet
der Baumasse des Schlosses, die etwas starre Symmetrie der Bauten des Finanzamtes links und rechts der Nibelungenbrücke
wird gelockert. Der Stadtrand wird über die Donaulände hinweg direkt an die Donau verlegt, das Donauufer
im Bereich der Länden aufgewertet und wird vom Niemandsland zur Stadt. Das neue Museum markiert den westlichen
Abschluss des Donauparks und folgt in seiner Ausrichtung und Lage dem Hochwasserdamm. Wie ein Schiff liegt es am
Ufer der Donau, auf der einen Seite vom Wasser umspült, auf der anderen Seite vom Park umschlossen. Zwei Ausstiegsbauwerke
mit den Ausgängen der Tiefgarage, die wie Basaltzapfen aus der Wiese des Hochwasserdamms stoßen, sind
auf der Stadtseite dem Neubau vorgelagert und verankern das Volumen des gläsernen Schiffs.
Statik
Der Baukörper folgt in seiner klaren Form den statisch hohen Anforderungen der Konstruktion und der
Bautechnik. Statisch gesehen bilden die Fassadenlängswände mit den drei Treppenhauskernen die Hauptelemente
der Tragkonstruktion, die ähnlich einer zweispännigen Brücke die 60 Meter lange Skulpturenhalle
und den 40 Meter langen Eingangsbereich des Museums frei überspannen. Für diese statisch sehr anspruchsvolle
Konstruktion waren verschiedene, im Zeitablauf exakt aufeinander abgestimmte Arbeitsschritte erforderlich.
Die Träger der Skulpturenhallendecke wurden zunächst auf einer Unterkonstruktion aus Gerüstelementen
und Betonstützen in die richtige Position gebracht. Dann wurden die neun Meter hohen Seitenwände in verschiedenen
Etappen betoniert und mit den Deckenträgern der Skulpturenhalle fest verbunden. Fachwerkträger, auf die
vorgefertigte Betonelemente und Dachoberlichter aufliegen, wurden zwischen die tragenden Seitenwände gespannt
und mit Windverbänden horizontal ausgesteift. Dadurch entstand ein horizontal gelagertes Tragelement in Form
eines liegenden Kastens, das später die Ausstellungsräume aufnehmen wird.
Temperaturausgleich
Jetzt erst konnten die provisorischen Stützelemente vollständig entfernt werden. In den 50 Zentimeter
dicken Seitenwandscheiben wurde für die Bewegungsaufnahme des 130 Meter langen Gebäudes ein Gerbergelenk
vorgesehen. Dadurch werden Längsbewegungen ausgeglichen, die im Temperaturunterschied von Sommer und Winter
entstehen. Das Deckensystem bildet eine Kombination verschiedener Konstruktionselemente, die zusammen eine flexible
Anordnung der Oberlichter und eine schlank dimensionierte Betongeometrie ermöglichen.
Durchblicke
Bereits erlebbar sind die Dimensionen der offenen, von den Ausstellungsräumen überspannten Skulpturenhalle.
Als jederzeit zugänglicher, gedeckter Außenraum wird sie zum Begegnungsort für Park- und Museumsbesucher.
Sie ist gleichzeitig Eingangshalle zum Museum und Fenster zur Donau. Durch das Gebäude hindurch erblickt der
Besucher Donau und Urfahr, mit der großartigen Silhouette des Pöstlingberges. Wie ein roter Faden ziehen
sich Räume mit unerwarteten Ausblicken durch das Gebäude. Nibelungenbrücke und Schloss, Donau und
Park, sowie die Häuserzeilen entlang der Donaulände mit den dahinter liegenden Türmen der Stadtkirchen,
werden durch präzise gesetzte Fenster beim Rundgang durch das Museum plötzlich wahrgenommen. Dadurch
wird der Besuch des Lentos nicht nur zum Kunstgenuss, sondern auch zur Entdeckungsreise von Linz und seiner Umgebung.
Spiegelnde Glashülle
Je nach Distanz der Betrachter zeigt sich das Museum in verschiedenartiger Gestalt. Von der Urfahraner
Seite erscheint das Museum durch einen halbtransparenten Schleier, durch den die Fassadenkonstruktion nur andeutungsweise
ersichtlich ist. Erkennbar ist dabei die donauseitige Anschrift: Lentos – Kunstmuseum Linz. Die sich über
das ganze Gebäude erstreckende Fassadenhülle unterstützt die klare Gebäudevolumetrie des Museumsbaus.
Bei klarem Himmel und Sonnenschein tritt vor allem die sich in der Sonne spiegelnde äußere Glashülle
in Erscheinung.
Bei bedecktem Himmel wird durch die halbtransparente Hülle die Unterkonstruktion mit der Fassadenbefestigung
und der anthrazitgrauen Rückwand sichtbar. Bewegt man sich in unmittelbarer Nähe entlang des Gebäudes
werden der Schriftzug der Gläser sowie die Textur der Rückwand erkennbar. Dabei wird bei Sonneneinstrahlung
die Fassadenunterkonstruktion auf die Rückwand Schatten werfen, und den Abstand zwischen Glas und Rückwand
plastisch inszenieren. Die vom Betrachter weiter entfernten Gläser werden dabei die Umgebung spiegelbildlich
abbilden.
Lentos bei Nacht
Ganz anders wirkt das Gebäude nachts. Hinter der äußeren Glasfassade sind zahlreiche Leuchten
integriert, die in Farbton und Helligkeit unterschiedlich geschaltet werden können, um das Lentos bei besonderen
Anlässen und Festaktivitäten in ein besonderes Licht rücken zu können. Die meiste Zeit aber
wird das Gebäude nachts zurückhaltend ausgeleuchtet. Dabei wird neben der Fassade auch das Stadtfenster
zur Donau, die Skulpturenhalle, erhellt sein. Dies ermöglicht die Nutzbarkeit zu verschiedenartigen Veranstaltungen
und Anlässen.
Den Stadtaktivitäten soll durch den Museumsneubau die Möglichkeit geboten werden, sich auch an die Donaupromenade
ausweiten zu können.
Die Architekten
Von den insgesamt 219 teilnehmenden Architekten ist bei dem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb für
das Lentos Kunstmuseum Linz das Schweizer Architekturbüro Weber + Hofer AG als Sieger hervorgegangen.
Das Sieger-Modell hat durch seine klare architektonische Linie bestochen.
Die Sieger: Architekturbüro Weber+Hofer AG |