Fachkonferenz "Agrarerweiterung – Marktchance Europa" gemeinsam mit Tschechien und Slowakei
Pernegg (bpd) - Wir wollen die Herausforderungen der EU-Erweiterung gemeinsam mit unseren neuen Partnern
in der EU lösen und gleichzeitig Gespräche über Zukunftsthemen führen, die uns gemeinsam berühren.
Tschechien und die Slowakei sind für Österreich und insbesondere Niederösterreich dabei wichtige
Partner, mit denen wir den Nachbarschaftsdialog intensiv führen wollen. Die erklärte Lebensminister DI
Josef Pröll im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem tschechischen Vizeminister Miroslav Toman,
dem slowakischen Staatssekretär Marian Radosovsky sowie dem niederösterreichischen Landesrat Josef Plank
im Kloster Pernegg.
Seit dem historischen Beschluss des Europäischen Rates in Kopenhagen ist die Erweiterung der EU um zehn neue
Mitgliedsstaaten ein Faktum. Ein offener Dialog ist Voraussetzung für eine optimale Vorbereitung aller Beteiligten
auf die Erweiterung. Die Erweiterung bringt diesseits wie jenseits der Grenze Herausforderungen mit sich, die gemeinsam
besser bewältigbar erscheinen, gemeinsame Projekte und gegenseitige Hilfestellungen sind der Hebel, die die
Erweiterung insgesamt zu einen Gewinn machen und zu positiven Ergebnissen führen. Insbesondere geht es auch
darum, die Chancen zu nutzen, die sich auf den Agrarmärkten ergeben, führte Pröll weiter aus.
Im Programm der neuen österreichischen Bundesregierung nimmt die Erweiterung der EU einen wichtigen Stellenwert
ein. Die Plattform "Agrar Erweiterung Informations Offensive" ist zur Umsetzung dieses politischen Priorität
gegründet worden. Sie soll zur gemeinsamen Entwicklung der Lebensmittelsicherheit und Ernährungswirtschaft
im erweiterten Binnenmarkt beizutragen. Die Fachkonferenz "Agrarerweiterung – Marktchance Europa" hat
das konkrete Ziel, dazu entsprechende Impulse zu liefern. Österreich kann auf Expertenebene den neuen Mitgliedsstaaten
wertvolle Hilfestellung bei der Integration und Umsetzung des sog. Acquis Communautaire, des gemeinschaftlichen
Rechts geben.
Ab Unterzeichnung der Beitrittsverträge am 16. April in Athen sitzen die neuen Mitgliedsstaaten in der EU
als aktive Beobachter mit am Verhandlungstisch. Sie werden an allen Entscheidungsprozessen der EU und damit auch
der bevorstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) teilnehmen. Es ist daher sinnvoll, schon frühzeitig
über gemeinsame Interessen bei der künftigen Ausrichtung der GAP Kontakt aufzunehmen.
Für Österreich ist das wichtigste Thema die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der kleineren und
mittleren bäuerlichen Familienunternehmen. Daher sind die wichtigsten Themen bei der Reform der GAP - die
Frage der künftigen Ausrichtung der Milchmarktordnung - die Stärkung der ländlichen Entwicklung
als der zweiten Säule der Agrarpolitik sowie - die strategische Ausrichtung der Direktzahlungen in der GAP,
bei denen der Leistungs- und Bewirtschaftungsbezug erhalten werden muss.
Ein wichtiger Gesprächspunkt sind auch die WTO- Landwirtschaftsverhandlungen. Die bisher von der Welthandelsorganisation
vorgelegten Entwürfe, auch der gestern vorgelegte neue Harbinson-Entwurf für Verpflichtungen zur Marktöffnung
und Stützungsreduktion sind für die EU nicht zielführend. Das Europäische Landwirtschaftsmodell
steht vor der größten Herausforderung, es muss gegen die Agrarliberalisten wie Australien, Neuseeland
und die USA verteidigt werden. Die für die europäische Landwirtschaft und die europäischen Konsumenten
gleichermaßen wichtigen nicht-handelsbezogenen Maßnahmen wie Tierschutz, ökologische Leistungen
und Produkt-Kennzeichnung müssen entsprechendes Gewicht im Welthandel erhalten. Eine Absicherung unserer Landwirtschaft
auf WTO-Ebene ist nur mit einer Bündelung aller unserer Anstrengungen möglich, sagte Pröll abschließend. |