Irakkonflikt kostet rund 0,5 Prozent Wachstum
– Starker Euro und schwache Deutschlandkonjunktur belasten zusätzlich – Deutliches Wachstum erst in einem
Jahr zu erwarten
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) blieb im Februar bei
2,7 und hat sich damit nach dem starken Rückgang im Jänner nicht verändert. Zwar hat sich die Stimmung
der österreichischen Industrie leicht verbessert, die gesamteuropäische Industriestimmung zeigte jedoch
nach unten. Die Konsumentenstimmung, deren Einbruch im Jänner für den starken Rückgang des BA-CA
Konjunkturindikators im Jänner verantwortlich war, blieb im Februar unverändert. "Die Industrie
hat sich zwar von den Tiefständen der Rezession Ende 2001 erholt, diese Erholung kommt nun aber nicht weiter
voran", so BA-CA Chefvolkswirtin Marianne Kager. Für die fehlende Erholung ist natürlich auch die
anhaltende Unsicherheit rund um den Irak mitverantwortlich. Vor allem die Konsumentenstimmung leidet darunter weltweit.
"Die Stimmung der Konsumenten in den für Österreichs Exporte wichtigsten Ländern hat einen
Tiefstand wie zuletzt 1993 erreicht", so Stefan Bruckbauer von der BA-CA.
Damit sind nach Meinung der BA-CA Volkswirte bereits jetzt die Folgen des zu erwartenden Irakkrieges bemerkbar.
Die BA-CA gehen in ihrer Prognose von einem relativ kurzen Krieg aus. "Die derzeit anhaltende Unsicherheit
und der zu befürchtende Krieg dürften Österreichs Wirtschaft heuer rund 0,25 Prozent Wirtschaftswachstum
kosten, inklusive der Folgen der dadurch verzögerten Erholung dürfte auch nächstes Jahr das Wachstum
um 0,25 Prozent niedriger liegen", so die Prognose der BA-CA Volkswirte. Sie rechnen daher seit längerem
mit einem Wachstum von lediglich 1,2 Prozent 2003 und 2,1 Prozent 2004. Die Inflation wird wegen der höheren
Ölpreise statt weiter zu sinken leicht steigen. Im Durchschnitt wird sie 2003 jedoch nicht über 2 Prozent
liegen. Die Beschäftigung dürfte dadurch in einem Jahr um 6000 Beschäftigte oder minus 0,2 Prozent
niedriger liegen.
Bei dem von den BA-CA Ökonomen erwarteten Szenario eines kurzen Krieges bleiben damit die direkten Folgen
für Österreichs Wirtschaft relativ gering. Das Risiko, dass der Konflikt eskaliert und daran anschließend
eine Weltrezession ausbricht, ist nach Meinung der BA-CA Ökonomen zwar vorhanden (sie rechnen dann mit einer
deutlichen Rezession), sie halten die Wahrscheinlichkeit dafür jedoch für gering. Mehr Risiko für
die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Österreich sehen die Ökonomen der BA-CA jedoch im allgemeinen
Zustand der Weltwirtschaft. "Der weiter steigende Euro, die Konsolidierungsmaßnahmen in Europa, die
schwache Börsen- und Investitionsstimmung weltweit und nicht zuletzt die mangelnde Zuversicht der US-Konsumenten
sind unserer Meinung nicht nur durch den Irakkonflikt verursacht", fasst Kager die Risikofaktoren zusammen.
Diese Probleme werden auch bei einem schnellen Ende des Irakkonfliktes nicht verschwinden und damit wesentlich
die weitere wirtschaftliche Entwicklung prägen.
"Der starke Euro, die Stagnation in Deutschland und die mangelnde Zuversicht an den Börsen kosten Österreich
mehr Wachstum als die direkten Folgen eines Irakkrieges", analysiert Bruckbauer.
Da die BA-CA Ökonomen von einem Euro von durchschnittlich knapp unter 1,10 US-Dollar heuer und über 1,10
US-Dollar 2004 ausgehen und für Deutschland 2003 und 2004 ein Wachstum deutlich unter dem Potenzial erwarten,
rechnen sie auch für Österreich mit einer zaghaften weiteren Erholung. Dass Österreich heuer nicht
sein Wachstumspotenzial von knapp unter 2,5 Prozent erreicht, liegt zu einem Viertel am Irakkonflikt, zu einem
weiteren Viertel am starken Euro und zur Hälfte an der schwachen Deutschlandkonjunktur mit ihren negativen
Wirkungen auf das gesamte Europa. Erst im Sommer 2004 kann daher nach Meinung der BA-CA Österreichs Wirtschaft
wieder mit rund 2 Prozent wachsen. |