Abschaffung der Notstandshilfe führt direkt in die Armut
Wien (epd Ö) - „Mit der Abschaffung der Notstandshilfe zeichnet die Bundesregierung den direkten
Weg von der Arbeitslosigkeit in die Armut vor“, warnt der Direktor der Diakonie Österreich, Michael Chalupka,
vor den im Kurier vom Dienstag (18. 03.) geäußerten Plänen von Walter
Tancsits, ÖVP-Abgeordneter und potentieller neuer Sozialsprecher, die Sozialhilfe mit der Notstandshilfe zu
vereinigen und zu vereinheitlichen. „Diese Pläne sind schlichtweg unausgegoren und zeugen von Konzeptlosigkeit
hinsichtlich sozialer Fragen“, kritisiert Chalupka. Auch gäben sie keine Antwort darauf, wie die Regierung
mit der Tatsache umgehen wolle, dass die Notstandshilfe Teil der Versicherungsleistung im Falle von Arbeitslosigkeit
sei. „In Zukunft werden all jene, die ihren Job verloren haben, nach dem Auslaufen der Arbeitslose zu Almosenempfängern“,
unterstreicht der Diakonie-Direktor. Eine Reform der Notstandshilfe sei nur dann denkbar und sozial vertretbar,
wenn eine umfassende Grundsicherung geschaffen werde.
Gleichzeitig erinnerte Chalupka daran, dass die Sozialhilfe regresspflichtig sei, also bei einer Änderung
der wirtschaftlichen Situation des Empfängers rückzuerstatten ist und vorhandene Rücklagen angetastet
werden würden. „Im konkreten Fall muss ein Sozialhilfeempfänger, der das Glück hat, nach längerer
Arbeitslosigkeit wieder einen Job zu finden, von seinem vermutlich nicht üppigen Gehalt die Sozialhilfe wieder
zurückbezahlen“, verdeutlicht Chalupka. Wie schnell sich dadurch der Weg in die Armut verkürze, könne
sich jeder selbst ausmalen, so der Diakonie-Direktor.
Die Überlegungen Tancsits, ArbeitsmigrantInnen auf dem Wege der Neuordnung aus den Maßnahmen wieder
herauszunehmen, bezeichnete Chalupka als „überwunden geglaubten Populismus“. Ausländern, die für
Versicherungsleistungen eingezahlt hätten, würde damit „auf dem kalten Weg wieder die Existenzgrundlage
entzogen, indem sie völlig von Notstandshilfe und Sozialhilfe ausgeschlossen wären“. |