Junglandwirte wollen stärker in die Gemeinsame Agrarpolitik eingebunden werden  

erstellt am
18. 03. 03

Rat der Europäischen Junglandwirte verabschiedet Positionspapiere
Wien (aiz.info) - Der Rat der Europäischen Junglandwirte (CEJA) sieht zwar Reformbedarf innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik, ist allerdings mit den gegenwärtigen Reformvorschlägen nicht zufrieden. Dies teilte CEJA-Präsident Hans Benno Wichert nach Abschluss der internationalen Tagung der EU-Junglandwirte in Eisenstadt mit. Rund 50 Vertreter aus 22 europäischen Junglandwirteorganisationen haben die viertägige Veranstaltung genutzt, um Positionspapiere zur EU-Osterweiterung, Tiergesundheit, Kompensationszahlungen und zur GAP-Reform zu erarbeiten. "Unserer Meinung nach hilft diese Reform nicht, eine faire und nachhaltige Agrarpolitik für Junglandwirte aufzubauen", sagte Wichert. Vor allem fordern die Vertreter der EU-Junglandwirte einen integrierten Ansatz für junge Hofübernehmer im Reformvorschlag.

Wichert bedauerte, dass die Vorschläge der Kommission zu der Altersstruktur in den Betrieben nicht Stellung beziehen. Laut einer Eurostat-Studie waren 52% aller EU-Betriebsführer im Jahr 1999 über 55 Jahre alt, während nur 8% unter 35 Jahre alt waren. Für Wichert führt das Problem der Veralterung in der Landwirtschaft zu einer Schwächung der landwirtschaftlichen Unternehmerschaft. Es sei notwendig, die Bedürfnisse und Anforderungen der morgigen landwirtschaftlichen Unternehmer zu berücksichtigen, sagte Wichert an die Adresse der EU-Kommission. "Es ist an der Zeit, einen integrierten Ansatz zu schaffen, um den jungen Landwirten bei der Bewältigung von Schwierigkeiten, wie bei der Übernahme und Anpassung der Landwirtschaft zu helfen", so Wichert. Der Gemeinsamen Agrarpolitik in Europa solle eine Vision verliehen werden, die solcherart sein müsse, dass junge Menschen sich auch weiterhin für eine Zukunft in der Landwirtschaft entscheiden, betonte der CEJA-Vorsitzende.

Junglandwirte lehnen totale Entkoppelung ab
Ein hart umstrittener Punkt war das Herzstück der Reformvorschläge, die Entkoppelung der Direktzahlungen von der Produktion. Während sich die Delegationen aus Frankreich und Spanien strikt dagegen ausgesprochen haben, waren Mitgliederorganisationen aus den nordischen Ländern und die Delegation aus Italien für dieses Konzept. Schließlich haben sich die Junglandwirte auf einen Kompromiss geeinigt. Die jungen Unternehmer befürworten das Konzept der unternehmerischen Freiheit, welches mit der Entkoppelung einhergeht. Allerdings lehnen sie die totale Entkoppelung ab. Ihrer Ansicht nach bringe der gegenwärtige Vorschlag der Kommission noch zahlreiche Unwägbarkeiten mit sich, beispielsweise seien die Transferleistungen noch nicht geklärt und außerdem bestehe das Risiko eines unfairen Wettbewerbes innerhalb der verschiedenen landwirtschaftlichen Sektoren.

Landwirtschaftliches Beratungssystem ist positiv
Die Einführung eines landwirtschaftlichen Beratungssystems "Farm advisory system" wird grundsätzlich von den Junglandwirten begrüßt. "Dies könnte ein positives Element sein, wenn es auf freiwilliger Basis angewendet wird und in ein wirkliches Beratungssystem umgewandelt werden kann", heißt es im Positionspapier. Es soll Dienstleistungen und Empfehlungen für Landwirte bieten, beispielsweise Informationen über Preise, Kosten, Produkte, Marktchancen, alternative Innovationen, Vermarktungswege und Hilfe beim Unternehmensmanagement.

Neueinstiegsbeihilfe für junge Hofübernehmer
Weiters sprachen sich die jungen Hofübernehmer für ein "Maßnahmenpaket für Junglandwirte" aus. Dieses Paket soll die unternehmerischen Qualifikationen der Landwirte fördern. So sollte eine Neueinstiegsbeihilfe in Verbindung mit einem Investitionsplan fix in den Mitgliedsstaaten installiert werden.

Wichert betonte, dass die GAP-Reform gerade der jungen Generation besondere Aufmerksamkeit schenken soll, "da wir ansonsten beim Neueinstieg in diesem Sektor versagen". Den jungen Landwirten solle es ermöglicht werden, ihr Geschäft in unternehmerischer Art und Weise anzupassen, betonte Wichert. "Investitionen in die Landwirtschaft sind langfristige Investitionen und junge Landwirte, die diese Investitionen tätigen, müssen überzeugt sein, dass das gesetzliche Klima stabil bleibt und nicht kurzfristig zahlreichen Änderungen unterzogen wird", so der CEJA-Präsident.

Die Tagung endete am Sonntag mit einer Besichtigung eines ungarischen Milchviehbetriebes und einer Exkursion zu einem Garten- und Weinbaubetrieb in Österreich.
     
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