Wirtschaftspolitik  

erstellt am
31. 03. 03

Wirtschaftsprognose für 2003 und 2004
Anhaltend geringes Wirtschaftswachstum. Von Markus Marterbauer
Wien (wifo) - Die österreichische Wirtschaft wird im Jahr 2003 zum dritten Mal in Folge um nur etwa 1% wachsen. Zur anhaltenden Schwäche der Inlandsnachfrage kommen die wirtschaftlichen Auswirkungen der geopolitischen Instabilitäten. Für 2004 sind die Unsicherheiten besonders groß, derzeit wird neuerlich ein unterdurchschnittliches Wachstum angenommen (+1,7%). Die schlechte Wirtschaftslage hat einen weiteren Anstieg von Arbeitslosigkeit und Budgetdefizit zur Folge.

Die österreichische Wirtschaft wuchs im Jahr 2002 real um 1%. Das entspricht etwa dem Wert, den das WIFO schon im Dezember 2001 prognostiziert hatte (+1,2%). Im III. und IV. Quartal expandierte das BIP saisonbereinigt allerdings nicht mehr. Die Stagnation dürfte sich heuer fortsetzen. Die Auswirkungen der geopolitischen Instabilitäten auf die Gesamtwirtschaft tragen dazu ebenso bei wie die nicht überwundene Schwäche der Binnennachfrage. Das Wirtschaftswachstum wird in Österreich im Jahr 2003 nur 1,1% betragen. Damit erreicht die Rate das dritte Jahr in Folge nur etwa 1% pro Jahr. Ein so geringes Wachstum über drei Jahre war bislang noch nicht zu beobachten.

Die Aussichten für 2004 sind derzeit von großen Unsicherheiten über die Entwicklung der geopolitischen Lage und die Reaktionen der Wirtschaftspolitik geprägt und deshalb noch sehr vage. Für das kommende Jahr wird gegenwärtig ein Wachstum von 1,7% angenommen – neuerlich weit unter dem langjährigen Durchschnitt. Sowohl 2003 als auch 2004 dürfte die heimische Wirtschaft damit etwa im gleichen Ausmaß expandieren wie im Durchschnitt des Euro-Raumes. Ein Konjunkturaufschwung scheint in Europa nur möglich, sofern die weltweiten Unsicherheiten wegfallen und die Rohstoffpreise merklich zurückgehen. Die vorliegende Prognose nimmt als externe Rahmenbedingungen einen Erdölpreis von 29 $ je Barrel im Jahr 2003 und 23 $ im Jahr 2004 sowie einen Wechselkurs von 1,08 $ je Euro an.

Die real-effektive Aufwertung der Währung dämpft die Steigerung des österreichischen Exports. Die Warenausfuhr wird sich heuer real um 4,3% und im kommenden Jahr um 7,5% erhöhen. Wie in den vergangenen zwei Jahren bleibt der Export aber – trotz der ungünstigen internationalen Rahmenbedingungen – der wichtigste Wachstumsmotor der österreichischen Wirtschaft. Die mäßige Expansion der Auslandsnachfrage veranlasst die Exportunternehmen zu Zurückhaltung im Bereich der Investitionen. Die Ausgaben für Maschinen, Fahrzeuge, Elektrogeräte und Software dürften heuer real um nur 3% ausgeweitet werden, nachdem sie seit 2000 kumuliert um 13% eingebrochen sind. Gegen Jahresende sind vor dem Auslaufen der befristeten Investitionsprämie Vorzieheffekte zu erwarten. Erst 2004 könnte eine konjunkturelle Erholung der Investitionstätigkeit eintreten (Ausrüstungen +5,5%). Auch das Wachstum der Sachgüterproduktion bleibt nachfragebedingt schwach, es erreicht real nur 1,8% (2003) bzw. 3% (2004). Das ist zu wenig, um einen neuerlichen umfangreichen Abbau von Arbeitsplätzen in der Industrie zu verhindern.

Die Entwicklung der Inlandsnachfrage liegt weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt. Nach dem Rückgang in den Jahren 2001 und 2002 ist heuer allerdings eine leichte Zunahme zu erwarten. Die Ausgaben der privaten Haushalte werden durch die schlechte Lage auf dem Arbeitsmarkt und die schwache Entwicklung der Nettomasseneinkommen gedämpft. Sie expandieren aber um knapp 1½%, während der öffentliche Konsum stagniert. Die Bauinvestitionen erholen sich im Bereich des Tiefbaus aufgrund verstärkter Infrastrukturausgaben für Schiene und Straße, dem Hochbau fehlen hingegen Impulse.

Hauptergebnisse der Prognose
 

1999

2000

2001

2002

2003

2004

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

             
Bruttoinlandsprodukt            

    Real

+2,7

+3,5

+0,7

+1,0

+1,1

+1,7

    Nominell

+3,4

+5,0

+2,3

+2,3

+2,4

+3,5

Sachgütererzeugung1), real

+3,0

+6,5

+1,3

+0,2

+1,8

+3,0

Private Konsumausgaben, real

+2,3

+3,3

+1,5

+0,9

+1,4

+1,9

Bruttoanlageinvestitionen, real

+2,1

+5,9

-2,2

-4,8

+2,0

+3,3

    Ausrüstungen2)

+4,9

+11,8

-2,9

-8,9

+3,0

+5,5

    Bauten

+0,0

+1,2

-1,5

-1,2

+1,2

+1,5

Warenexporte3)            

    Real

+7,7

+13,1

+7,5

+5,5

+4,3

+7,5

    Nominell

+7,0

+15,6

+6,5

+4,1

+5,3

+7,7

Warenimporte3)            

    Real

+6,9

+10,9

+5,7

-0,9

+4,6

+7,5

    Nominell

+6,7

+14,7

+5,0

-2,2

+6,5

+7,0

LeistungsbilanzsaldoMrd. €

-6,33

-5,36

-4,65

-0,91

-1,90

-1,82

in % des BIP

-3,2

-2,6

-2,2

-0,4

-0,9

-0,8

Sekundärmarktrendite4)in %

4,7

5,6

5,1

5,0

3,9

4,0

Verbraucherpreise

+0,6

+2,3

+2,7

+1,8

+1,9

+1,4

Arbeitslosenquote            

    In % der Erwerbspersonen5)

3,9

3,7

3,6

4,1

4,2

4,2

    In % der unselbständigen Erwerbspersonen6)

6,7

5,8

6,1

6,9

7,0

7,0

Unselbständig aktiv Beschäftigte7)

+1,2

+1,0

+0,4

-0,5

-0,1

+0,3

Finanzierungssaldo des Staates
(laut Maastricht-Definition)in % des BIP

-2,3

-1,5

+0,3

-0,6

-1,2

-1,0


1) Nettoproduktionswert, einschließlich Bergbau. – 2) Einschließlich sonstiger Anlagen. – 3) Laut Statistik Austria. – 4) Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). – 5) Laut Eurostat. – 6) Laut Arbeitsmarktservice. – 7) Ohne Bezieher und Bezieherinnen von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdiener.

Der Preisauftrieb beschleunigt sich auf Verbraucherebene heuer leicht, die Inflationsrate wird 1,9% erreichen. Dies ist sowohl auf die Energieverteuerung als auch auf den Anstieg der Dienstleistungspreise, vor allem im Bereich des Wohnungsaufwands, zurückzuführen. Dazu kommt eine Steigerung der Preise von Industrieerzeugnissen. Im kommenden Jahr verlangsamt sich die Inflationsrate wieder auf etwa 1½%. Der hohe Außenwert des Euro dämpft den Anstieg der Importpreise, von Seiten der Lohnstückkosten ist kein Preisdruck zu erwarten.

Das geringe Wirtschaftswachstum hatte 2001 und 2002 einen Anstieg der Zahl der Arbeitslosen um kumuliert 38.000 zur Folge. Eine Umkehrung dieses negativen Trends zeichnet sich für 2003 und 2004 nicht ab. Heuer wird die Zahl der aktiv Beschäftigten nochmals leicht zurückgehen. Neben der Sachgütererzeugung gehen auch im Bauwesen und im Handel viele Arbeitsplätze verloren. Der öffentliche Sektor plant eine Fortsetzung des Beschäftigungsabbaus. Die Zahl der Arbeitslosen nimmt weiter zu und erreicht im Jahresdurchschnitt 2003 240.000 (+8.000). Die Arbeitslosenquote beträgt 7,0% der unselbständigen Erwerbspersonen nach traditioneller österreichischer Berechnungsmethode bzw. 4,2% der Erwerbspersonen laut Eurostat. Im Jahr 2004 könnte die Beschäftigung verhalten zunehmen. Die Zahl der Arbeitslosen wird allerdings nicht sinken, weil mit dem Inkrafttreten erster Schritte zur Abschaffung der Frühpension und dem zu erwartenden starken Zustrom ausländischer Arbeitskräfte das Arbeitskräfteangebot merklich zunimmt.

Der Staatshaushalt wies im vergangenen Jahr nach Angaben des Finanzministeriums und von Statistik Austria ein Defizit von 1,2 Mrd. Euro (0,6% des BIP) auf. Für heuer liegt noch kein Bundesvoranschlag vor. Das WIFO erwartet aufgrund einer weiterhin konjunkturbedingt schwachen Entwicklung der Steuereinnahmen, der Verschiebungen von Hochwasserausgaben ins Jahr 2003 und zusätzlicher Ausgaben etwa für die Familienförderung einen Anstieg des Abgangs im Staatshaushalt auf etwa 1,2% des BIP (2¾ Mrd. Euro). Die schlechte Konjunktur belastet das Budget durch die Dämpfung des Wachstums der Steuereinnahmen und durch hohe Ausgaben für Arbeitslosigkeit auch im kommenden Jahr. Das Defizit könnte dann 1% des BIP betragen.

 

Prognose der Österreichischen Wirtschaft 2003-2004
Weltweite Turbulenzen verzögern den Konjunkturaufschwung
Wien (ihs) - Die Konjunktur hat sich in den letzten Monaten eingetrübt. Die geopolitische Situation drückt weltweit auf die Stimmung der Konsumenten und Investoren. Auf den Finanzmärkten haben die politischen Unwägbarkeiten die ohnehin hohe Volatilität weiter verstärkt. Bis zum Zeitpunkt der Gewissheit des Irak-Krieges verzeichneten insbesondere die europäischen Börsen deutliche Kurseinbrüche und der Ölpreis stieg auf über 30 USD je Barrel. Darüber hinaus belastet die Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar die europäische Exportwirtschaft.

Im Vorjahr hat sich die Konjunktur in den USA und insbesondere im asiatischen Raum deutlich erholt. Dabei ist die amerikanische Wirtschaft im Jahresdurchschnitt 2002 um 2.4 % gewachsen. In der EU betrug das Wirtschaftswachstum hingegen nur 0.9 %, wobei in der zweiten Jahreshälfte die Konjunkturdynamik deutlich abflaute. So ist die europäische Wirtschaft im vierten Quartal nur um 0.2 % gegenüber dem Vorquartal gewachsen, nach 0.4 % in den vorigen drei Quartalen. Insbesondere die großen Länder in der Eurozone zeigten Schwächen in der konjunkturellen Entwicklung. Gegenwärtig deuten Stimmungsindikatoren auf eine Stabilisierung der Wirtschaftslage, aber noch nicht auf einen Aufschwung. Das Institut geht davon aus, dass der Irak-Krieg in relativ kurzer Zeit beendet sein wird und keine Terrorattacken die Weltwirtschaft treffen. Gegeben diese Annahmen über die geopolitische Lage, sollte sich die Stimmung der Investoren und Konsumenten deutlich aufhellen und die europäische Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte wieder anziehen. Im Jahr 2004 sollte sich die Konjunkturlage weiter verbessern.

Laut ersten Berechnungen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ist die österreichische Wirtschaft im Jahr 2002 um 1 % gewachsen. Besonders verhalten hat sich dabei die Binnenkonjunktur entwickelt, während sich der Außenbeitrag deutlich verbesserte. Der private Konsum war auf Grund der mäßigen Einkommensdynamik schwach, die Investitionsnachfrage ist eingebrochen. Die Exportwirtschaft hat sich etwas belebt, die Importnachfrage stagnierte auf Grund der schwachen Binnenkonjunktur. Allerdings hat sich auch in Österreich das Wachstumstempo im vierten Quartal wieder verlangsamt. Auf Grund der verschlechterten kurzfristigen Konjunkturaussichten für Europa – und insbesondere für Deutschland – rechnet das Institut für 2003 nunmehr mit einem Wachstum von 1.5 %. Erst im Jahr 2004 sollte die österreichische Wirtschaft mit 2.5 % wieder kräftig wachsen.

Dieser Prognose liegt folgende Einschätzung der internationalen Konjunktur zu Grunde. Die Hauptimpulse für die Belebung der Weltkonjunktur im Vorjahr gingen von der kräftigen Konjunkturerholung in den USA aus. Zusätzliche Impulse kamen vom Anziehen der wirtschaftlichen Aktivitäten in den asiatischen Schwellenländern. Seit Jahresmitte 2002 hat sich die konjunkturelle Dynamik allerdings deutlich verlangsamt, wozu die massive Verunsicherung auf Grund der labilen geopolitischen Lage maßgeblich beitrug. Das Institut geht davon aus, dass nach Beendigung des Irak-Kriegs eine deutliche Verbesserung bei den Stimmungsindikatoren auftritt und sich die Lage auf den Finanzmärkten stabilisiert. Für den Jahresdurchschnitt 2003 wird ein Ölpreis von 28 USD je Barrel erwartet. Vor diesem Hintergrund sollte die Wirtschaft der USA mit 2 ¾ % in 2003 und mit 3 % im kommenden Jahr wachsen. Ausgehend von den USA wird sich auch die europäische Konjunkturdynamik im Jahresverlauf wieder beschleunigen, wozu die bisher aufgeschobene Nachfrage nach Investitions- bzw. langlebigen Konsumgütern beitragen sollte. Für die EU wird folglich ein Wachstum von 1 ½ % für das Jahr 2003 bzw. von 2 ¼ % in 2004 erwartet. Die deutsche Wirtschaft wird um ¾ % bzw. 1 ¾ % wachsen und damit weiterhin deutlich hinter dem EU-Schnitt zurückbleiben.

Hinsichtlich der internationalen Konjunkturentwicklung bestehen allerdings weiterhin eine Reihe von Risiken. Ein langdauernder Krieg im Irak – im Verein mit stark steigenden Ölpreisen – würde die Weltkonjunktur deutlich dämpfen. Die fortbestehende hohe Volatilität der Finanzmärkte stellt ein weiteres Risiko für die Realwirtschaft dar. Insbesondere in Europa könnte der vorherrschende Pessimismus den erwarteten Wirtschaftsaufschwung noch weiter verzögern. Negative Konjunktur-risiken gehen dabei insbesondere von Deutschland aus. Ein permanenter Anstieg des Euro/Dollar-Wechselkurses auf über 1.10 würde die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exportindustrie merklich reduzieren. Abgesehen von diesen Abwärtsrisiken gibt es aber auch Überlegungen, die eine höhere Wachstumsrate möglich erscheinen lassen. Kommt die Konjunktur in Europa in Gang, dann könnte dieser Aufschwung auch kräftiger als erwartet ausfallen.

In Österreich entwickelte sich der private Konsum 2002 mit einem Wachstum von 0.9 % nur sehr verhalten, wobei insbesondere die Dynamik im Bereich der langlebigen Konsumgüter schwach blieb. Auf Grund der verbesserten Einkommensentwicklung sollte sich das Konsumwachstum im heurigen Jahr auf 1.6 % beschleunigen. Für 2004 wird ein Konsumwachstum von 2 ¼ % erwartet. Die Sparquote bleibt im Prognosezeitraum unverändert.

Wie bereits in der Vergangenheit erweisen sich die Anlageinvestitionen als sehr konjunkturreagibel. In den letzten beiden Jahren ist die Investitionstätigkeit real zurückgegangen. Insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen sind im Jahr 2002 um 8.9 % eingebrochen. In diesem Jahr wird sich – ausgehend von niedrigem Niveau – das Wachstum bei diesem Aggregat auf 3 % beschleunigen, wozu auch die Investitionsprämie beiträgt. Im Jahr 2004 dürfte sich das Investitionsklima weiter verbessern und die Ausrüstungsinvestitionen sollten um 6.4 % steigen. Im Bereich der Bauinvestitionen zeichnet sich eine Stabilisierung ab. Letztes Jahr sind die Bauinvestitionen noch um 1.2 % gefallen. Im heurigen Jahr werden sich die Bauinvestitionen mit einem Wachstum von 1 % beleben. Für 2004 ist eine Fortsetzung dieses Trends zu erwarten (1.5 %). Insgesamt gesehen steigen damit die Bruttoinvestitionen im Prognosezeitraum um 2.1 % (2003) und 4.1 % (2004).

Auf Grund der schwachen Konsumdynamik und des Einbruchs der Investitionstätigkeit ist die Inlandsnachfrage im Jahr 2002 um 0.4 % zurückgegangen. Im Prognosezeitraum belebt sich die Inlandsnachfrage mit 1.4 % (2003) und 2.3 % (2004) wieder.

Trotz der drastischen Abschwächung der internationalen Konjunktur hat sich die heimische Exportwirtschaft als robust erwiesen. Die realen Warenexporte sind im Vorjahr um 5.5 % gestiegen, wobei sich der Zuwachs im Jahresverlauf deutlich abgeschwächt hat. Im Laufe des heurigen Jahres wird sich das Exportwachstum wieder beschleunigen und im Jahresdurchschnitt 4 % betragen. Auf Grund der Konjunkturerholung wird für 2004 ein Anstieg von 6.9 % erwartet. Mit 2.6 % ist das Wachstum bei den realen Exporten im weiteren Sinne laut VGR im Vorjahr deutlich hinter dem der Warenexporte zurückgeblieben. Diese Tendenz wird sich in den nächsten beiden Jahren abschwächen, wobei die Exporte im weiteren Sinn um 3.2 % (2003) und 5.7 % (2004) zulegen werden. Die schwache Inlandsnachfrage hat im Vorjahr zu einer Stagnation der Importe geführt. Bedingt durch das Anziehen der Binnennachfrage werden die Importe im weiteren Sinn laut VGR im Prognosezeitraum wieder anziehen und im selben Tempo wie die Exporte wachsen (3.2 % bzw. 5.7 %). Die Warenimporte werden nach einem Rückgang von 1.1 % im Vorjahr um 4.0 % (2003) bzw. 6.9 % (2004) ansteigen.

Die Tendenz zur Verbesserung der Leistungsbilanz hat sich im Vorjahr deutlich verstärkt. Auf Grund der Stärke der Exportwirtschaft, den Verbesserungen in der Einkommensbilanz und insbesondere wegen der durch die Binnennachfrage ausgelösten Stagnation der Importdynamik ist das Leistungsbilanzdefizit im Vorjahr auf 1.2 Mrd. € gesunken. Im Prognosezeitraum wird sich das Leistungsbilanzdefizit nur marginal verschlechtern (1.5 Mrd. € in 2003 bzw. 1.8 Mrd. € in 2004).

Im Jahresdurchschnitt 2002 betrug die Inflationsrate 1.8 %. Für 2003 erwartet das Institut eine Inflationsrate von 1.6 %. Hierzu tragen die moderate Lohnrunde und die Aufwertung des Euros bei. Aus konjunktureller Sicht wäre sogar ein stärkerer Rückgang zu erwarten, der hohe Ölpreis und die deutlich steigenden Dienstleistungspreise wirken dem entgegen. Im Jahr 2004 wird die Inflation 1 ¾ % betragen. Dabei wird unterstellt, dass es zu keinen starken Schüben bei den in der Vergangenheit volatilen Öl- und Nahrungsmittelpreisen kommt.

Die Arbeitsmarktlage hat sich in den letzten Monaten weiter stabilisiert. Nachdem 2002 die Zahl der Beschäftigten (korrigiert um Präsenzdiener und KindergeldbezieherInnen) um 0.5 % zurückgegangen ist, wird die Beschäftigung heuer stagnieren (0.1 %). Erst 2004 ist wieder mit einem deutlichen Anspringen der Beschäftigungsdynamik zu rechnen (0.7 %). Die geringe Wachstumsdynamik der letzten beiden Jahre schlägt sich in den Arbeitslosenzahlen deutlich nieder. Im Jahresschnitt 2002 überstieg die Arbeitslosenzahl mit 232.400 das Vorjahresniveau um rund 30.000 Personen. Heuer wird die Zahl der Arbeitslosen nur noch leicht steigen und erst 2004 wieder signifikant abnehmen. Die Arbeitslosenquote in nationaler Definition verharrt mit 6.9 % heuer auf dem Vorjahresniveau und wird 2004 auf 6.6 % fallen. Laut EUROSTAT-Berechnungsmethode sinkt die Arbeitslosenquote von 4.3 % im Jahr 2002 auf 4.2 % in 2003 und auf 4.1 % in 2004.

Trotz der ungünstigen Konjunktur betrug das Budgetdefizit im Vorjahr nur 0.6 %. Für das heurige Jahr erwartet das Institut ein Defizit im Ausmaß von 1.3 % des Bruttoinlandsprodukts. Auf Grund der Konjunkturerholung im nächsten Jahr sollte die Defizitquote auf ¾ % zurückgehen. Strukturell betrachtet ist eine Umsetzung der Reformen zur Dämpfung der Ausgabendynamik notwendig, damit ausreichende budgetäre Spielräume für die geplante Steuerentlastung geschaffen werden.

 

Für AK sind Wifo- und vor allem IHS-Wirtschaftsprognosen noch zu optimistisch
Auch prognostiziertes zwei-Prozent-Wirtschaftswachstum für 2001 und 2002 wurde klar verfehlt
Wien (ak) - Als nicht nachvollziehbar und nur wenig plausibel bewertet die AK die heute vorgestellten Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS. Die Wirtschaftsforschungsinstitute haben bereits für die Jahre 2001, 2002 und 2003 ein Wachstum der österreichischen Wirtschaft von teilweise deutlich über zwei Prozent prognostiziert. Tatsächlich ist die heimische Wirtschaft 2001 um 0,7 Prozent und auch 2002 nur um ein Prozent gewachsen.

Seit Jahrzehnten hat es in Österreich keine drei aufeinanderfolgenden Jahre mit so schwachem Wirtschaftswachstum gegeben wie 2001, 2002 und 2003. Diese Situation ist für die Beschäftigung in Österreich dramatischer als alle Rezessionen, die Österreich seit dem 2. Weltkrieg erlebt hat. Für ein stärkeres Wirtschaftswachstum 2004 gibt es schon jetzt keine Anzeichen. Dazu kommen aber noch Dauer und Folgen des Irak-Krieges, drohende Turbulenzen der internationalen Finanzmärkte, das Auslaufen der investitionsfördernden Maßnahmen in Österreich, die möglichen Konsumfolgen der so genannten "Pensionssicherungsreform" und das völlige Fehlen einer tatsächlichen Entlastung der Arbeitnehmer. Werten die AK-Experten die Wifo-Prognose als "Prinzip Hoffnung", kritisieren sie die IHS-Prognose als "aus den Fingern gesogen". Es gibt keine Anzeichen für die vom IHS angenommenen geringeren Preissteigerungen. Die Auswirkungen der kommenden Belastungen, wie der höheren Energiesteuer, werden ignoriert. Dem IHS ist offenbar auch die massive Beschleunigung der Mietenerhöhungen (auf mehr als fünf Prozent in den letzten Monaten) entgangen. Auch die Investitionsprognose erscheint unrealistisch hoch. Außerdem bleibt das IHS jeden Hinweis dafür schuldig, wie das deutliche Beschäftigungsminus des ersten Quartals 2003 im Jahresdurchschnitt in ein Plus von mehr als 4000 verwandelt werden soll.

 

 Stummvoll: Überdurchschnittliches Wachstum im europäischen Vergleich
Panikmache der SPÖ, Reformen der Regierung würden kein Wachstum zulassen, widerlegt
Wien (övp-pk) - "Im europäischen Vergleich liegen wir beim realen Wirtschaftswachstum gut", sagte ÖVP- Budgetsprecher Dr. Günther Stummvoll am Freitag (28. 03.) zur jüngsten WIFO- und IHS- Wirtschaftsprognose. Bereits 2002 sei man mit einem Prozent Wachstum über dem EU-Durchschnitt gelegen. "Damit haben wir endgültig bewiesen, dass auch bei umfangreichen Strukturreformen Wirtschaftswachstum möglich ist", so Stummvoll. Die immer wiederkehrende "Panikmache der SPÖ, die Reformen der Regierung würden kein Wachstum zulassen", sei also eindeutig widerlegt. Auch die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs habe sich gesteigert. "Wir haben entscheidende Marktanteile am Weltmarkt erobert. Erstmals nach vielen Jahrzehnten hatten wir im Vorjahr eine aktive Handelsbilanz, das heißt, die Exporte waren höher als die Importe", sagte Stummvoll.

Die beiden Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS würden die positive Wirkung der Maßnahmen in den letzten Jahren bestätigen. "Unser Konjunkturpaket greift", sagte der ÖVP-Budgetsprecher. Vor allem Ende 2003 werde das durch steigende Investitionen besonders spürbar werden.

Auch die Budgetpolitik der Bundesregierung werde von den Wirtschaftsforschungsinstituten positiv bewertet. "Man sieht ganz klar: In Deutschland hat die rot-grüne Regierung ihr Pulver bereits verschossen. Wir sind für Krisenfälle gerüstet und können auch in konjunkturiell schwachen Zeiten gegensteuern", schloss Stummvoll. 
 
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