SUPerNOW: Neue Wege für Weltstadt Wien  

erstellt am
31. 03. 03

Wien (rk) - Wien, die kleine Weltstadt mit großen Qualitäten: Internationale Rankings bescheinigen der Stadt immer wieder einen Platz auf dem Stockerl, was die Lebensqualität anbelangt. Das hat auch mit der über die Jahrzehnte geordneten und qualitativ hochwertigen Stadtentwicklung zu tun:

Die Stadt ist nie ungehemmt gewachsen, die Balance zwischen notwendiger Weiterentwicklung und Erhaltung der Naturreserven konnte stets gehalten werden. Mit einem Nationalpark, der im Stadtgebiet beginnt, steht Wien weltweit einmalig da.

Die Wiener Stadtregierung ist unter Bürgermeister Dr. Michael Häupl vor zwei Jahren mit einem ambitionierten Programm angetreten, das - in "100 Projekten" - die Qualität der Stadt noch weiter steigern soll.

Die Stadtplanung hat sich beispielsweise mit den Entwicklungen im Nordosten Wiens zu beschäftigen, der - für sich genommen - heute bereits die zweitgrößte Stadt Österreichs wäre.

Während die Gebiete rechts der Donau nur einen leichten Bevölkerungszuwachs verzeichnen, zeigen die Bezirke Donaustadt und Floridsdorf zweistellige Zuwachsraten.Auch die Zahl der Arbeitsplätze nimmt dort, wenn auch nur leicht, zu.

Besonders betroffen ist die "zweitgrößte Stadt Österreichs" von der Verkehrsentwicklung: Die Südosttangente ist bereits seit langem an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt, die täglichen Staumeldungen sind traurige Realität.

Gleichzeit liegen links der Donau jene Gebiete, in denen die - notwendigen - neuen Arbeitsplätze geschaffen werden können und müssen. In der immer besser werdenden Zusammenarbeit mit dem Bundesland Niederösterreich und im Hinblick auf das Entstehen einer Europaregion bis hin nach Bratislava und Brno kommt dem Nordosten Wiens besondere Standortqualität zu.

Planerisches Wunderding
Unter Planungsstadtrat DI Rudolf SCHICKER hat die Stadtplanung daher unmittelbar nach Amtsantritt vor 2 Jahren den ambitionierten Versuch unternommen, in einem bisher europaweit einzigartigen Planungsverfahren . die Gesamtentwicklung dieser zweitgrößten Stadt Österreichs zu bearbeiten.

SUPerNOW heißt das planerische Wunderding, das selbst von der EU erst in zwei Jahren zum Standard erhoben werden wird. Wien hat damit eine Vorreiterrolle übernommen, die unsere Lebensqualität sichern und steigern soll.

Mensch - Umwelt - Standort
Und das sind die Besonderheiten: Während anderswo neue Entwicklungsprojekte in einem permanenten Kleinkampf oft gegen die Interessen von BürgerInnen und deren Initiativen durch"gekämpft" werden, geht Wien einen anderen Weg. Die "strategische Umweltprüfung" (SUP) nimmt nicht nur auf Umweltaspekte Rücksicht, sie behandelt bei der Planungsvorbereitung gleichwertig auch wirtschaftliche und soziale Interessen . Nur im Interessenausgleich, so die neue Wiener Planungsphilosophie kann eine nachhaltige Entwicklung gewährleistet werden. Erste Erfahrungen mit einer SUP hatte Wien bereits bei der Erstellung eines Abfallwirtschaftsplans gewonnen.

Jetzt ging und geht es um noch komplexere Entwicklungen. Mehr als 280.000 Menschen leben in dieser "zweitgrößten Stadt Österreichs" im Nordosten Wiens, Tendenz steigend.

Die wesentlichsten Fragstellungen der SUP lauten daher:

  • Welche Arbeitsplätze braucht die Region?
  • Wie soll sich in den Bezirken Donaustadt und Floridsdorf die
  • Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln entwickeln?
  • Wie wirkt sich das Wachstum auf die Verkehrsentwicklung in den beiden Bezirken, aber darüber hinaus in der Region aus?
  • Braucht Wien bei ständig steigendem Transitverkehr - auch unter Berücksichtigung der EU-Erweiterung -eine neue hochrangige Straße unter gleichzeitiger zur Entlastung der Wohngebiete ?

Im "SUPerNOW-Team" - und das war die neue Qualität im Planungsprozeß - arbeiteten VertreterInnen der Verwaltung aus Wien und Niederösterreich mit den Bezirken, Interessenvertretungen, Umweltgruppen und externen ExpertInnen an der gemeinsamen Sicht der derzeitigen Situation und zukünftiger Perspektiven für die Region.

In zwei "Bürgerforen" in Wien und zwei Regionalforen in Niederösterreich wurde die breite Öffentlichkeit einbezogen, gleichzeitig war der Prozess aktiv im Internet zu verfolgen und mit Anregungen zu bereichern.

Am 24.3. wurde das Verfahren in einer abschließenden Sitzung beendet, bereits am 7. April werden die wichtigsten Ergebnisse der Zusammenarbeit den BürgerInnen der beiden Bezirke vorgestellt, und mit Planungsstadtrat Schicker diskutiert.

Die Entlastungsstraße - eine politische Entscheidung
Ein weitestgehend unbestrittenes Ergebnis des Verfahrens lautet: Wien braucht eine sechste Querung der Donau und eine Entlastung der Wohngebiete vom bestehenden und noch zu erwartenden Verkehr durch den Nordosten Wiens. Dabei ist der Nationalpark so weit wir möglich unberührt zu lassen.

Für Planungsstadtrat Schicker, der sich dabei auf die Willensbildung in der Mehrheitspartei in Wien berufen kann, steht fest: "Wenn der Bund für jede noch so kleine Stadt in anderen Bundesländern Ortsumfahrungen baut, haben die 280.000 Menschen im Nordosten Wiens Anspruch auf eine ähnliche Entlastung. Ich habe daher aufgrund der Ergebnisse aus dem SUPerNOW-Prozess eine Untertunnelung der Donau und der Lobau vorgeschlagen, die so tief geführt werden kann, dass weder Grundwasserströme noch die Oberfläche beeinträchtigt werden. Was beim Nationalpark Hohe Tauern möglich war, darf für die Natur und die Menschen in der zweitgrößten Stadt Österreichs kein Problem sein: Und die Zufriedenheit der AnrainerInnen mit dem so genannten Lärmschutztunnel Kaisermühlen zeigt, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind (siehe Foto)".

Der nunmehr von der zuständigen ASFINAG und dem Bundesministerium zu prüfende Trassenverlauf quert beim Hafen Albern Richtung Ölhafen die Donau, führt dann schräg durch das Tanklager, unterquert den Nationalpark an seiner schmalsten - nur einen Kilometer breiten - Stelle und führt dann zwischen Aspern und Eßling sowie Breitenlee und Neueßling nach Niederösterreich, wo der Anschluss an die in Planung befindliche Nordautobahn erfolgen soll.

Abgelehnt wird von der Rathausmehrheit, so Schicker, eine "große" Tunnelquerung der Lobau und eine daran anschließende Autobahn entlang der Stadtgrenze, die letztlich zu einem "Speckgürtel" entlang dieser Trasse mit den damit verbundenen Probleme, die aus anderen Städten bekannt sind, führen würde. Dieser würde erst recht wieder Verkehr anziehen, der dann noch dazu quer durch die Sieldungsgebiete der Donaustadt führen würde.

Ausbau der "Öffis"
Für besonders wichtig hält Schicker die Bestätigung durch den SUPerNOW-Prozeß für die Notwendigkeit des Ausbaus der "Öffis" im Nordosten Wiens. Dazu gehört eine Verlängerung der U 6 zum Rendezvousberg ebenso wie die Verlängerung der U 1 in die Großfeldsiedlung, die im Bau befindliche Verlängerung der U2 zum zukünftigen städtischen Subzentrum um das Flugfeld Aspern und Verbesserungen im S-Bahn- und Straßenbahnnetz. "Mit einer solchen Infrastruktur ist es auch möglich, internationale Investoren in diese neu entstehende Subzentrum Wiens zu bekommen, die wiederum für eine Aufwertung der Siedlungsgebiete mit Arbeitsplätzen und Dienstleistungen sorgen."

Für ihn sei, so Schicker abschließend, der SUPerNOW-Prozeß, dessen Erkenntnisse auch in den Stadtentwicklungsplan und den Masterplan Verkehr einfließen, bereits heute in die Reihe großer Planungsprozesse unter sozialdemokratischen Planungsverantwortlichen wie etwa seinen Vorgängern Fritz Hofmann ("Wiener Modell" der Planung der Donauinsel und des Donauraums Wien) und Hannes Swoboda einzuordnen: "Uns geht es immer um die Menschen, die Umwelt und die Sicherung des Standortes Wien, die uns erst die wirtschaftlichen Voraussetzungen ermöglicht, nachhaltige Stadtentwicklung zu betreiben."

     
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