Wien (rk) - Wien, die kleine Weltstadt mit großen Qualitäten: Internationale Rankings bescheinigen
der Stadt immer wieder einen Platz auf dem Stockerl, was die Lebensqualität anbelangt. Das hat auch mit der
über die Jahrzehnte geordneten und qualitativ hochwertigen Stadtentwicklung zu tun:
Die Stadt ist nie ungehemmt gewachsen, die Balance zwischen notwendiger Weiterentwicklung und Erhaltung der Naturreserven
konnte stets gehalten werden. Mit einem Nationalpark, der im Stadtgebiet beginnt, steht Wien weltweit einmalig
da.
Die Wiener Stadtregierung ist unter Bürgermeister Dr. Michael Häupl vor zwei Jahren mit einem ambitionierten
Programm angetreten, das - in "100 Projekten" - die Qualität der Stadt noch weiter steigern soll.
Die Stadtplanung hat sich beispielsweise mit den Entwicklungen im Nordosten Wiens zu beschäftigen, der - für
sich genommen - heute bereits die zweitgrößte Stadt Österreichs wäre.
Während die Gebiete rechts der Donau nur einen leichten Bevölkerungszuwachs verzeichnen, zeigen die Bezirke
Donaustadt und Floridsdorf zweistellige Zuwachsraten.Auch die Zahl der Arbeitsplätze nimmt dort, wenn auch
nur leicht, zu.
Besonders betroffen ist die "zweitgrößte Stadt Österreichs" von der Verkehrsentwicklung:
Die Südosttangente ist bereits seit langem an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt, die täglichen Staumeldungen
sind traurige Realität.
Gleichzeit liegen links der Donau jene Gebiete, in denen die - notwendigen - neuen Arbeitsplätze geschaffen
werden können und müssen. In der immer besser werdenden Zusammenarbeit mit dem Bundesland Niederösterreich
und im Hinblick auf das Entstehen einer Europaregion bis hin nach Bratislava und Brno kommt dem Nordosten Wiens
besondere Standortqualität zu.
Planerisches Wunderding
Unter Planungsstadtrat DI Rudolf SCHICKER hat die Stadtplanung daher unmittelbar nach Amtsantritt vor 2
Jahren den ambitionierten Versuch unternommen, in einem bisher europaweit einzigartigen Planungsverfahren . die
Gesamtentwicklung dieser zweitgrößten Stadt Österreichs zu bearbeiten.
SUPerNOW heißt das planerische Wunderding, das selbst von der EU erst in zwei Jahren zum Standard erhoben
werden wird. Wien hat damit eine Vorreiterrolle übernommen, die unsere Lebensqualität sichern und steigern
soll.
Mensch - Umwelt - Standort
Und das sind die Besonderheiten: Während anderswo neue Entwicklungsprojekte in einem permanenten Kleinkampf
oft gegen die Interessen von BürgerInnen und deren Initiativen durch"gekämpft" werden, geht
Wien einen anderen Weg. Die "strategische Umweltprüfung" (SUP) nimmt nicht nur auf Umweltaspekte
Rücksicht, sie behandelt bei der Planungsvorbereitung gleichwertig auch wirtschaftliche und soziale Interessen
. Nur im Interessenausgleich, so die neue Wiener Planungsphilosophie kann eine nachhaltige Entwicklung gewährleistet
werden. Erste Erfahrungen mit einer SUP hatte Wien bereits bei der Erstellung eines Abfallwirtschaftsplans gewonnen.
Jetzt ging und geht es um noch komplexere Entwicklungen. Mehr als 280.000 Menschen leben in dieser "zweitgrößten
Stadt Österreichs" im Nordosten Wiens, Tendenz steigend.
Die wesentlichsten Fragstellungen der SUP lauten daher:
- Welche Arbeitsplätze braucht die Region?
- Wie soll sich in den Bezirken Donaustadt und Floridsdorf die
- Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln entwickeln?
- Wie wirkt sich das Wachstum auf die Verkehrsentwicklung in den beiden Bezirken, aber darüber hinaus in
der Region aus?
- Braucht Wien bei ständig steigendem Transitverkehr - auch unter Berücksichtigung der EU-Erweiterung
-eine neue hochrangige Straße unter gleichzeitiger zur Entlastung der Wohngebiete ?
Im "SUPerNOW-Team" - und das war die neue Qualität im Planungsprozeß - arbeiteten VertreterInnen
der Verwaltung aus Wien und Niederösterreich mit den Bezirken, Interessenvertretungen, Umweltgruppen und externen
ExpertInnen an der gemeinsamen Sicht der derzeitigen Situation und zukünftiger Perspektiven für die Region.
In zwei "Bürgerforen" in Wien und zwei Regionalforen in Niederösterreich wurde die breite Öffentlichkeit
einbezogen, gleichzeitig war der Prozess aktiv im Internet zu verfolgen und mit Anregungen zu bereichern.
Am 24.3. wurde das Verfahren in einer abschließenden Sitzung beendet, bereits am 7. April werden die wichtigsten
Ergebnisse der Zusammenarbeit den BürgerInnen der beiden Bezirke vorgestellt, und mit Planungsstadtrat Schicker
diskutiert.
Die Entlastungsstraße - eine politische Entscheidung
Ein weitestgehend unbestrittenes Ergebnis des Verfahrens lautet: Wien braucht eine sechste Querung der
Donau und eine Entlastung der Wohngebiete vom bestehenden und noch zu erwartenden Verkehr durch den Nordosten Wiens.
Dabei ist der Nationalpark so weit wir möglich unberührt zu lassen.
Für Planungsstadtrat Schicker, der sich dabei auf die Willensbildung in der Mehrheitspartei in Wien berufen
kann, steht fest: "Wenn der Bund für jede noch so kleine Stadt in anderen Bundesländern Ortsumfahrungen
baut, haben die 280.000 Menschen im Nordosten Wiens Anspruch auf eine ähnliche Entlastung. Ich habe daher
aufgrund der Ergebnisse aus dem SUPerNOW-Prozess eine Untertunnelung der Donau und der Lobau vorgeschlagen, die
so tief geführt werden kann, dass weder Grundwasserströme noch die Oberfläche beeinträchtigt
werden. Was beim Nationalpark Hohe Tauern möglich war, darf für die Natur und die Menschen in der zweitgrößten
Stadt Österreichs kein Problem sein: Und die Zufriedenheit der AnrainerInnen mit dem so genannten Lärmschutztunnel
Kaisermühlen zeigt, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind (siehe Foto)".
Der nunmehr von der zuständigen ASFINAG und dem Bundesministerium zu prüfende Trassenverlauf quert beim
Hafen Albern Richtung Ölhafen die Donau, führt dann schräg durch das Tanklager, unterquert den Nationalpark
an seiner schmalsten - nur einen Kilometer breiten - Stelle und führt dann zwischen Aspern und Eßling
sowie Breitenlee und Neueßling nach Niederösterreich, wo der Anschluss an die in Planung befindliche
Nordautobahn erfolgen soll.
Abgelehnt wird von der Rathausmehrheit, so Schicker, eine "große" Tunnelquerung der Lobau und eine
daran anschließende Autobahn entlang der Stadtgrenze, die letztlich zu einem "Speckgürtel"
entlang dieser Trasse mit den damit verbundenen Probleme, die aus anderen Städten bekannt sind, führen
würde. Dieser würde erst recht wieder Verkehr anziehen, der dann noch dazu quer durch die Sieldungsgebiete
der Donaustadt führen würde.
Ausbau der "Öffis"
Für besonders wichtig hält Schicker die Bestätigung durch den SUPerNOW-Prozeß für
die Notwendigkeit des Ausbaus der "Öffis" im Nordosten Wiens. Dazu gehört eine Verlängerung
der U 6 zum Rendezvousberg ebenso wie die Verlängerung der U 1 in die Großfeldsiedlung, die im Bau befindliche
Verlängerung der U2 zum zukünftigen städtischen Subzentrum um das Flugfeld Aspern und Verbesserungen
im S-Bahn- und Straßenbahnnetz. "Mit einer solchen Infrastruktur ist es auch möglich, internationale
Investoren in diese neu entstehende Subzentrum Wiens zu bekommen, die wiederum für eine Aufwertung der Siedlungsgebiete
mit Arbeitsplätzen und Dienstleistungen sorgen."
Für ihn sei, so Schicker abschließend, der SUPerNOW-Prozeß, dessen Erkenntnisse auch in den Stadtentwicklungsplan
und den Masterplan Verkehr einfließen, bereits heute in die Reihe großer Planungsprozesse unter sozialdemokratischen
Planungsverantwortlichen wie etwa seinen Vorgängern Fritz Hofmann ("Wiener Modell" der Planung der
Donauinsel und des Donauraums Wien) und Hannes Swoboda einzuordnen: "Uns geht es immer um die Menschen, die
Umwelt und die Sicherung des Standortes Wien, die uns erst die wirtschaftlichen Voraussetzungen ermöglicht,
nachhaltige Stadtentwicklung zu betreiben."
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