Tageszentrum für Menschen
mit Behinderung in Mittersill
 

erstellt am
28. 03. 03

Blachfellner: Wichtiger Lückenschluss im Angebot für behinderte Menschen / Kontinuierliche Betreuung nach Schulabschluss
Salzburg (lk) - Gemeinsam mit der Caritas Salzburg, dem Verein „Mütter von behinderten Kindern" und dem Land Salzburg sowie der Gemeinde wird in Mittersill eine Tagesbetreuungseinrichtung für geistig und mehrfach körperlich beeinträchtigte Kinder im Schulpflichtalter errichtet. Besondere Berücksichtigung finden dabei allfällige seelisch-geistige Entwicklungsstörungen. Das gab Landesrat Walter Blachfellner heute, Donnerstag, 27. März, bei einem Informationsgespräch in Mittersill bekannt.

Das Tageszentrum der Caritas habe vor allem die Aufgabe, die Absolvent/innen des Sonderpädagogischen Zentrums in der Region aufzunehmen, so Blachfellner. Insbesondere nach Absolvierung der Schulausbildung beziehungsweise der Schulentlassung dürfe es zu keinen Betreuungsunterbrechungen kommen, betonte Blachfellner. Mit den Tagesbetreuungsplätzen sei sichergestellt, dass die mit hohem pädagogischen Aufwand erworbenen sozialen Kompetenzen der Schüler/innen nicht wieder verloren gehen. Hierfür biete das Tageszentrum einen gesicherten und strukturierten Tagesaufenthalt. Weiters richte sich die Tagesbetreuungseinrichtung auch an geistig und mehrfach beeinträchtigte Menschen mit einem hohen Pflegebedarf, erläuterte Blachfellner. Darüber hinaus sei mit Tagesbetreuungseinrichtungen sichergestellt, dass die betroffenen Personen weiterhin zu Hause in ihrer Umgebung leben.

Blachfellner rechnet damit, dass das Tagesbetreuungszentrum bereits im ersten Quartal des Jahres 2004 in Betrieb gehen kann. 20 Plätze werden zur Verfügung stehen, davon mindestens zehn Plätze für schwerstbehinderte Menschen mit Pflegebedarf. Der Einzugsbereich erstreckt sich auf den Raum Oberpinzgau, wobei die äußeren Grenzen Kaprun und Krimml sind. Die Aufenthaltsdauer ist grundsätzlich unbegrenzt, wobei zwei wesentliche Aspekte einen Aufenthalt begrenzen: die Möglichkeit zur Qualifizierung etc. über das Projekt hinaus und die Änderung der privaten Situation.

Das Tageszentrum steht beispielhaft für die Einleitung eines Paradigmenwechsels von Sozialreferent Blachfellner in Richtung mehr Selbstbestimmung und Kundenrolle von Menschen mit Behinderungen. Mit der verstärkten Regionalisierung von Wohn- und Betreuungseinrichtungen durch Neubau, Kapazitätserweiterung oder Sanierungen bestehender Einrichtungen will Blachfellner akute Bedarfsprobleme lösen.

Wichtig sei, dass die Wohnkonzepte Menschen mit Beeinträchtigungen das so genannte „normale" Leben näher bringen, so Blachfellner. Im Sinne des Normalisierungsprinzips soll es daher nach Inbetriebnahme der Einrichtung zu einer intensiven Vernetzung mit lokalen Pfarren, Gemeinden, Schulen und interessierten Personengruppen kommen. In ihrem Wohnumfeld sollen die Bewohner/innen Achtung und Anerkennung sozialer Rollen (zum Beispiel durch den ständigen Verhandlungsprozess für die gegenseitige Interessens- und Bedürfnisabstimmung) erfahren. Nicht zuletzt sollen die Bewohner/innen nachbarschaftliche Beziehungen aufbauen und pflegen können.

Weitere Fixpunkte Blachfellners in der Wohnpolitik für Menschen mit Behinderung:

Keine neuen Heimstrukturen, sondern Schaffung von kleinen dezentralen, integrativen Wohnangeboten.

Maximum an Autonomie und Mitbestimmung bei voller Betreuungssicherheit und hoher Durchlässigkeit: Die Bewohner/innen sollen ein Höchstmaß an Autonomie erhalten und entscheiden frei über den Wechsel in ein andere Wohnform. Die Bewohner/innen können jederzeit in eine Wohnung mit geringerer oder höherer Betreuungsintensität wechseln. Die künftigen Nutzer/innen sind nach Möglichkeit bereits in der Planungsphase ihrer Wohnungen einzubeziehen.

Die Gesamtkosten des Projektes betragen rund 700.000 Euro. Angestrebt wird eine Misch-finanzierung aus Landesgeldern des Sozialressorts (Investitionszuschuss), Geldern der Caritas, Gemeindebeiträgen und Spenden.
     
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