»Schenkkreise« mit extrem hohen Geldeinsätzen bis zu 5.000 Euro pro Person wecken
Erinnerungen an Pyramidenspiele wie den European Kings Club (EKC)
Wien (aknö) - Alarm bei den Konsumentenschützern der Niederösterreichischen Arbeiterkammer
(AKNÖ): Ein neues Pyramidenspiel breitet sich in heimischen Wohnzimmern aus. In gemütlichen Treffen werden
Frauen, das ist die Zielgruppe dieses neuen Pyramidenspiels, um ihr Geld gebracht ? in der großen Erwartung
selbst einmal "beschenkt" zu werden.
Auf dieses neue Schneeballsystem wurden die AK-Experten durch Anrufe von besorgten und kritischen Konsumenten aufmerksam
gemacht. Günther La Garde, AKNÖ-Konsumentenschützer, ist entsetzt. In ihm werden Erinnerungen an
Pyramidensysteme wie den European Kings Club wach: "Hinter diesen Schenkkreisen verbirgt sich meiner Meinung
nach nichts anderes als ein klassisches Pyramidenspiel. Einige wenige, die früh genug einsteigen machen das
große Geld. Die anderen, die erst später einsteigen, sind ihr Geld los, um ihre Hoffnungen geprellt
und sitzen vielleicht auch noch auf einem Schuldenberg." Nach 17 Runden müssten bereits 917.504 Menschen
mitmachen, damit 65.536 Frauen durch die Mitte gehen können. In der 20. Runde würde das System in Österreich
kollabieren.
Bis zu 40.000 Euro locken
Die Frauen werden im Bekanntenkreis angeworben. Beim gemütlichen Zusammensein bei Tee und Kuchen herrscht
gemütliche Stimmung. Im Laufe des Zusammenseins werden die "Schenkungen" ? sprich "Geldeinsätze"
? durchgeführt und Neueinsteigerinnen animiert. Beschenkt wird auf jeden Fall die Person in der Mitte des
Kreises. Der Einsatz variiert und geht bis zu 5.000 Euro pro Person! Eine der 8 Neueinsteigerinnen überreicht
der Gastgeberin das Geld, das liebevoll verpackt ist. 40.000 Euro , das ist das Geld, das den Neuen den Einstieg
in diesen Kreis ermöglicht. Die Beschenkte scheidet aus dem Kreis aus, der Kreis teilt sich und 2 neue Kreise
entstehen. Alle Teilnehmerinnen rücken eine Position weiter in die Mitte.
Was diese Schenkkreise so problematisch macht, ist dass diese Treffen privat von Frauen organisiert werden. Der
soziale Druck ? gerade in kleinen Gemeinden ? ist enorm groß. Dazu La Garde: Wer nicht mitmacht, gehört
einfach nicht dazu. Einer unserer Informanten berichtet von Frauen, die Kredite aufgenommen haben oder die die
Sparbücher ihrer Kinder geplündert haben. Sparbücher, die für die Ausbildung geplant waren."
Warum die Frauen bereit sind, solche Summen zu investieren, liegt laut La Garde daran, dass den Frauen der Eindruck
vermittelt wird, dass der Gewinn ja zum Greifen nah ist, weil der Weg in die Mitte nah erscheint.
Pyramidenspiele in Ö verboten
Pyramidenspiele sind in Österreich nach § 168a Strafgesetz seit 1. März 1997 verboten. Der
Strafrahmen beträgt dabei bis zu 6 Monate, gibt es viele Geschädigte drohen bis zu 3 Jahren Haft. Auch
die Teilnahme an Gewinnspielen ist strafbar! Dieses Verbot wurde nach jahrelangem Kampf und nach Aufdecken von
über 130 Pyramiden- und Kettenspielen von den Konsumentenschützern der NÖ Arbeiterkammer durchgesetzt.
Warum die Betreiber von Pyramidenspielen das private Umfeld für sich entdeckt haben, erklärt AK-Konsumentenschützer
La Garde: "Dass dieses neue System im Bekanntenkreis abläuft, kommt ja nicht von ungefähr. Im privaten
Rahmen vertraut man darauf, dass man nicht über den Tisch gezogen wird, es herrscht eine Atmosphäre des
Vertrauens. Außerdem wer verrät schon gern seine Freundin, seine Bekannte oder seine Nachbarin? |