Häupl: Gestärkte Forschungsbasis
für Wiens Biotech-Cluster
 

erstellt am
26. 03. 03

WWTF widmet fünf Millionen Euro für wissenschaftliche Life- Sciences-Projekte
Wien (rk) - Die Stärkung des wissenschaftlichen Potenzials im Bereich der "Life Sciences" am Forschungsstandort Wien strebt der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) in seiner ersten Wettbewerbsausschreibung für Förderprojekte an. In dem jetzt eröffneten Call mit einem Gesamtvolumen von bis zu fünf Millionen Euro sollen wissenschaftliche Projekte gefördert werden, die eine mittelfristige Perspektive einer wirtschaftlichen Verwertung oder gesellschaftlichen Nutzenstiftung schon in ihrem Antrag nachweisen können, etwa durch die Aussicht auf ein verwertbares Patent. Über Details informierten Bürgermeister Dr. Michael Häupl und Dr. Michael Stampfer vom WWTF am Dienstag (25. 03.) im Mediengespräch des Bürgermeisters.

Angesprochen sind WissenschafterInnen und Forschungsinstitutionen in einem breiten Spektrum wissenschaftlicher Disziplinen, das von der Biologie über Biotechnologie, Medizin und Veterinärmedizin bis zur Pharmazie sowie zur Bioverfahrenstechnik reicht. Durch eine Mindestfördersumme von 200.000 Euro werden größere Projekte unterstützt.

Erster Schritt
Der Ende 2002 eingerichtete WWTF setzt damit den ersten Schritt in der Verfolgung seiner selbst definierten Aufgabe: Er stärkt die Exzellenz am Forschungsstandort Wien. Das heißt, er baut vorhandene Stärken von Wissenschaft und Forschung in Wien dort aus, wo sie sichtbare Größen erreicht haben, mit der Aussicht auf Anwendungen verknüpft sind und damit eine Bereicherung des Innovationspotenzials in der Region Wien versprechen. Dazu fördert der WWTF im Rahmen thematischer Schwerpunkte, wie eben jetzt als erster die Life-Sciences, zum einen größeren Projekt der Grundlagenforschung mit Verwertungsperspektive. Diese sollen Forschungsgruppen die Möglichkeit geben, ihre Arbeit in einem mehrjährigen Projekt zu vertiefen und zu erweitern. Zum anderen will er ab Ende 2003 über das Instrument der Stiftungsprofessur hervorragende ForscherInnen nach Wien bringen und sie hier in ein exzellentes Arbeitsumfeld einbinden.

Der Fonds wurde von Dr. Michael Häupl und DDr. Bernhard Görg gemeinsam mit der "Privatstiftung zur Verwaltung von Anteilsrechten", die aus der AVZ (Anteilsverwaltungs- Zentralsparkasse) hervorgegangen sind, gegründet. Dem Fonds wurden dabei zwei Drittel der jährlichen Überschüsse der Privatstiftung gewidmet. Damit kann der WWTF mit einem durchschnittlichen Jahresbudget von etwa sieben Millionen Euro kalkulieren, die er als zusätzliche Fördermittel für den Forschungsstandort Wien einsetzt.

Komplementäre Impulse
Entsprechend seiner Aufgabenstellung richtet der WWTF seinen Life-Sciences-Call auf die grundlagenorientierte, wissenschaftliche Forschung aus: Sein Fokus beginnt dort, wo Projekte aus der reinen Grundlagenforschung eine mittelfristige Nutzen- und Verwertungsperspektive erkennen lassen. Sein Fokus endet, wo die Forschung in den anwendungsnahen Bereichen der klinischen Studien übergeht.

Damit setzt der WWTF einen wichtigen, komplementären Impuls zu dem im vergangenen Jahr mit großem Erfolg abgewickelten Life- Sciences-Call des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF). Dieser konzentrierte sich auf innovative Projekte in der klinischen Entwicklung neuer Medikamente oder Diagnosetechnologien. Beide wettbewerblichen Förderkonzepte zusammen arbeiten damit - einander ergänzend und verstärkend - an der Verbreiterung und Festigung der Basis für den Life-Sciences-Cluster am Standort Wien: Beide sind Wettbewerbe, das eine Konzept kommt von der anwendungsorientierten, das andere von der grundlagenorientierten Seite der Forschung her.

Hohes Wertschöpfungspotenzial
Damit wird auch die Bedeutung, die den Life-Sciences am Forschungsstandort Wien zu kommen, unterstrichen. Die Studie der Unternehmensberatungsgruppe Boston Consulting aus dem Vorjahr hat dem Standort Wien attestiert, dass hier alle Ansätze für einen international erfolgreichen Biotech-Cluster vorhanden sind, gerade auch in seiner wissenschaftlichen Fundierung. So werden etwa knapp 70 Prozent aller österreichischen Forschungsergebnisse in den Life Sciences in der Bundeshauptstadt publiziert. Als inhaltliche Stärke des Standorts Wien wird darin vor allem die rote Biotechnologie, also Biotechnologie in Medizin und Pharmazie, hervorgehoben. Voraussetzung für die Nutzung dieses Potenzials, so die Studie, seien aber starke integrierende Elemente, die die verschiedenen Akteure und Interessen bündeln könnten.

Starkes Signal
Mit einem Volumen von bis zu fünf Millionen Euro will der Life-Sciences-Call des WWTF deshalb auch ein starkes Signal setzen. Die thematische Ausrichtung des Calls ist bewusst sehr breit gehalten und umfasst auch die "grüne" und die "graue" Biotechnologie; keine exzellente Forschungsgruppe soll durch eine zu enge Formulierung ausgeschlossen werden. Als inhaltliche Klammer sind in den Anträgen aber die Auseinandersetzung mit der Aufklärung molekularer Mechanismen und/oder die Entwicklung der dazugehörigen Methoden gefordert. Besonders ermutigen will der WWTF in dieser Ausschreibung die Forschung in der Bioinformatik, also der Entschlüsselung biologischer Systemzusammenhänge durch theoretische Methoden auf Basis experimentell erzeugter, biologischer Daten. Kooperative Forschungsvorhaben und solche mit interdisziplinären Ansätzen werden in der Antragsbewertung positiv gesehen.

Unternehmen können so weit an Anträgen beteiligt sein, als sie Teil eines Kooperationsprojekts unter Leitung eines wissenschaftlichen Hauptantragsstellers sind. Soweit Unternehmen bei einem Forschungsprojekt dabei sind, werden sie meist als Mitfinancier auftreten.

Ein innovatives Element des Calls ist die elektronische Einreichung. Dadurch wird Papier- und Verwaltungsaufwand sowohl auf Seiten der Förderungswerber als auch beim WWTF reduziert.

Die Auswahl der zur Förderung gelangenden Projekte erfolgt in einem strengen Qualitätskriterien verpflichteten Begutachtungsverfahren durch im Ausland tätige ExpertInnen. Die Auswahl der Gutachterinnen erfolgt dabei durch das Kuratorium des WWTF, dem 23 namhafte VertreterInnen aus Wissenschaft, Interessensvertretungen und Politik angehören.

Facts und Information:
Der Life Sciences Call ist bis 10. Juni 2003 offen, alle Informationen und Einreichung unter www.wwtf.at/ Danach erfolgt die Begutachtung, die Entscheidung über die geförderten Projekte wird Anfang November 2003 erfolgen.
     
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