Sommerzeit gemäß EU-Richtlinie vorerst bis 2006 - Schon 1885 erste öffentliche
Uhr auf dem Naschmarkt
Wien (rk) - Am kommenden Wochenende - exakt wäre es in der Nacht von Samstag, 29. März,
auf Sonntag, um 2.00 früh - gilt es, die Uhren um 1 Stunde vorzustellen, damit die Mitteleuropäische
Sommerzeit (MESZ angezeigt wird). Die Regelung gemäß einer Verordnung auf der Basis einer EU-Richtlinie
sieht vorerst bis 2006 vor, dass - jeweils am letzten Wochenende im März die Umstellung auf die Sommerzeit,
und dann im Oktober auf die Normalzeit (eine "Winterzeit" gibt es) vorgenommen wird. Österreich
gehört zur mittleren Zeitzone (MEZ), die westeuropäische - für Großbritannien, Irland und
Portugal - läuft der MEZ eine Stunde nach; die osteuropäische - z.B. für Finnland und Griechenland
- läuft der MEZ eine Stunde vor. Die Sommerzeit ist übrigens, wenn auch erst in der zweiten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts zum Begriff geworden, älter: Die erste Einführung stammt aus der Zeit des 1.
Weltkriegs, im Jahr 1916 von 1. Mai bis 30. September, wie es damals hieß "Zur längeren Ausnützung
des Tageslichts und Einsparung an künstlicher Beleuchtung".
Dieser Effekt - abgesehen von der quasi optischen Verlängerung des Tages - dürfte übrigens deutlich
überschätzt worden sein und wird es wahrscheinlich auch heute noch. Seitens der MA 33 - Öffentliche
Beleuchtung (Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr), in deren Zuständigkeitsbereich auch die öffentlichen
Uhren fallen, erläutert StBR DI Dr. Nikolaus Thiemann, der übrigens auch eine kleine Chronik der öffentlichen
Uhren in Wien erstellt hat (Anm. der Redaktion), dazu: Die erste Zeitumstellung nach dem 2. Weltkrieg erfolgte
am 6. April 1980, und wurde als Folge der Ölkrise eingeführt, um Energie zu sparen. Beispielsweise hatte
eine Studie des US-Department of Transportation aus dem Jahr 1974 eine jährliche Einsparung von etwa 300.000
Barrel Öl ausgewiesen. Auch wenn die Überlegung stimmt, dass man mit einer Stunde Helligkeit am Abend
später das Licht einschalten kann - der Anteil der im Haushalt für Beleuchtung aufgewendeten Energie
macht nur 1 Prozent der gesamten verbrauchten Energiemenge aus.
In Wien werden derzeit 78 Würfeluhren, 111 Uhren auf Kirchen und öffentlichen Gebäuden, z.B. Amtshäusern,
4 Springzifferuhren und 4 in Kunstwerke integrierte Zeitmesser durch die MA 33 betreut. In Zusammenarbeit mit den
Bezirksvorstehungen wird die Zahl die Zahl der öffentlichen Uhren immer wieder erweitert, so wird etwa seit
Jänner 2003 die Gebäudeuhr der Militärpfarre Wien an der Invalidenhauskirche im 13. Bezirk, Fasangartengasse
101 von der MA 33 betreut.
Wurde seit langem - 1984 erfolgte die Entwicklung eines Mikroprozessorgeräts im Versuchsraum der MA 33 für
die öffentlichen Uhren, das das Signal des DCF 77-Zeitzeichensenders aus Meinflingen bei Frankfurt umsetzt
- die Steuerung der öffentlichen Uhren durch Sekundenimpulse im Langwellenbereich auf 77,5 Kilohertz vorgenommen,
ließen der (offenbar) wachsende Anteil an Elektrosmog und die damit verbundenen Störungen, die Suche
nach anderen Steuerungsmöglichkeiten geboten erscheinen. Bei der letzten Zeitumstellung im Oktober 2002 waren
bei 9 Uhren Fehlschaltungen aufgetreten, bedingt durch die schlechte Empfangsqualität.
Die MA 33 hat sich deshalb um neue Steuerungsmöglichkeiten umgesehen: eine solche bietet das Satelliten-Steuerungssystem
GPS (Global Positioning System), das über 21 aktive und 8 in Reserve behaltene Satelliten an jedem Punkt der
Erde empfangen werden kann. Auch die MA 33 hat es im Jahr 2002 übernommen, derzeit werden 14 Uhren in schlechter
Empfangssituation damit gesteuert bzw. umgestellt. Sollten irgendwelche Störungen bei der Zeitumstellung bemerkt
werden, ersucht die MA 33 um entsprechende Meldung, die Umstellung erfolgt nach Möglichkeit am nächsten
Werktag. Die Ansprechpunkte sind: Telefon 0800 338033 (Lichttelefon) oder via Internet unter http://www.wien.gv.at/licht/
.
Sicher nicht allgemein bekannt ist, dass in Wien (neben den Kirchturmuhren oder Uhren auf Repräsentativbauten,
wie etwa dem Wiener Rathaus oder dem Schloß Schönbrunn) bereits, allerdings probeweise, 1885 eine Ständeruhr
auf dem Naschmarkt aufgestellt worden war. Hier ein kurzer punktueller Abriss der weiteren Entwicklung:
~ 1905 - Genehmigung eines Versuchs zur Funkfernsteuerung von Uhren, der allerdings 1910 angebrochen wurde. 1906
- Erste öffentliche Uhr im Bereich Ringstraße/Kärntner Straße am Mast einer Bogenlampe. 1916
- (wie oben erwähnt) Die erste Einführung der Sommerzeit. 1948 - Einführung eines Zentral-Uhrensteuersystems
über Meldeleitungen der Feuerwehr. 1965 - Es gibt bereist 115 zentralgesteuerte Uhren, 22 müssen noch
von Hand aufgezogen werden. 1971 - Am 18. Mai die Inbetriebnahme der ersten funkgesteuerten Würfeluhr (3.,
Am Heumarkt). 1976 - Einsatz des Langwellenempfängers "Telebox" zur Uhrensteuerung, betrieben von
der MA 33. 1980 - (wie oben erwähnt) Die erste Umstellung auf die Sommerzeit nach dem 2. Weltkrieg. 1987 -
Am 9. Juli die Inbetriebnahme der ersten funk- und prozessorgesteuerten Uhr (1., Am Hof). 1996 - Letzte Würfeluhr
(8., Alser Straße/Kochgasse) auf die Steuerung mittels DCF 77 umgestellt. 1997 - Einführung eines harmonisieren
Systems der EU- Mitgliedstaaten (MEZ, s.o.). 1999 - Erste Versuche mit GPS-gesteuerten Uhren im Versuchraum der
MA 33. 2002 - Der versuchsweise Betrieb mittels GPS konnte (erfolgreich) abgeschlossen werden. Ausstattung der
ersten Uhren in schlechter Empfangslage mit GPS-Antennen. |