»Nichtkünstler« stellen in der Galerie im Traklhaus aus  

erstellt am
25. 03. 03

Arbeiten von behinderten Menschen und Fotoausstellung von Petra Rainer
Salzburg (lk) - „Nichtkünstler" ist der Titel der nächsten Ausstellung in der Galerie im Traklhaus, die am Dienstag, 1. April, um 18.00 Uhr eröffnet wird. Prof. Arnulf Rainer hat dafür rund 100 Arbeiten von behinderten Menschen ausgewählt. Kulturreferent Landesrat Dr. Othmar Raus wird die Ausstellung eröffnen, Prof. Arnulf Rainer und die Leiterin der Galerie, Dr. Dietgard Grimmer, werden das Ausstellungskonzept erläutern. Gleichzeitig wird am 1. April im Studio der Galerie auch die Ausstellung „Fotografien aus Litauen" von Petra Rainer eröffnet. Beide Ausstellungen sind bis zum 10. Mai zu sehen.

Der Vorschlag zur Ausstellung „Nichtkünstler" kam vom Maler Prof. Arnulf Rainer. Vergangenes Jahr hat er im oberösterreichischen Kunstverein seine erste Ausstellung „Nichtkünstler" mit Werken von behinderten Menschen gezeigt; diese Präsentation war später auch im Innenministerium in Wien zu sehen. Für die Galerie im Traklhaus Salzburg hat Arnulf Rainer im Jänner einen Tag lang mehrere hundert Arbeiten auf Papier und Leinwand und Objekte von mehr als 70 beeinträchtigten Personen in sechs verschiedenen Betreuungsinstitutionen in Salzburg in intensiver, konzentrierter Arbeit durchgeschaut und daraus 113 Werke von 25 Kunstschaffenden für die Präsentation in der Galerie im Traklhaus ausgesucht. Ein Kriterium dabei war die Individualität dieser Kunstschaffenden, sie sollen keine akademische Ausbildung bzw. Bildung haben, das Autodidaktische und der eingeschränkte Fokus sind wichtig.

Präsentiert werden Bilder, Zeichnungen, Objekte aus Draht und Alugüsse von Christian Aigner, Ergün Coskün, Rosa Dum, Roland Eder, Reinhard Goldbach, Klaus Graninger, Erna Kocher, Hermann Kroh, Harry Mayerhofer, Wolfgang Mösenbacher, Marie-Christin Ortner, Sabine Pitsch, Sascha Potocnik, Erich Prager, Günther Reiter, Natascha Renzl, Margit Schmeisser, Peter Georg Schnitzhofer, Patrick Stechbarth, Eveline Vorauer, Margarete Wimmer, Katharina Windhagauer, Siegfried Wollner und Margit Zack.

Zum Titel dieser Ausstellungsreihe, die auch in andern Bundesländern fortgesetzt werden soll, sagt Arnulf Rainer: „Nichtkünstler meint, dass wir es hier mit nicht professionellen Künstlern zu tun haben. Selbstverständlich soll das keinerlei Wertung oder eine Zukunftsprognose sein."

„In jüngster Zeit passiert relativ viel auf diesem Gebiet, auch in Salzburg waren einige Ausstellungen mit Werken von behinderten Menschen zu sehen. Oft sind die Orte nicht ideal, eher schlecht und die Präsentation lässt zu wünschen übrig. Wir wollen das deshalb bei der sicher ersten größeren Präsentation von solchen Arbeiten in Salzburg besser machen und die Kunstwerke der Beeinträchtigten in der Landesgalerie im Traklhaus gleich präsentieren wie sonst alle unsere Ausstellungen", erläutert Galerie-Leiterin Dr. Dietgard Grimmer: „Wir wollen auch in erster Linie dasselbe Publikum ansprechen, das sonst unsere Ausstellungen besucht und nicht die Werke der Beeinträchtigten in einen ‚Benefiz-Rahmen‘ stellen."

Fotoarbeiten aus Litauen von Petra Rainer
Die Schwarz-Weiß-Fotos von Petra Rainer sind während eines Atelier-Aufenthaltes (innerhalb des Austausch-Programmes des Landes Salzburg) 2002 in Vilnius und Umgebung entstanden. Die Fotokünstlerin verbrachte einen Monat dort. Sie beschreibt ihre Erfahrungen folgendermaßen: „Litauen im Juni 2002. Es scheint die Sonne. Der Himmel ist blau, eine Badewanne steht auf der Wiese, und im nächsten Moment kann es regnen. So viel Licht bis spät in den Abend hinein. Es ist nur für kurze Zeit dunkel. So entdecke ich dieses grüne Land mit Menschen, die mir mit einer ruhigen Herzlichkeit begegnen, die mich einnimmt und nicht mehr loslässt.

Die Fischer im Hafen von Klaipeda und Irmas Eltern, ihr Hund Stotele. Gediminas Zokaitis an der Kurischen Nehrung, der einmal versehentlich nach Kalinigrad gewandert ist, weil er auf der Suche nach einem Motiv für seine Leinwand war. Jolanta, Lina, Vika und Martyna – die ihr Essen mit mir teilen. Alles ist einfach, es macht mir nichts aus. Im Gegenteil, Wesentliches kommt an die Oberfläche und bestimmt den Tag, macht ihn schön durch Begegnungen und alltägliche Dinge, die in den Mittelpunkt rücken. Ein gewelltes Dach, ein Riss in der Mauer oder ein Stein im Fenster, alles wartet und ist, was es ist. Litauen im Juni."

Petra Rainer wurde 1973 in Saalfelden geboren. 1994 schloss sie das Kolleg für Fotografie an der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt ab. Seither lebt und arbeitet sie in Wien. Im Zeitraum von 1994 bis 2002 entstanden Fotoserien über Fabrikarbeiter in Senéc/Slowakei, Fischer in Südfrankreich, Andalusien und Schottland, bergbäuerliche Lebenswelten in Salzburg, die Landler in Großpold in Rumänien. Die Serie „En Détail – Alte Wiener Läden" wurde im Verlag Holzhausen im August 2002 publiziert und in einer Ausstellung im WestLicht/Schauplatz für Fotografie in Wien präsentiert. Ausstellungen der Bergbäuerlichen Lebenswelten in Zell am See, Klagenfurt und Konstanz.
     
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