Suchtmittelkriminalität 2002 - Erfolgreiche Strukturermittlungen  

erstellt am
11. 04. 03

Innenminister Dr. Ernst Strasser präsentierte den Suchtmittelbericht für das Jahr 2002
Wien (bmi) - Die Strategien im Kampf gegen illegale Drogen sind weiterentwickelt worden. Mit so genannten "Strukturermittlungen" ist es in zahlreichen Ermittlungsfällen gelungen, nicht nur gegen die Straßenhändler vorzugehen, sondern auch gegen die Köpfe der Drogenbanden. Parallell dazu führten verstärkte Aktionen zur Zerschlagung offener Drogenszenen. Diese Maßnahmen mit verstärkten Schwerpunktaktionen, vor allem in den Sädten, tragen bereits Früchte. Das berichtete Innenminister Dr. Ernst Strasser am Donnerstag (09. 04.) bei der Präsentation des Suchtmittelberichts für das Jahr 2002 in Wien.

Der Minister nannte vier Schwerpunkte der Arbeit im Kampf gegen illegale Drogen:

  • Konsequentes Vorgehen gegen Drogendealer.
  • Hilfe und Therapie für Drogensüchtige.
  • Aufklärung besonders gefährdeter gesellschaftlicher Gruppen wie Kinder und Jugendlicher
  • über die Gefahren von Drogen.
  • Striktes Nein zur Freigabe "weicher" Drogen.
  • 2002 wurden 22.422 Anzeigen im Bereich der Suchtmittelkriminalität erstattet. Das sind um 2,56 Prozent mehr als im Jahr zuvor (21.862). Es gab 2.320 Anzeigen wegen Verbrechen, das sind um 3,29 Prozent weniger als 2001 (2.399). Die Vergehen stiegen um 3,28 Prozent auf 20.102 (2001: 19.463).


Suchtgiftsicherstellungen und deren Schwarzmarktwert
743 kg Cannabis (+ 62,90%) Schwarzmarktwert Euro 2.229.000, 59,5 kg Heroin (- 79,37%) Schwarzmarktwert Euro 1.487.500, 36,9 kg Kokain (- 65,83%) Schwarzmarktwert Euro 1.660.500, 383.451 Stück XTC (+ 49,61%) Schwarzmarktwert Euro 1.342.078, 851 Trips LSD (+ 48,78%) Schwarzmarktwert Euro 12.765.

Situationsbericht Österreich im Überblick
Das Berichtsjahr 2002 ließ keine besonderen Trendwenden erkennen. Im Kokain- und Heroinhandel ist (speziell Wien) weiterhin ein verstärktes Auftreten von organisierten, international agierenden westafrikanischen Tätergruppen zu bemerken. Vor der Ausbreitung westafrikanischer Tätergruppen in Europa hat Europol schon vor einiger Zeit gewarnt, es handelt sich daher auch nicht um ein singuläres österreichisches Phänomen.
Die Westafrikaner verfügen in zahlreichen europäischen Ländern (z.B.: die Niederlande, Deutschland, England, Spanien, Italien, Ungarn, Slowakei, Türkei, Skandinavien) sowie im amerikanischen und asiatischen Raum über Verbindungsstellen, Zwischenstationen für Geldwäscheaktivitäten und Suchtmitteldepots mit einem Zentrallager in Europa.

Ähnlich agieren türkischstämmige, bzw. mit diesen kooperierende Tätergruppen aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens. Die Mehrzahl der türkischstämmigen Täter sind Angehörige kurdischer Heroinhändlerorganisationen.

Meldestelle für Vorläuferstoffe
Die Behörden verzeichneten eine kontinuierlich steigende Sicherstellungsmenge an synthetischen Drogen. Um dem Rechnung zu tragen ist im Bundeskriminalamt die "Meldestelle für Vorläuferstoffe" eingerichtet worden. Ein Erfolg dieser Meldestelle ist die Sicherstellung von 240 kg Ephedrin, einer Vorläufersubstanz zur Herstellung synthetischer Drogen. Die Meldestelle dient einerseits zur Sensibilisierung der Kollegen auf Vorläuferstoffe zur Herstellung synthetischer Drogen und leistet in konzentrierter Zusammenarbeit mit der Wirtschaft (national und International) einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Handels mit synthentischen Drogen.

Stark rückläufig waren die Sicherstellungsmengen an Heroin und Kokain gegenüber dem Vorjahr. Dies sind jedoch keine Anzeichen für Trendwenden und Ergebnisse von Ermittlungstätigkeiten, hier finden die überdurchschnittlich hohen Sicherstellungsmengen 2001 ihren Niederschlag. Im Heroinbereich zeichnen zusätzlich dafür vermehrte Sicherstellungen entlang der Balkanroute und im Kokain Bereich die gestiegenen Sicherheitsmaßnahmen auf Flughäfen infolge der erhöhten Terrorgefahr verantwortlich.

Österreich ist nach wie vor Transit- und kein Erzeugerland, wenngleich der Anbau von Cannabisprodukten für den Eigengebrauch weiterhin steigt. Diese Entwicklung wird nicht zuletzt durch Internetinformationen gefördert. Die Kultivierung psychotroper Pilze ist ebenfalls verstärkt feststellbar und auch hier ist das Informationsangebot des Internets dienlich.

Hauptschmuggelrouten und Herkunftsländer

  • Heroin: Balkanroute mit Verzweigungen (Türkei, Bulgarien, Jugoslawien, Kroatien, Slowenien und Österreich auch Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Tschechien Slowakei und vermehrt Transitflüge Türkei via Österreich nach den Niederlanden.
  • Kokain: aus süd- und mittelamerikanischen Ländern (Kolumbien, Brasilien, Costa Rica) auf dem Luftweg..
  • Amphetamine und Derivate: Amphetamine vorwiegend aus Polen und Ungarn, Ecstasy aus den Niederlanden.

Strategien gegen den illegalen Handel mit Suchtmitteln und Vorläuferstoffen
Die österreichische Exekutive hat in den letzten Jahren einen neuen Strategieansatz bei der Bekämpfung der Suchmittelkriminalität verfolgt: Unabhängig von der Bekämpfung des Straßenhandels erfolgt eine verstärkte Konzentration auf Strukturermittlungen. Man versucht in die Strukturen der kriminellen Organisationen einzudringen und neben den Kleindealern vor allem die Köpfe der Banden auszuschalten. Dieser Ermittlungsansatz hat sich, obwohl er eine große kriminalistische Herausforderung darstellt, sehr bewährt und wird daher beibehalten.

Außerdem werden weiterhin Schwerpunkte in folgenden Bereichen gesetzt:

  • Weitere Verbesserung der internationalen Kooperation (Sicherheitspartnerschaften)
  • Mitwirkung an internationalen Projekten via Interpol und Europol
  • Verstärkte Nutzung der Kriminalanalyse
  • Umfassende nationale und internationale Kooperation mit Justiz und Zoll
  • Erhöhung der Kontrolldichte an den Schengen-Außengrenzen
  • Weitere Intensivierung der Prävention
  • Verstärkung der Gewinnabschöpfung
  • Verstärkte Strategien gegen Geldwäsche
  • Österreichweite Überwachung des Handels mit Vorläuferstoffen im Wege der "Meldestelle für Vorläuferstoffe
     
zurück