Prokop: Kindesmissbrauch darf kein Tabuthema mehr sein
St. Pölten (nlk) - Mistelbach erhält ab Juni ein neues Kinderschutzzentrum, das vom Verein
Möwe geführt wird. Das Kinderschutzzentrum mit seinen angrenzenden Bezirken Gänserndorf, Korneuburg
und Hollabrunn hat ein Einzugsgebiet von rund 250.000 Einwohnern. In der Anfangsphase werden sich zwei Psychotherapeutinnen
um die betroffenen Kinder und Jugendlichen kümmern.
"Die Möwe steht seit 14 Jahren für rasche, kompetente, anonyme und kostenlose Hilfe für misshandelte
und sexuell missbrauchte Kinder", betonte heute Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop in Wien. Mit
diesem fünften Kinderschutzzentrum (davon drei Möwe-Zentren) habe Niederösterreich ein flächendeckendes
Netz dieser Einrichtungen. Prokop: "Das Thema Kindesmissbrauch ist immer noch tabuisiert, denn fast 90 Prozent
aller Fälle passieren im engsten Freundes- und Bekanntenkreis", erläuterte Prokop. Die Möwe
arbeite hart daran, endlich einen Umdenkprozess einzuleiten. Niederösterreich fördert Kinderschutzzentren
nach besten Kräften. Alleine im heurigen werden rund 335.000 Euro an Förderungen bereit gestellt.
Gleichzeitig wurde heute auch von "Möwe-Präsidentin" Martina Fasslabend der Jahresbericht 2002
präsentiert. "Der Bedarf an Beratung und Betreuung wird immer größer. Im vergangenen Jahr
verzeichneten wir allein in Wien um 40 Prozent mehr Klienten und um 30 Prozent mehr Beratungen. Auch in Niederösterreich
gab es nahezu um ein Viertel mehr Beratungen als 2001", führte Fasslabend aus. Wesentliches Augenmerk
gelte auch der Prävention. Namhafte Sponsoren sollten zur Enttabuisierung dieses Themas beitragen. Fasslabend:
"Wir finanzieren uns zu 51 Prozent über Sponsorgelder." Hinschauen statt Wegschauen sei der erste
Schritt zur Hilfe. |