Karas stellt dringliche Anfrage an Rat und Kommission
Straßburg (evp-pd) - "Es ist nicht in Ordnung, dass Grossbetriebe eine niedrigere effektive
Steuerlast zu tragen haben als Klein- und Familienbetriebe, die kein 'fiscal engineering' betreiben können.
Wir brauchen jetzt dringend EU-Initiativen im steuerlichen Bereich, die für ein Mindestmass an gemeinsamen
Regeln für die Unternehmensbesteuerung und damit für die Beseitigung von Steuerungerechtigkeiten sorgen",
forderte der Wirtschaftssprecher der EVP-ED-Fraktion im Europäischen Parlament, Mag. Othmar Karas, am Dienstag
(08. 04.). "Das kürzlich angenommene Paket zur Besteuerung von Sparguthaben
muss effektiv umgesetzt werden. Aber auch bei der Mehrwert- oder Körperschaftssteuer, der Energiebesteuerung,
oder der Besteuerung von Pensionsfonds besteht dringender Handlungsbedarf", so Karas weiter.
EU-Kommissar Pedro Solbes wird dem Europäischen Parlament heute nachmittag die Frühjahrsprognosen der
Kommission vorlegen, der Wirtschaftsausschuss debattiert ebenfalls in dieser Woche die wirtschaftspolitischen Leitlinien
der EU. "Das vorrangige Ziel der Europäischen Integration ist die Steigerung der Wohlfahrt der Mitgliedsländer
durch den Abbau der Hindernisse für den freien Güter- und Dienstleistungsverkehr. Entsprechend groß
sind die steuerpolitischen Herausforderungen für den europäischen Binnenmarkt, diesem Ziel gerecht zu
werden", so Karas in einer dringlichen Anfrage, die er sowohl an den Rat als auch an die Kommission gestellt
hatte.
"Rat und Kommission kennen genau die Schwierigkeiten, mit denen sich insbesondere kleine Unternehmen durch
15 und bald 25 verschiedene Steuersysteme konfrontiert sehen", sagte Karas. Die Kommission selbst beklage
den administrativen Aufwand aus den unterschiedlichen Mehrwertsteuerregeln sowie die daraus resultierenden enormen
Verwaltungsanforderungen für Unternehmen. Der Rat müsse daher auf die Frage antworten, wie er zu der
vom Parlament geforderten Fortführung des bisher erfolgreich verlaufenen Projekts der Ermäßigung
der Mehrwertsteuer auf arbeitsintensive Dienstleistungen stehe. "Dieses Projekt vermeidet Schwarzarbeit und
schafft günstigere Rahmenbedingungen für Beschäftigung. Außerdem sollte sich der Rat zu der
Forderung äußern, die Umsätze innerhalb der EU nur in einer Umsatzsteuererklärung des Sitzlandes
des Unternehmens erfassen zu müssen, um die administrativen Belastungen insbesondere für KMU zu reduzieren",
forderte Karas.
"Eine europäische Steuerreform muss neue Investitionsanreize für Unternehmen schaffen, um gesamtwirtschaftliches
Wachstum und Beschäftigung zu erreichen. Das Einstimmigkeitsprinzip in allen Steuerfragen ist bisher aber
das Haupthindernis für eine solche Steuerreform. Eine Ausweitung des Prinzips der qualifizierten Mehrheit
in jenen Bereichen der Steuerpolitik, die einen direkten Einfluss auf die Funktionsfähigkeit des europäischen
Binnenmarktes haben, wäre daher unbedingt notwendig", schloss Karas. |