Europäische Maschinen- und Metallwarenindustrie kämpft mit schwieriger Marktlage  

erstellt am
09. 04. 03

ORGALIME, Dachverband der Metallverbraucher, verlangt Einschreiten der EU-Kommission wegen drastischer Stahlpreiserhöhungen
Wien (pwk) - 2002 war für die europäische Maschinen- und Metallwarenindustrie eines der schwierigsten Jahre im letzten Jahrzehnt. Die Produktion ist auf einem niedrigen, in einigen Sektoren sogar extrem niedrigen Stand. Dennoch ziehen die Preise für Stahl, einen der Hauptrohstoffe dieser Branchen, von dem europaweit jährlich ca. 100 Millionen Tonnen verbraucht werden, weiter an. Diese wirtschaftliche Entwicklung ist aus Sicht des Fachverbandes der Metallwarenindustrie nicht nachvollziehbar. Die Unternehmen der Stahlverbraucher werden von der derzeitigen Entwicklung in einer Konjunkturlage getroffen, in der sie die Preiserhöhungen für Stahl nicht an ihre Kunden weitergeben können.

Hintergrund der Entwicklungen ist die jüngste Ankündigung des Stahlriesen Arcelor über eine beabsichtigte Produktionskürzung von 5-6%. Das nährt die Befürchtungen, dass weitere Preiserhöhungen unmittelbar bevorstehen. Die Abkoppelung des Stahlmarktes von der allgemeinen Entwicklung ist aus Unternehmersicht nicht nachvollziehbar. Die Stahlpreise sind im vergangenen Jahr seit den US-Einfuhrbeschränkungen explodiert. Nach Angaben internationaler Analysten kletterte der globale Stahlpreisindex im letzten Jahr um 38% auf den höchsten Stand seit Ende 1997 - und das bei stagnierendem Stahlverbrauch. Die Folge: Trotzt des steigenden Preisniveaus nahmen der amerikanische und asiatische Markt die erwarteten Mengen ohne weiteres auf. Die stärkste Preissteigerung gab es bei Flachprodukten mit einer massiven Erhöhung von 45 bis 52% in nur einem Jahr. Drastische Preissteigerungen gab es auch bei kaltgewalzten und feuerverzinkten Blechen.

Für das laufende Jahr sind weitere Preissteigerungen für die Industriesparten der Metallverbraucher zu erwarten. So haben die Stahlerzeuger bereits 4-10%ige Preiserhöhungen für das zweite Quartal sowohl für Flach- als auch für Langzeug angekündigt. In Belgien etwa haben die Stahlproduzenten bereits Preissteigerungen von 10 bis 20 Euro pro Tonne bei Stahlblech, 15 bis 20 Euros pro Tonne bei gezogenem Draht und 10 Euro pro Tonne bei Coils ins Auge gefasst.

Der größte europäische Dachverband der Stahlverbraucher, ORGALIME, dem auch der Fachverband der Metallwarenindustrie angehört, ruft daher aus diesem Grund - zusammen mit den nationalen Verbänden der Stahlverbraucher - die Europäische Kommission auf, rasch auf diese Situation zu reagieren. Die Prinzipien des freien Handels auf dem Gebiet der Stahlerzeugnisse müssten verteidigt werden, andernfalls würden die europäischen Erzeuger einen zusätzlichen Wettbewerbsnachteil erleiden. Gleichzeitig könnten sich die Maschinenbau-Unternehmen dadurch veranlasst sehen, die Verwendung alternativer Werkstoffe zu beschleunigen, um ihre Abhängigkeit vom Stahl zu reduzieren. Dauernde Preiserhöhungen bei gleichzeitig sinkendem Verbrauch in Europa seien nur in einem Umfeld möglich, wo der Handel künstlich beschränkt wird, wie dies derzeit der Fall ist.

Gerade in Hinblick auf die EU-Erweiterung und die damit einhergehende Verbreiterung der Verbraucherbasis könne sich die Lage noch verschärfen: Einige der Beitrittskandidaten sind bislang hauptsächlich auf die Versorgung aus Russland und der Ukraine ausgerichtet, deren Importe in die EU beschränkt sind. Auch auf diese Situation habe die EU bisher mit keinerlei Maßnahmen reagiert.

Die 32 ORGALIME-Mitgliedsverbände in 21 Staaten vertreten mehr als 100.000 Unternehmen der Maschinenbau-, Metallverarbeitenden sowie Elektro- und Elektronikindustrie. Diese Unternehmen beschäftigen rund 7,5 Millionen Arbeitnehmer, schaffen einen Jahresumsatz von ca. 1.200 Milliarden Euro und repräsentieren damit ungefähr ein Viertel der EU-Produktion und ein Drittel der EU-Exporte von Fertigprodukten.
     
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