Wien (rk) - Der international renommierte Regisseur Peter Sellars plant für das Wiener Mozartjahr 2006.
Er stellte seine Pläne am Dienstag (08. 04.) gemeinsam mit Kulturstadtrat Dr. Andreas
Mailath-Pokorny in der Pressekonferenz von Bürgermeister Dr. Michael Häupl vor. Sellars wird für
dieses Jahr anlässlich des 250. Geburtstages von Wolfgag Amadeus Mozart eine "Mozart-Special"-Schiene
entwickeln, die den Genius des Komponisten mit dem kreativen Potential der Stadt und dem heutigen Kulturschaffen
in Verbindung setzt. Als zweite Säule des Mozartjahres kündigte Kulturstadtrat Mailath-Pokorny das Programm
im Theater an der Wien an, das im Jahr 2006 zum "Mozarthaus" wird und schon jetzt ein hochkarätiges
Programm in Kooperation mit anderen Institutionen wie Wiener Staatsoper, Wiener Festwochen und Klangbogen vorbereitet.
Dieses um einen Gluck-Zyklus bereicherte Mozartprogramm ist gleichzeitig auch der Auftakt für eine Neupositionierung
des Theaters an der Wien ab 2007. Als dritte Säule sehe er, so Mailath-Pokorny, die Nachhaltigkeit und die
Vernetzung der Wiener Mozartjahrprojekte, an denen sich ja das ganze kulturelle Spektrum der Stadt beteiligen wird.
Besonders freue ihn jedoch, sagte der Stadtrat, Peter Sellars für das Wiener Mozartjahr gewonnen zu haben.
Peter Sellars, Wien seit langem durch seine künstlerische Arbeit verbunden, nimmt das Mozartjahr zum Anlass,
einerseits den großen Komponisten als Visionär und Wegbereiter einer neuen Gesellschaft in den Mittelpunkt
zu stellen, andererseits das heutige kulturelle Schaffen in Wien und weltweit in den Dialog mit Mozarts "Musik
der Befreiung" zu setzen, der zeitgenössischen Kreativität in Theater, Musik, Film, bildender Kunst
und Architektur einen Ort grenzüberschreitenden Gedankenaustausches zu bieten. In drei Teilen, inspiriert
von der "Zauberflöte", von "La clemenza di Tito" und vom "Requiem", sollen sowohl
auf kultureller Ebene mit Auftragswerken an bedeutende Künstler wie auch auf politischer Ebene heutige Aussagen
zu Mozarts Musik- und Gedankenwelt entwickelt werden.
Häupl: Kulturbau auf der "Platte"
Zur Frage der Nachhaltigkeit des Mozartjahres für die Stadt Wien und ihre Kultur sagte Bürgermeister
Dr. Michael Häupl, er habe den Wunsch nach einem Kulturbau auf der "Platte", auf dem ursprünglich
für das Guggenheim-Museum vorgesehenen Ort.
Peter Sellars Projekt "New Crowned Hope"
Wien, bekannt als wichtige Schnittstelle zwischen Osten und Westen, Süden und Norden, spielt eine
bedeutende Rolle im EU-Erweiterungsprozess und in der künftigen Entwicklung Europas. Deshalb muss sich Wien
wieder als Zentrum für neue Ideen, für soziale und politische Entwicklungen, künstlerische Visionen,
als Motor für schöpferische Energie und für eine neue Zeit etablieren. Die Stadt wird wieder Ort
eines grenzüberschreitenden Gedankenaustausches sein, Schauplatz von historischen Begegnungen und außergewöhnlichen
Zusammenkünften, die die Anliegen, Bedürfnisse und Möglichkeiten der nächsten Generation zum
Ausdruck bringen und in die Tat umsetzen werden.
Als der Welt größter Komponist der Versöhnung und Vergebung, war Mozart Visionär und Wegbereiter
einer neuen Gesellschaft - und er ist uns heute noch voraus. Um Mozart zu ehren, müssen wir also unsere Aufmerksamkeit
auf die Zukunft lenken.
Das Festival New Crowned Hope wird sich über den gesamten Stadtraum von Wien erstrecken: Mozarts persönlicher
und beruflicher Geschichte entsprechend, werden die Veranstaltungen auch in Vorstädten und Außenbezirken,
in Parkanlagen, Spitälern, Schulen, Fußballplätzen und Märkten, Pfarrgemeinderäumen,
Moscheen und Synagogen stattfinden, um alle Teile der Bevölkerung einzubeziehen und anzusprechen.
Das Festival - die größte Initiative in der Geschichte der Stadt Wien, die ausschließlich neue
Kunstwerke in Auftrag geben wird - beschreibt in seiner Gesamtheit einen Lebenszyklus. Über das Jahr 2006
verteilt werden in drei eigenständigen, doch aufs engste miteinander verbundenen Festivalsegmenten die in
Auftrag gegebenen Musik-, Musiktheater-, Film- und Architekturprojekte realisiert: Werke, die sich allesamt auf
die geistigen und künstlerischen Inhalte und Werte der späten Schaffensphase Mozarts berufen werden.
Parallel dazu werden Vertreter der neuen Leader-Generation aus den "permanenten Krisenregionen" aus aller
Welt sowie aus den neuen Mitgliedsstaaten der EU eingeladen. In Foren, Workshops und Konferenzen werden neue Friedensinitiativen
entwickelt, um so eine kulturelle Basis für Verständnis, Gerechtigkeit und Austausch zwischen den Menschen
jenseits nationaler Barrieren und Traditionen aufzubauen.
New Crowned Hope - ein Lebenszyklus
o Teil 1
TRANSFORMATION: Januar/Februar 2006
Inspiriert von der Zauberflöte
- Schaffung und Beginn eines neuen Zeitalters
- Vorbereitung auf eine "New Leadership-Generation"
- Gleichberechtigung der Frauen
- Globalisierung neu gedacht: positive Bilder und Möglichkeiten
der Globalisierung
- Zusammenarbeit mit Menschen aus Kulturen, in denen das
Magische Teil des Lebens ist (Lateinamerika, Afrika,
Asien,...)
o Teil 2
RECONCILIATION: Juni/Juli 2006
Inspiriert von La clemenza di Tito
- Die Ära Mandelas - das Zeitalter der Versöhnung
- Durchbrechen des Kreislaufes von Gewalt und Rache
- Wiederaufbau nach Völkermord und Bürgerkrieg - wie ist es um
die Aussichten auf Frieden bestellt?
- Ist Vergebung möglich?
o Teil 3
REMEMBRANCE: Oktober/November 2006
Inspiriert vom Requiem
- Würdigung derer, die ihr Leben geopfert haben
- Erinnerung daran, wer gestorben ist und warum und wie
- Das Öffnen der Massengräber - Würdigung und Erinnerung
- Was ist verloren gegangen, welches Vermächtnis bleibt
- Was heißt es "gut" zu sterben?
- Die Kraft derer, die nicht mehr unter uns sind, deren Stimmen
uns aber noch immer begleiten |