Wien (volkstheater) - "Mit Liebe und Dampf geht alles" ist das Motto dieser rasanten, fröhlichen
Posse um Liebe und passende und unpassende Eheschließungen, die Nestroy mit seiner Sprachkunst geadelt hat.
Mit "Dampf" ist hier natürlich die Eisenbahn gemeint, die eindeutig im Zentrum der Handlung steht,
und die davor
Volkstheater in den Bezirken 2003/03: Eisenbahnheiraten von Johann Nestroy
© Johannes Novohradsky |
ungeahnte Möglichkeiten der Mobilität und Kommunikation, aber auch der Konfusion eröffnete.
Mit seinem galligen Stück "Nur Ruhe" hatte Publikumsliebling Nestroy Ende 1843 seine Anhänger
enttäuscht und verärgert, also musste er sie rasch mit leichterer Unterhaltung, besser noch mit etwas
ganz Außergewöhnlichem versöhnen. Außergewöhnlich war 1844 die Eisenbahn. Schließlich
war das neue Verkehrsmittel da noch keine zehn Jahre alt. In Eisenbahnheiraten war erstmals in Wien ein Bahnhof
auf der Bühne zu sehen. Das war keine sieben Jahre nach der Eröffnung der ersten österreichischen
Bahnlinie schon sensationell. Erfunden hat Nestroy die Sensation freilich nicht, eher gefunden: In einem französischen
Vaudeville namens "Paris, Orleans et Rouen", das er - wie immer sprachlich brillant - auf österreichische
Verhältnisse übertrug.
Es entstand eine ungewöhnlich turbulente und vergnügliche Geschichte voller plastischer Figuren, Situationskomik
und reichem Lokal- und Sprachkolorit.
Nestroys Rechnung ging auf, die "Eisenbahnheiraten" wurden ein gigantischer Erfolg und sie unterhalten
immer noch, auch wenn der Reiz der Aktualität längst dem Reiz der Nostalgie gewichen ist.
»Eisenbahnheiraten« oder »Wien, Neustadt, Brünn«
Premiere 30. April 2003, 19.30 Uhr, Theatersaal Längenfeldgasse Johann Nestroy
Posse mit Gesang
Ignaz Stimmstock Jörg Stelling
Peter Stimmstock Alfred Rupprecht
Edmund Günther Wiederschwinger
Patzmann Fritz Hammel
Zopak Werner Prinz
Babett Susanna Schaefer
Nanny Piroska Szekely
Kipfl Manfred Jaksch
Theres Susanne Holl
Brandenburger Raimund Merker
Frau Zaschelhuberin Doris Weiner
Jacob/Ein Packträger/Ein Bäckergeselle Wolfgang Klivana
Inszenierung Erhard Pauer
Bühne Walter Vogelweider
Kostüme Suzie Heger
Musik Peter Uwira |