Großer Österreichischer Staatspreis 2002 an Heinz Karl Gruber verliehen  

erstellt am
08. 04. 03

Morak: Heinz Karl Gruber ist einer der originellsten und faszinierendsten Musiktalente der Nachkriegszeit
Wien (bpd) - "Heinz Karl Gruber gibt Österreich mit seiner faszinierenden künstlerischen und menschlichen Individualität die Berechtigung, auch im 21. Jahrhundert als Musikland zu gelten. Solche Ansprüche verjähren, wenn sie ihre Legitimation nur aus der Vergangenheit beziehen. Es bedarf Musiker wie Heinz Karl Gruber, um die Definition von Musik in diesem Land nicht an die Tradition zu verlieren. Damit meine ich nicht die völlige Distanz vom Ererbten, sondern das ständige Neuerfinden auf der Basis des Tradierten", so Kunststaatssekretär Franz Morak, am Sonntag (06. 04.) Abend bei der Verleihung des mit 22.000 Euro dotierten Großen Österreichischen Staatspreises 2002 an den Musiker Heinz Karl Gruber, die in der derzeit laufenden Ausstellung über die Staatspreisträger "KUNST.KUNST.KUNST." im 20erHaus stattfand.

Heinz Karl Gruber gehöre hier sicherlich zu den originellsten Talenten der Nachkriegszeit. Sein stilistischer Freiheitsdrang sei bezeichnend für sein bisheriges Schaffen. Bei Gruber müsse man sich fragen, was denn das Wort "Komponist" in seinem Fall eigentlich heiße, so Morak weiter, und wie man seinem breiten künstlerischen Spektrum gerecht werden könne. "Tatsächlich eignet Gruber die einzigartige Fähigkeit, dass ihm alles - organisierte und nicht organisierte Tonwelten - zu einer höchstpersönlichen Musik wird", würdigte Morak den Preisträger.

Gruber sei einer jener "raren Fälle, die offensichtlich nur eine Musik kennen und wo er auftritt - als Komponist, als Sänger oder als Dirigent - werden permanent die scheinbar festgeschriebenen Grenzen der musikalischen Genres zertrümmert, erweitert oder neu definiert", so der Staatssekretär. Ziel dieses kreativen und in höchstem Maß innovativen Umgangs mit dem musikalischen Formenkanon der Vor- und Nachkriegszeit sei jedoch keinesfalls nur vordergründige Origi-nali-tät, auch wenn sich der Künstler Nali Gruber mit diesem Begriff treffend charakterisieren lasse. Denn ähnlich wie Thomas Bernhard orte er als typischer Österreicher mit hoher künstlerische Sensibilität die dunklen Aspekte der "österreichischen Seele": In seinem Pan-Dämonium "Frankenstein", einem romantischen Melodram mit schwarzem Humor ebenso, wie in seinem Fernsehfilm "Bring me the head of Amadeus", einer Huldigung zum zweihundertsten Geburtstag von Mozart abseits aller Klischees.

"Hinter der Leistung Grubers steckt ein ganzes österreichisches kulturelles Biotop", so Morak weiter, und erinnerte dabei an die Vertonung von Texten von H.C. Artmann oder etwa die Mitgründer des Ensembles "MOB art & tone ART" Kurt Schwertsik und Otto M. Zykan. "Für mich steht dieser eigensinnige, den Skandal nicht scheuende Musiker für eine ganze Richtung des österreichischen Kulturlebens, die jetzt ins Zentrum der verdienten Aufmerksamkeit rückt" so Morak abschließend.

Die Ausstellung "KUNST.KUNST.KUNST" wurde verlängert und ist noch bis zum 21. April 2003 im Museum des zwanzigsten Jahrhunderts zu sehen. http://www.belvedere.at.
     
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