Reinhard Rack: Konvent wird Regierungslastigkeit Giscards ausgleichen
Brüssel/Wien (övp-pk) "Die Zeit für
den Konvent drängt. Allen Mitgliedern des Konvents ist nach der Vorgangsweise und den vorgelegten Vorschlägen
Giscard d'Estaings völlig klar: So geht es nicht", sagte der steirische Europaparlamentarier Univ. Prof.
Dr. Reinhard Rack am Freitag (25. 04.) vor Journalisten in Brüssel. Die präsentierten
Texte betreffen zwei Kernbereiche der zukünftigen EU- Verfassung, nämlich die institutionellen Aspekte
sowie die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. "Wer schafft was in der EU an? Wie präsentiert
sich Europa in der Welt? Das sind zentrale Fragen und hier müssen klare und von allen mitgetragene Antworten
gefunden werden", betonte Rack.
Die Qualität der vorgelegten Texte sei jedoch unterschiedlich zu beurteilen: "Die Vorschläge zur
Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik sind für mich grundsätzlich positiv. Was hier an mehr
Gemeinsamkeit vorgeschlagen wird, ist ein direktes Resultat der negativen Erfahrungen aus dem Irak-Krieg und der
kläglichen Rolle der EU", so Konventsmitglied Rack. Vorgesehen seien auch vernünftige Maßnahmen
zur Erreichung dieses Ziels. "Ich halte es für gut, wenn ein 'EU-Außenminister' mit einem eigenen
Unterbau bei der Kommission verankert wird. Das ist weitaus besser als bisher, wo die EU- Außenpolitik ohne
viel Fortune beim Rat ressortierte", meinte Rack. In der vorgelegten Fassung entsprächen diese Vorschläge
zur GASP auch weitgehend den Forderungen des Konvents.
"Weitaus kritischer muss man die Vorschläge zum künftigen institutionellen System beurteilen. Giscard
hat eine schwere Regierungs-Schlagseite. Auch nach mehreren Anläufen konnten wir ihm leider nicht mehr Ausgewogenheit
einimpfen und ihn von der Mehrheitsmeinung des Konvents überzeugen", bedauert Rack: "Allein die
quantitative Verteilung - insgesamt sechs Artikel für den Rat, einer für das Europaparlament und zwei
für die Kommission - verdeutlicht: Das wird nicht das Ergebnis des Konvents sein. Ich stimme den zahlreichen
ablehnenden Reaktionen zu. Giscard hat heute ein Ergebnis fix: Danke, nein. Wir wollen weniger Regierungseuropa
und mehr Gemeinsamkeit", unterstreicht Rack.
In den kommenden Wochen werden sowohl die politischen Familien im Konvent, allen voran die Europäische Volkspartei,
und die Vertreter der nationalen Parlamente, des Europaparlaments sowie der vor allem kleinen und mittleren Regierungen
intensiv miteinander ins Gespräch kommen. "Ich erwarte mir einen Austausch unserer eigenen Vorschläge.
Auf dieser Basis werden wir jene Ideen zur Beschlussreife ausarbeiten, die in den vergangenen Monaten schon immer
wieder im Konvent gehört wurden: Es wird keine Stärkung des Rates zu Lasten der zentralen Funktion und
Aufgabe der Kommission geben. Es wird keine Entmachtung der kleinen und mittleren Staaten durch einige große
Länder oder gar nur einen EU-Präsidenten geben. Es wird aber mehr Europa in dezentralen Fragen geben.
Alleingänge sind passé, nicht nur im Konvent. Vor allem in einer globalisierten Welt kann Europa in
Hinkunft nur mehr gemeinsam auftreten, wenn es ernstgenommen werden will", sagte Rack abschließend. |