Keine Ausfälle durch Irak-Konflikt – Österreich punktet mit Sicherheit
Wien (prplus) - Der Kongressmarkt hat in Österreich die zum Teil gravierenden Auswirkungen
des Irak – Konfliktes auf den Reisesektor ohne wesentliche Einbussen überstanden: Wie eine aktuelle Umfrage
des Dachverbandes der Kongresswirtschaft ACB – Austrian Convention Bureau bei seinen Mitgliedern ergeben hat, hatte
die tiefgreifende Verunsicherung im internationalen Geschäft von einigen Umbuchungen abgesehen keine Folgen,
Auslastung und Geschäftsvolumen werden in der ersten Jahreshälfte etwa das Vorjahresniveau halten. Im
nationalen Geschäft ist sogar eine leichte Steigerung feststellbar.
„Von den rund 25.000 angemeldeten Teilnehmern am Kardiologenkongress von 29. August bis 3. September in Wien wird
kaum einer fehlen,“ beleuchtet ACB – Präsident KR Rudolf Kadanka die Situation. Er führt diese positive
Entwicklung in hohem Maß auf den Sicherheitsaspekt zurück: Die neutrale Position Österreichs und
damit die geringe direkte Gefährdung durch Kriegs- oder Terrorfolgen haben zweifellos dazu beigetragen, Bedenken
von Kongressveranstaltern zu zerstreuen.
Dass es diese gab und sicher zum Teil noch immer gibt, war sehr wohl erkennbar. Mit Kriegsbeginn ließen die
Anfragen für neue Kongresse deutlich nach, insbesondere vom US – Markt. Es gab Erkundigungen über die
Möglichkeit, Kongresse kurzfristig aus Krisenregionen zu verlegen und möglichst weitreichende Stornobedingungen
zu erreichen. Insgesamt ging die Tendenz zu kurzfristigeren Entscheidungen, Storno bestehender Verträge gab
es nicht.
Trotz der nach wie vor spürbaren Verunsicherung ist für die Jahre 2004 bis 06 eine Zunahme der Kongressanfragen
feststellbar. Bei einer Konsolidierung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse ist eine Fortsetzung
der expansiven Entwicklung des Kongressgeschäftes zu erwarten. Mit einer Wertschöpfung von rund einer
Milliarde Euro im Jahr ist es der lukrativste Bereich des Tourismus: Kongressteilnehmer geben täglich rund
350 Euro aus, das ist rund das Dreifache der Durchschnittausgaben aller Österreich – Gäste.
Die EU – Erweiterung wird vom ACB als Marktausweitung grundsätzlich begrüßt, die Entwicklung der
Konkurrenzsituation aber sorgfältig beobachtet, um Chancen rechtzeitig erkennen und nutzen zu können.
Prag hat beispielsweise Wien mit seinen 42.000 Hotelbetten bereits deutlich überrundet, die Kongresseinrichtungen
für derzeit 8.000 Teilnehmer werden ausgebaut, ebenso wie in Budapest.
„Unser Vorsprung liegt in der höheren Professionalität bei der Organisation und Abwicklung und in den
über viele Jahre aufgebauten internationalen Kontakten,“ charakterisiert ACB – Präsident Kadanka die
Chancen. Um sie nutzen zu können, bemüht sich die Kongresswirtschaft um ein „Lobbying auf höchster
Ebene“, wie es von anderen Ländern seit langem betrieben wird: Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft
haben bei ihren Auslandskontakten mit kompetenten Entscheidungsträgern die besten Möglichkeiten, die
Vorzüge Österreichs als Kongressland Nummer 1 in Europa wirkungsvoll darzustellen.
Ein konkretes Projekt, mit dem sich eine Arbeitsgruppe des ACB beschäftigt, ist der Aufbau einer Österreichweiten
aussagekräftigen Statistik über den Kongress- und Tagungsbereich. Derzeit gibt es sie nur in Wien, wo
der Tourismusverband die Funktion der Sammlung und Auswertung des Datenmaterials übernommen hat. In den anderen
Bundesländern werden weder die Veranstaltungen, noch die Zahl der Teilnehmer, ihre Nationalität, Aufenthaltsdauer
oder ihre Funktion erfasst, es gibt auch keine zentralen Stellen dafür.
„Für ein effizientes Marketing wären diese Daten von fundamentaler Wichtigkeit,“ erklärt ACB – Präsident
Kadanka. „Es geht dabei gar nicht um besonders hohe Kosten, sondern um organisatorische Maßnahmen. Eine entsprechende
Anpassung der Gästebuchblätter wäre bereits eine große Hilfe und wir werden uns an die entsprechenden
öffentlichen Stellen mit der Bitte um Unterstützung wenden.“
Alle diese Themen werden bei der diesjährigen Generalversammlung des ACB zur Diskussion stehen, die am 13.
Juni im Innsbrucker Congress stattfindet. Bei dieser Veranstaltung, bei der auch die Neuwahl des ACB – Präsidiums
auf der Tagesordnung steht, wird der Geschäftsführer des German Convention Bureau Lutz Vogt als Gastreferent
die Entwicklung und die Probleme des Kongresswesens in Deutschland darstellen. |