Wien finanziert Technologie-Scouts an Veterinärmedizinischer Universität
Wien (rk) - "Mit der Einrichtung eines Scoutingbüros an der Veterinärmedizinischen
Universität setzen wir einen weiteren Schritt, um den BioTech-Standort Wien zu stärken. Ziel ist es,
an der Vet-Med erreichte wissenschaftliche Leistungen im Bereich Life-Sciences verstärkt wirtschaftlich zu
verwerten. Die Mitarbeiter des Scoutingsbüros unterstützen dabei die Wissenschafter bei der Umsetzung
ihrer Forschungsergebnisse durch Patentierung und anschließende Patentverwertung und Firmengründungen",
erklärte Wiens Wirtschafts- und Finanzstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder am Dienstag (22. 04.)
im Rahmen des Mediengesprächs des Bürgermeisters, an dem auch Wolf-Dietrich Freiherr von Fircks, Rektor
der Veterinärmedizinischen Universität Wien, und Dr. Sonja Hammerschmid, Geschäftsführerin
der ARGE Life Science Austria (LISA) Vienna Region, teilnahmen.
Gemeinsam mit der von Stadt und Bund getragenen ARGE LISA-Vienna Region finanziert die Stadt Wien ein Technologiescoutingbüro
an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Zusätzlich zu den Biotechnologie-Aktivitäten
Wiens in den Bereichen Infrastruktur und Bildung wird nun an den öffentlichen Forschungseinrichtungen vorhandenes
Wissen verstärkt wirtschaftlich verwertet. Technologie-Scouts prüfen in Kooperation mit den Wissenschaftern
Forschungsergebnisse auf ihre ökonomische Verwertbarkeit und unterstützen diese bei den konkreten Umsetzungsschritten.
Das Scoutingbüro an der Vet-Med wird mit einer Vollzeitkraft und zwei Teilzeitkräften besetzt. Das Büro
wird mit Mai 2003 seine Arbeit aufnehmen. Die Gesamtkosten für dieses Projekt für die ersten drei Jahre
betragen rund 500.000 Euro. 100.000 Euro werden hierbei unmittelbar durch ein Förderprogramm des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds
- WWFF aufgebracht, 50.000 Euro werden von LISA Vienna Region zur Verfügung gestellt.
"Unser Ziel ist die Stärkung der Position der Vienna Region im internationalen Standortwettbewerb im
Bereich Life Sciences", so Rieder. "Gemeinsam mit der Universität für Veterinärmedizin
und der Innovationsagentur des Bundes setzen wir erneut einen Meilenstein in der gemeinsamen Entwicklung zukunftsweisender
Partnerschaftsmodelle zugunsten der besseren wirtschaftlichen Nutzung von österreichischem Know How."
"Verwertbare Ideen aufspüren"
Im Zuge der Erlangung der Vollrechtsfähigkeit nach dem Universitätsgesetz 2002 sind die Universitäten
Inhaber der im Rahmen von öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnissen gemachten Erfindungen. Es gilt sicherzustellen,
dass diese auch erfolgversprechend vermarktet werden und damit Rückflüsse für die Universität,
das Institut und die ForscherInnen sichergestellt werden.
Die von der Innovationsagentur und vom Zentrum für Innovation und Technologie der Stadt Wien - ZIT gebildete
ARGE LISA Vienna Region unterstützt die Universität für Veterinärmedizin im Rahmen eines Pilotprojektes
bei der Etablierung eines Scouting-Büros. Dieses Scoutingbüro wird für die Identifikation und Betreuung
von Projekten mit Verwertungspotenzial zuständig sein. Das Scoutingbüro berät proaktiv WissenschafterInnen
und ForscherInnen in Bezug auf die Umsetzung ihrer Forschungsergebnisse durch Patentierung und anschließende
Patentverwertung und/oder Firmengründung. Die wesentliche Aufgabe des Scoutingbüros liegt dabei in der
Identifikation, Erstberatung, Erstprüfung und Begleitung der Projekte im Verwertungsprozess. Das Scoutingbüro
bildet dabei die Schnittstelle zu externen Support-Organisationen, wie der ARGE LISA Vienna Region.
Vorteile für Universität und Stadt Wien
Die Universität für Veterinärmedizin richtet als erste österreichische Universität ein
Scoutingbüro ein, das proaktives Projektscreening und Projektbetreuung in Hinblick auf die Verwertbarkeit
betreibt. Dadurch wird die potenzielle Wertschöpfung stärker als bisher realisiert. Durch Lizenzverträge
und Firmengründungen wird der Biotech-Standort Wien gestärkt.
Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
Ein wesentlicher Aspekt der umfassenden Strategie zur Förderung der Life Sciences ist die Förderung
des Wissenstransfers durch die Initiierung und Unterstützung von Kooperationen zwischen Wirtschaft und wissenschaftlichen
Einrichtungen, insbesondere natürlich Universitäten.
Konkrete Maßnahmen der Stadt Wien für den Bereich Life Sciences
Die Life Sciences sind eine der Stärkefelder im Wiener Forschungs- und Technolgiebereich. Ein Großteil
der einschlägigen österreichischen universitären und außeruniversitären Forschungsinstitute,
cirka 75 Prozent der auf diesem Gebiet tätigen österreichischen Start-ups und zahlreiche Niederlassungen
internationaler Konzerne bilden eine ausgezeichnete Basis für eine dynamische Life Science-Szene. Gegenwärtig
sind am Standort Wien neben den Niederlassungen internationaler Konzerne 30 Klein- und Mittelbetriebe angesiedelt.
Diese KMU weisen 300 Beschäftigte im Forschungs- und Entwicklungsbereich auf, insgesamt sind ca. 6.000 Menschen
in dieser Branche beschäftigt. Die seitens des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds - WWFF und der ZIT aufgebrachten
Mittel zur Förderung der Biotechbranche beliefen sich im Jahr 2002 auf insgesamt 9,5 Millionen Euro. Das bedeutet
eine Verdreifachung des Jahreswertes 1999.
Darauf aufbauend werden zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um den Life Science Standort Wien zu sichern und weiter
auszubauen:
o Infrastruktur
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die Bereitstellung von Laborflächen. Die Stadt Wien hat hier die
Initiative ergriffen und Büro- und Laborflächen zur Verfügung gestellt. Dies geschieht meist in
Form von PPP-Modellen. Zur Zeit entsteht am Standort Vienna Bio-Center ein weiteres Laborgebäude mit 4000m²
Nutzfläche (geplante Fertigstellung Dezember 2003).
Durch das Engagement der Stadt können zusätzlich zur bestehenden Infrastruktur bis 2005 rund 64 Millionen
Euro an Infrastrukturinvestitionen gesichert werden, die in Form von PPP-Modellen realisiert werden. Die einzelnen
Bautätigkeiten werden am Standort AKH und am Campus Vienna Biocenter durchgeführt. Das nächste Großprojekt
ist das Technologiezentrum Muthgasse, das in enger Kooperation mit Baxter realisiert wird.
o Unternehmensförderungen
Betreffend die unmittelbare Unterstützung von Unternehmen konnte durch die Reform der Technologieförderung
im WWFF im Jahr 2002 stärker auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingegangen werden. Der von der ZIT
im gleichen Jahr durchgeführte Call "Life Sciences Vienna 2002" richtete sich an Unternehmen aus
dem Bereich der Life Sciences. Nach dem Wettbewerbsprinzip wurden insgesamt 3 Millionen Euro Förderungen für
Projekte von 8 verschiedenen Unternehmen vergeben. Die Resonanz des Calls - zwei Drittel der in Wien ansässigen
Unternehmen hatten Projekte eingereicht - bestätigte die eingeschlagene Strategie. In enger Absprache mit
den Bedürfnissen des Sektors wird zu Beginn des nächsten Jahres ein neuerlicher Call zu diesem Thema
durchgeführt werden, um die notwendige Kontinuität der Anstrengungen zu wahren.
o Clustermanagement LISA Vienna Region
Durch den Aufbau eines institutionalisierten Umfelds im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft LISA Vienna Region - einer
Kooperation der ZIT und der Innovationsagentur zur Koordination bislang bestehender Initiativen - soll das Ziel
erreicht werden, von Seiten der öffentlichen Hand die wesentlichen Akteure zusammenzufassen und als zentrale
Ansprechstelle für die WissenschafterInnen und Firmen der Life Science Szene zu agieren. Der Beitrag der Stadt
Wien für die administrative Abwicklung von LISA VR beläuft sich jährlich auf 200.000 Euro.
o Forcierung der Ausbildung
Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind ein wesentlicher Faktor für einen erfolgreichen Standort. Eine Studie
der Boston Consulting Group im Auftrag der Stadt Wien und des Bundes hat festgestellt, dass in diesem Bereich qualifiziertes
technisches Personal fehlt. Als erste Maßnahme unterstützt daher die Stadt Wien mit 1,4 Millionen Euro
einen spezifischen Fachhochschullehrgang, der im Oktober 2002 startete. Darüber hinaus werden von LISA Vienna
Region eine Reihe von Ausbildungsmaßnahmen gesetzt, beispielsweise die Durchführung von Seminaren zur
Vermittlung betriebswirtschaftlichen Know hows für ForscherInnen, sowie EU-unterstützte Ausbildungsaktivitäten
in Zusammenarbeit mit Unternehmen.
o Unterstützung der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
Die Stadt Wien unterstützt das Kompetenzzentrenprogramm des Bundes im Zeitraum 2000 bis 2005 mit insgesamt
20 Millionen Euro. Im Rahmen dieses Programms werden auch zwei Zentren aus dem Life Sciences Bereich gefördert:
Das "Austrian Center for Biopharmaceutical Technology (ACBT) und das Zentrum "Biomolecular Therapeutics
(Förderung seitens der Stadt Wien: 3,5 Millionen Euro)
o A+B-Zentrum
Wien hat den Aufbau des A+B-Zentrums "INITS" substantiell unterstützt. Das Zentrum, an dem
die Technische Universität, die Universität Wien und die ZIT beteiligt sind, hat die Aufgabe, durch unterschiedlichste
Maßnahmen die Unternehmensgründung aus dem universitären Bereich zu erhöhen. |