Ohne kurzfristige Forschungsfinanzierung droht Innovations-Stopp! - 2003 fehlen 200 Mio. Euro
Forschungsmittel
Wien (PdI) - Österreich ist auf der Wohlstandsskala auf Platz 4, als Innovationsstandort auf
Platz 10. Das ist ein deutliches Ungleichgewicht. Wir können unseren Wohlstand nur bewahren, wenn wir vorausdenken
und die Weichen für die Zukunft stellen. IV-Generalsekretär Lorenz Fritz nahm am Dienstag (22. 04.)
im Rahmen eines Pressegesprächs zu den Vorhaben der Bundesregierung in den Bereichen Bildung, Innovation und
Forschung Stellung: "Wir begrüßen das Bekenntnis der Bundesregierung zum Lissabon-Prozess und die
vorgesehenen Maßnahmen, wie das zweite Offensivprogramm 2004-2006 in der Höhe von 600 Mio. EUR und die
Klärung der Einrichtung einer Nationalstiftung. Nur durch gezielte Innovationspolitik kann Österreich
zu den Top 3 in Europa aufsteigen. Das bedeutet kurzfristig in Innovation zu investieren, um mittel- und langfristig
den Standort zu sichern."
Der Mehrbedarf an Finanzmitteln der öffentlichen Hand beträgt laut Nationalem Forschungs- und Innovationsplan
1,2 Mrd. EUR für die Jahre 2003-2005. Dem stehen 600 Mio. EUR - also die Hälfte - für die gesamte
Legislaturperiode von vier Jahren gegenüber! "Hinzu kommt ein akuter Finanz-bedarf im Jahr 2003 in der
Höhe von rund 200 Mio. EUR. Diese Lücke muss sofort geschlossen werden. Wenn die Finanzierung für
den FFF nicht gesichert wird, droht in einigen Industrie-betrieben im zweiten Halbjahr ein Innovations-Stopp",
so Fritz.
Forschungsstruktur: Leitlinien aus dem Nationalen Forschungs- und Innovationsplan des Rates beachten!
"Österreich verspielt gerade einen Wettbewerbsvorteil. Das neue Regierungsprogramm brachte keine Veränderung
bei den Forschungsstrukturen - und das, obwohl sehr ausgereifte Vorschläge auf dem Tisch lagen", betont
Dr. Gerhard Riemer, Bereichsleiter für Bildung, Innovation & Forschung in der IV. Dem Rat für Forschung
und Technologieentwicklung kommt in einer solchen Situation größere Verantwortung zu denn je. "Als
unabhängiges Organ kann er losgelöst von der Tagespolitik strategische Beratungs- und Steuerungsfunktionen
wahrnehmen. Wir erwarten die notwendige Strukturbereinigung im Innovationsbereich bis zur Mitte dieses Jahres."
Gefragt sei jetzt der Dialog zwischen der Politik, den Playern im Innovationsbereich und dem Rat.
Österreichische Politik darf die Kommissions-Empfehlungen nicht ignorieren!
Auch in der Empfehlung der Kommission für die Grundzüge der Wirtschaftspolitik der Mitgliedsstaaten
(im Zeitraum 2003-2005) wird Österreich dringend aufgefordert, Maßnahmen zu setzen: "Um die Technologiebasis
weiterhin zu verbessern und Investitionen der Unternehmen in FuE und Innovationen zu fördern, wird Österreich
empfohlen, ..., Maßnahmen zu ergreifen, um Forschung und Innovationen im Unternehmensbereich ... zu fördern."
Damit sagt auch Brüssel, dass nur durch ausreichende Finanzmittel, die mit maximaler Hebel-wirkung eingesetzt
werden, eine nachhaltige Erhöhung der F&E-Quote und in weiterer Folge die Sicherung von Arbeitsplätzen
und Wohlstand überhaupt möglich sind. "Im Rahmen der Ziele aus dem Lissabon-Prozess muss uns eines
klar sein: Wirtschaftswachstum braucht Wissenswachstum", erklärte Fritz.
Bildungsreform als Basis für künftige Innovationskraft ernst nehmen
Bildungsministerin Gehrer hat mit der Uni-Reform einen umfassenden Prozess von Grundsatz-reformen im Bildungsbereich
begonnen, dem im Schulwesen eine ähnlich grundlegende Reform folgen muss, die auch die IV für dringend
notwendig erachtet. "Das Gehrer-Projekt 'Schule neu Denken' mit der geplanten Zukunftskommission sollte das
Ziel haben, die entscheidenden Zukunftsfragen des österreichischen Schulwesens zu stellen und konkrete Handlungsvorschläge
zu erarbeiten. Die vorhandene Qualität der Bildung muss nachhaltig sichergestellt werden, denn es geht um
den verantwortungsvollen Umgang mit Lebenschancen, dem Kreativitäts- und Innovationspotential junger Menschen.
Dazu muss nach der Durchforstung der Lehrpläne die Vernetzung von Gegenständen und die Gestaltung von
Projektunterricht unter Verwendung neuer Unterrichtsmethoden forciert werden", fordert Riemer - dies unter
der Berücksichtigung internationaler Erfahrung.
Die Industrie rechnet außerdem damit, dass Weiterbildung - vor dem Hintergrund eines ständigen Sinkens
der Halbwertszeit des Wissens - in den nächsten Jahren massiv an Bedeutung gewinnen wird - inner- wie außerbetrieblich.
"Die Reform der Schulen muss auch diese Entwicklung in betracht ziehen", so Riemer. Auch der finanzielle
Fokus öffentlicher Bildungsinvestitionen müsse sich in Richtung Weiterbildung verschieben, wie von der
IV seit vielen Jahren festgestellt.
Für Generalsekretär Fritz läuft die Diskussion um Stundenkürzungen völlig falsch: "Nur
die beste Bildung bringt die besten Köpfe - das ist umso dringender angesichts des uns bevorstehenden Fachkräfte-
und Forschermangels. Die Reform ist dann ein Erfolg, wenn es gelingt, auch mit weniger Unterrichtsstunden ein besseres
Bildungsergebnis zu erreichen. Eines darf man nicht vergessen: Das 'Core Business' der Schule ist es, die Schüler
zu bilden und ihr Persönlichkeitspotenzial zu wecken und nicht Lehrer zu beschäftigen", so Fritz. |