VA-Tech Wabag zog im April ein dickes Weltbankprojekt an Land - Koren: Das ist aber nur ein
Kapitel der österreichischen Erfolgstory im Iran
Wien (pwk) - Betrachtet man die allgemein schlechte Weltwirtschaftslage so stellte der Iran mit einem
BIP-Wachstum von 6,5 Prozent im vergangenen iranischen Jahr (März 2002 bis März 2003) nach wie vor einen
äußerst attraktiven Markt dar. "Auch die Aussichten für das laufende Jahr sind mit einem prognostizierten
BIP-Plus von 5,9 Prozent positiv", erwartet Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft Österreich
(AWO) der WKÖ. Auch für die österreichisch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen sollte es heuer, wie
in den vergangenen Jahren gut laufen. Jüngstes Beispiel: Im April des laufenden Jahres meldete die VA-Tech
Wabag das endgültige o.k. zum Weltbankprojekt "Kläranlage Teheran Süd". Somit ist es ein
österreichisches Unternehmen, welches das erste seit Jahren im Iran vergebene Weltbankprojekt an Land ziehen
konnte.
Die stark expansive Wirtschaftspolitik des Iran wird in erster Linie von Öleinnahmen in der Höhe von
15 bis 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr getragen. "Die Effekte wirtschaftspolitischer Maßnahmen und
Reformen der letzten zwei Jahre (Vereinheitlichung des Währungskurses, Importliberalisierungen sowie Zollsenkungen,
Inkrafttreten eines neuen Investitionsschutzgesetzes sowie eines Steuergesetzes, Privatisierungen), können
aus heutiger Sicht noch nicht abschließend beurteilt werden, zeigen aber bereits positive Auswirkungen",
sagt Karl Hartleb, WKÖ-Handelsdelegierter in Teheran.
Für die österreichisch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen sollte es heuer gut laufen
Der von der gegenwärtigen Regierung stark forcierte Ausbau der Infrastruktur und Industrie bietet österreichischen
Unternehmen sehr gute Absatzchancen in den traditionellen Bereichen des Kraftwerks-, Eisenbahn- und Wasserbaus,
der Öl- und Gasindustrie, sowie der Fahrzeug- und Fahrzeugzulieferindustrie. Doch auch die, für den Iran
relativ neuen Bereiche der effizienten Energienutzung, des Umweltschutzes und der Müllentsorgung, der stetig
wachsenden Abwasserproblematik, sowie der Informationstechnologie stellen für österreichische Know-how-
und Technologieunternehmen aussichtsreiche Wachstumsmärkte dar. Die österreichischen Exporte erreichten
im vergangenen Jahr ein Volumen von 220 Mio Euro, die Importe aus dem Iran machten 18 Mio Euro aus. Hartleb: "Das
ausgezeichnete Potential kommt auch darin zum Ausdruck, dass beinahe 200 österreichische Firmen durch iranische
Vertreter im Land präsent sind und an die 20 Unternehmen eigene Niederlassungen betreiben."
Erfolgreich vertreten ist Österreich unter anderem auf dem Öl- und Gassektor. Eine eigene OMV-Repräsentanz
bearbeitet seit eineinhalb Jahren das Erdöl-Explorationsprojekt "Mehr Block" (Projektvolumen 60
Mio US-Dollar), weiters werden ein Studienprojekt über Explorationsmöglichkeiten im Persischen Golf gemeinsam
mit der NIOC (National Iranian Oil Company) sowie ein Erdöl Development Buy-Back Projekt mit dem spanischen
Partner CEPSA verfolgt. Mit Zulieferungen zur Öl- und Gasindustrie sind die österreichischen Firmen Jenbacher
sowie Hörbiger Ventilwerke vertreten.
Jüngste Erfolgsmeldungen gibt es von der österreichischen Leobersdorfer Maschinenfabrik (LMF). Die aus
der massiven Subventionierung von Treibstoff im Iran resultierende Budgetbelastung und die Notwendigkeit von Benzinimporten
in Dollar-Milliardenhöhe veranlassen die Regierung die Kfz-Flotte immer mehr auf CNG-Betrieb umzustellen.
Im Rahmen der Errichtung der dafür notwendigen Infrastruktur bekam der Technologieführer LMF einen Auftrag
für den Bau von 60 CNG-Tankstellen. Weiters stehen österreichische Konsortien bei zwei sehr schwierigen
Tunnelprojekten mit einem Gesamtvolumen von 160 Mio Dollar kurz vor einem erfolgreichen Abschluß. Die Tiroler
Konsulentenfirma ILF erbringt im Iran Engineering- sowie Beratungsleistungen, wobei die Firma in jüngster
Zeit auch erfolgreich als Berater bei einem Weltbankprojekt beteiligt war.
Traditionell erfolgreich im Iran vertreten sind weiters folgende Unternehmen: Die VA-Tech Elin EBG und Voith sind
seit Jahren etablierte Größen im Ausbau der elektrischen Energie, die Voest Alpine Industrieanlagenbau
ist im iranischen Stahlsektor mit Projekten vertreten. Siemens Transportation Systems beliefert erfolgreich den
iranischen Eisenbahnsektor und verfolgt mehrere Metroprojekte in den Städten Teheran, Isfahan und Shiraz.
Den Eisenbahnbereich ergänzen Plasser & Theurer mit Lieferungen des gesamten Sortiments an Gleisbaumaschinen,
VAE mit Schienen und Weichen, sowie Getzner Werkstoffe mit Dämmmaterial. Emco Maier arbeitet mit dem iranischen
Ministry of Labour and Social Affairs sowie der TVTO (Technical & Vocational Training Organization) an einem
Projekt zur Errichtung von Ausbildungs- und Trainingzentren im Iran. Im Wachstumsbereich Umwelt und Müllentsorgung
ist Komptech Farwick bei der Umsetzung eines neuartigen Müllverwertungskonzept erfolgreich. Zahlreiche österreichische
Engineering- und Baufirmen sind im Wasserver- und entsorgungssektor aktiv. Seit langem beliefern österreichische
Firmen die iranische Textil-, Verpackungs- und Plastikindustrie mit ihrem breiten Sortiment an Maschinen. Auch
der Bereich Papier stellt einen nicht unbeträchtlichen Exportmarkt für österreichische Unternehmen
dar. Die Kfz-Industrie stellt derzeit den dynamischsten Wirtschaftszweig des Iran dar. Firmen wie AVL und Miba
liefern Hardware und Technologie.
Mag. Bernhard Salzer
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