Veterinärmedizinische Universität Wien schickt Technologie-Scouts auf die Suche nach
Erfindungen
Wien (pr&d) - Ab 1. Mai 2003 wird die Veterinärmedizinische Universität Wien bei der
Identifikation und Nutzung wertvoller Forschungsergebnisse aus eigenem Haus eine Vorreiterrolle einnehmen. Dazu
werden, erstmals in Österreich, Technologie-Scouts auf die Suche nach akademischen Projekten mit wirtschaftlichem
Potenzial gesandt. Die Veterinärmedizin reagiert damit auf eine Verantwortung, die sich aus dem neuen Universitätsgesetz
(UG 02) ergibt. Dieses ermöglicht den Universitäten ab Oktober 2003, sich die Nutzungsrechte wissenschaftlicher
Ergebnisse zu sichern. Die ARGE Life Science Austria (LISA) Vienna Region und der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds
(WWFF) helfen bei der Finanzierung des jetzt eingerichteten Büros und der operativen Tätigkeit der drei
neu eingestellten Mitarbeiter/-innen.
Lehre, Prophylaxe und Versorgung der Tiere ist an der Veterinärmedizinischen Universität Wien genauso
wichtig wie Forschung im internationalen Spitzenfeld. Damit die wissenschaftlichen Ergebnisse rascher in den Dienst
der Gesundheit von Mensch und Tier gestellt werden können, wird nun ein Büro für Technologie-Scouts
am Campus eröffnet. Aufgabe der drei dort eingestellten Mitarbeiter/-innen wird die Identifikation von Ergebnissen
sein, die neben akademischer Exzellenz ein klares Anwendungspotenzial bieten.
Der gerade in seinem Amt bestätigte Rektor der Veterinärmedizin, Wolf-Dietrich Freiherr von Fircks erläutert:
„Allein im letzten Jahr veröffentlichte die Veterinärmedizin 710 Forschungsberichte in internationalen
Fachjournalen. Jede einzelne dieser Publikationen mag einen wissenschaftlichen Schatz bergen, der unsere Gesundheit
und Lebensqualität verbessern könnte. Wir haben eine Verantwortung diese Schätze zu entdecken und
deren Nutzung im Sinne von Gesellschaft, Forscherinnen, Forschern und Universitäten zu ermöglichen.“
Mit Hilfe der Scouts wird diese Aufgabe in Zukunft effektiver erfüllt werden. Die drei Mitarbeiter/-innen
des Scoutingbüros analysieren noch unveröffentlichte Ergebnisse der Forschung an der Veterinärmedizin
sowie laufende Projekte gemeinsam mit den Projektmitarbeiter/-innen und prüfen das Potenzial für eine
wirtschaftliche Umsetzung.
Sind erfolgversprechende Ergebnisse gefunden, wird Kontakt mit der in diesem Bereich besonders erfahrenen ARGE
LISA Vienna Region aufgenommen. Gemeinsam werden die Ergebnisse auf ihre Chance hin bewertet, für Wirtschaft
und Gesellschaft nützlich zu sein. Denn nur dann lohnen sich die hohen Investitionskosten für eine Sicherung
der Eigentumsrechte.
Zu diesen Kosten erläutert Freiherr von Fircks: „Das Universitätsgesetz 02 bietet erstmals die Möglichkeit
Entdeckungen aus der akademischen Forschung im Namen der Universität zum Patent anzumelden. Damit kann diese
nun gemeinsam mit den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern an einem eventuellen kommerziellen Erfolg der Entdeckung
teilhaben. Dafür müssen die Universitäten aber zunächst zwischen EUR 30.000 und 50.000 für
den Patentschutz investieren – und das hohe Risiko tragen, dass sich kein wirtschaftlicher Erfolg einstellt.“ Gemeinsam
mit LISA Vienna Region und dem Wiener Wirtschaftsförderungsfonds helfen die Technologie-Scouts dieses Risiko
zu mindern.
Am Anfang steht dabei die kritische Auswahl der Ergebnisse. Wichtig ist in der Folge die Unterstützung bei
Patentanmeldung und Formulierung von Verträgen mit Lizenzpartnern. Diese Partner können das Recht zur
Weiterentwicklung und Vermarktung von Ergebnissen der Veterinärmedizinischen Universität Wien erwerben.
Im Gegenzug werden Universität und Forscher/-innen am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt – Gelder, die dann
der Forschung und Lehre an der Veterinärmedizin zu Gute kommen. Für diesen juristisch schwierigen Teil
kommt LISA Vienna Region die gesellschaftsrechtliche Verschränkung mit der Innovationsagentur zu Gute. Die
dort ansässige Technology Marketing Austria (Tecma) hat langjährige Erfahrung mit der Verwertung von
Nutzungsrechten, die nun in vollem Umfang den Technologie-Scouts zur Verfügung steht.
Um die Universität bei der Finanzierung der Scouts zu unterstützen, haben LISA Vienna Region und der
WWFF eine Finanzierung für das Scouting-Büro in Höhe von insgesamt EUR 150.000 bereitgestellt. Dazu
Dr. Sonja Hammerschmid, Geschäftsführerin der LISA Vienna Region: „Die Technologie-Scouts helfen nicht
nur den Universitäten die Rechte an den eigenen Entdeckungen zu sichern, sondern intensivieren auch den Transfer
wertvoller Ideen von der universitären Forschung hin zur Anwendung. Uns ist das ein ganz wichtiges Anliegen,
da insbesondere die akademische Grundlagenforschung die Basis für eine innovative Gesellschaft bildet. Darum
haben wir uns gemeinsam mit der Veterinärmedizin um diese Finanzierung sehr bemüht.“
LISA Vienna Region ist eine Arbeitsgemeinschaft der ZIT – Zentrum für Innovation und Technologie GmbH, der
Technologieagentur der Stadt Wien, und der Innovationsagentur des Bundes. Sie dient jenen, die innovative Ideen
aus dem Bereich Life Science wirtschaftlich umsetzen möchten, als zentraler Ansprechpartner in Ost-Österreich.
Finanziert wird das Programm über das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (aus den Sondermitteln
des Rates für Forschung- und Technologieentwicklung) und die Stadt Wien.
Die Zusammenarbeit der Veterinärmedizinischen Universität Wien mit der LISA Vienna Region stellt eine
neue Art der Kooperation zwischen einer staatlichen Universität, dem Bund und der Stadt Wien dar. Damit unterstreichen
die Veterinärmedizin und LISA Vienna Region einmal mehr ihren Willen, neue Pfade zur sinnvollen Nutzung akademischer
Forschung einzuschlagen. |