Innsbruck (lk) - Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Südtiroler Landesinstituts
für Statistik (ASTAT) wird die Einwohnerzahl Südtirols in den nächsten 15 Jahren nur leicht zunehmen,
und zwar in Folge eines positiven Wanderungssaldos, welcher der negativen Geburtenbilanz entgegenwirken wird. Auf
diese Weise wird die Einwohnerzahl von 464.530 zum 31.12.2000 auf 486.000 im Jahr 2015 ansteigen. Dies entspricht
einer stetigen Zuwachsrate von 3 Personen je 1.000 Einwohner. Dem gegenüber wird die Landeshauptstadt Bozen
im genannten Zeitraum einen Bevölkerungsrückgang von 1,6 Personen je 1.000 Einwohner aufweisen. Aber
nicht nur Bozen wird Einwohnerverluste hinnehmen müssen, das gleiche Schicksal steht weiteren 34 Südtiroler
Gemeinden verschiedenster Größenordnung, wie Waidbruck, Franzenfeste, Taufers im Münstertal, Schnals
oder Brenner, bevor bei all den genannten liegt der vorgesagte Bevölkerungsschwund im Bereich von 10 bis 15
Promillen jährlich. Andererseits ist für eine erhebliche Anzahl von Gemeinden sogar ein starkes Bevölkerungswachstum
von mindestens 10 Promillen jährlich vorhergesagt. Zu dieser Gruppe zählen Kleingemeinden wie Plaus und
Margreid genauso wie mittelgroße Gemeinden (Natz-Schabs, Terlan oder Lajen) und Großgemeinden wie Eppan
und Lana oder die Städte Brixen und Bruneck.
Wie angedeutet, ist die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung durch einen drastischen Geburtenrückgang
gekennzeichnet, der insbesondere ab 2011 in Folge des starken Rückganges der Zahl der Frauen im gebärfähigen
Alter (minus 5 %) zum Tragen kommen wird. Kommen derzeit noch rund 5.000 Kinder jährlich in Südtirol
zur Welt, werden es im Jahr 2015 nur mehr 4.000 sein. Im Untersuchungszeitraum wird sich die Fruchtbarkeitsziffer
wahrscheinlich auf 1,4 Kinder pro Frau einpendeln. Leicht ansteigen wird sie in der Landeshauptstadt Bozen (auf
1,35 Kinder pro Frau), wofür hauptsächlich die zunehmende Ausländerbevölkerung, die eine höhere
Fertilitätsrate aufweist, verantwortlich ist. Der für eine stabile Bevölkerungsziffer notwendige
Schwellenwert liegt bekanntlich bei 2,1 Kindern pro Frau. Mit einem Wert von 1,4 liegt Südtirol zwar weit
unter diesem Schwellenwert, jedoch noch immer über dem gesamtstaatlichen Wert von 1,25. Auch in Südtirol
wirkt sich auf den negativen Geburtensaldo der Umstand verschärfend aus, dass die Frauen ihre Kinder im immer
höherem Alter bekommen und daher nicht nur die zeitliche Kluft zwischen den Generationen größer
wird, sondern auch innerhalb desselben Zeitraumes wesentlich weniger Kinder geboren werden können.
Auch in Südtirol kommt es im Vorhersagezeitraum zu einer starken Überalterung der Bevölkerung: 2015
werden 100 Jugendliche 140 Senioren gegenüberstehen. Die größte Beschleunigung des Alterns der
Bevölkerung wird nach 2010 eintreten, wenn die Nachkriegs-Jahrgänge bis zur Baby-Boom-Zeit der 60er Jahre
in die älteren Altersklassen rücken. Zudem wird die Quote der über 80jährigen bis zum Jahr
2015 von derzeit 4 % auf 6 %, in Bozen sogar auf 8 % gestiegen sein. Die zunehmend ungünstige Altersstruktur
wird im Jahr 2015 den Abhängigkeitskoeffizienten die 50 % - Marke überschreiten lassen. D.h. auf jeweils
100 erwerbsfähigen Personen (15 – 64jährigen) werden rund 50 vorwiegend ältere Mitbürger lasten.
Obwohl der Alterungsprozess die gesamte Bevölkerung erfasst, wird die Überalterung in den ländlichen
Gebieten dank etwas höheren Geburtenquoten und damit einer etwas jüngeren Altersstruktur erst mit einer
gewissen Verspätung eintreten.
Die Bildung verschiedener Trends in der demographischen Entwicklung hat in den letzten 30 Jahren eine stetig steigende
Anzahl von Haushalten bewirkt. Bei der Volkszählung 1971 wurden rund 111.000 Haushalte in Südtirol gezählt,
30 Jahre später waren es bereits fast 173.000. Umgekehrt ging in derselben Zeitspanne die Anzahl der Haushaltsmitglieder
von 3,6 auf 2,7 Personen pro Haushalt zurück. Im Jahr 2015 dürfte es über 205.000 Haushalte geben,
die sich im Schnitt nur mehr aus je 2,4 Mitgliedern zusammensetzen. Die Single-Haushalte, 1971 erst 13,6 %, werden
2015 ungefähr 1/3 aller Haushalte ausmachen. In den Städten werden die Einpersonen-Haushalte sogar rund
40 % aller Haushaltstypen ausmachen. Dagegen werden die 5- und Mehrpersonenhaushalte über 5 % nicht mehr hinauskommen.
Im untersuchten Zeitraum wird die Zahl der Ein-Kind-Familie stärker ansteigen als jene der Zwei-Kinder-Familien.
Das Familienmodell des Elternpaares mit Einzelkind scheint sich somit immer mehr zu etablieren.
Südtirol, bis vor kurzem in demographischer Hinsicht ähnlich wie Osttirol noch eine Ausnahmeerscheinung,
wird sich im nächsten Jahrzehnt also den europäischen Trend weitgehend angepasst haben. |