Auftritt des belgischen Premierministers im Europaparlament
Brüssel (evp-ed) - "Der gestrige Vierergipfel in Brüssel hat erwartungsgemäß
den Konflikt innerhalb der EU nur verstärkt und nicht abgemildert. Der heutige Auftritt des belgischen Premierministers
Guy Verhofstadt vor dem außenpolitischen Ausschuss des Europäischen Parlaments dient offenbar der Schadensbegrenzung.
Sein Versuch durch die Präsenz im Europäischen Parlament den Eindruck zu erwecken, dass ohnehin alle
einbezogen wären, kommt zu spät, weil er nach dem Minigipfel kommt", sagte die ÖVP-Europasprecherin
und Delegationsleiterin Ursula Stenzel am Mittwoch (30. 04.) in Brüssel.
"Obwohl der deutsche Bundeskanzler Schröder noch gestern betont hat, es gehe um mehr Europa und nicht
um weniger NATO und USA, ist die Spaltung zwischen Transatlantikern und reinen Europäern größer
und nicht kleiner geworden", kritisierte Stenzel. Es existiere eine tiefe Kluft zwischen jenen, die sich wie
Großbritannien, Spanien, Italien, Portugal und Dänemark sowie die meisten zukünftigen Mitgliedstaaten
der EU eng mit den USA in der NATO verbunden fühlen, und den Teilnehmern des gestrigen Sonderclub-Treffens.
"Das Verhältnis zwischen EU und USA ist mittlerweile schwer gestört. Die Europäische Union
hat noch nicht zu einer entsprechenden Linie gefunden, die uns aus dieser Krise herausführen könnte",
betonte Stenzel. Für sie sei jedoch klar, dass die vier Staaten innerhalb der Europäischen Union isoliert
seien: "Das zeigt schon allein der Umstand, dass weder Javier Solana, noch der griechische EU-Ratsvorsitzende
an dem Vierertreffen teilgenommen hatten."
Der heute vom Vorsitzenden des außenpolitischen Ausschusses, Elmar Brok, vorgelegte Entwurf für eine
neue transatlantische Partnerschaft stellt für Stenzel den Versuch dar, eine gesamteuropäische Agenda
zu schaffen. "Es ist aber noch eine offene Frage, ob die Ausdehnung der qualifizierten Mehrheitsentscheidungen
auf den Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik sowie eine vertiefte Zusammenarbeit in der Verteidigungspolitik
in Ergänzung zur NATO die beste aller möglichen Lösungen ist", meinte Stenzel. Denn erstens
seien die EU-Mitgliedstaaten nicht bereit, auf ihre Initiative in außen- und sicherheitspolitischen Fragen
zu verzichten und zweitens berge die Methode der verstärkten Zusammenarbeit die Gefahr einer Fragmentierung
in sich.
"Zuerst müssen wir wohl die Beziehungen zwischen der EU und den USA klären. Der Abgrund zwischen
dem britischen und dem französischen Weg muss überbrückt werden. Dieser Unterschied hat bisher nur
zu einer Schwächung der EU und nicht zu einer Stärkung beigetragen", so Stenzel abschließend. |