Internationaler Tag gegen den Lärm  

erstellt am
30. 04. 03

Pause für unsere Ohren - Aufruf zu einer Minute der Ruhe von 14.15 bis 14.16 Uhr
Wien (rk) - Tagsüber Hits aus dem Walkman, Verkehrslärm auf der Straße, Musikberieselung im Kaufhaus, surrende Computer, dröhnende Maschinen, Disco oder Kino: Unser Gehörsinn ist im Dauerstress. Deshalb ruft der Österreichische Arbeitsring für Lärmbekämpfung (ÖAL) gemeinsam mit der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) für den 30. April 2003 zu einer "Minute der Ruhe" auf. Anlass dafür ist der "Internationale Tag gegen den Lärm". Zwischen 14.15 und 14.16 Uhr sollen möglichst viele WienerInnen sechzig Sekunden lang innehalten und diese Zeitspanne der Stille widmen.

Neben dem Aufruf zur Stille für eine Minute ist der Aktionstag der Auftakt für mehr Information über die Lärmproblematik. Bei der Wiener Umweltschutzabteilung können die Wiener Lärmfibel und andere Lärm-Broschüren gratis bestellt werden (Foldertelefon: ++43 / (0)1 / 4000/88220). Informationen zum Thema Lärmschutz gibt es auch im Internet unter www.lois.wien.at/ , dem Lärm-Online-Informationssystem der MA 22.

Die Lärmbelastung ist in der Stadt Wien seit Mitte der 80er- Jahre gesunken. Trotzdem leiden noch immer viele Menschen unter dem Lärm - nicht nur in Wien, sondern europaweit. In den dichtbebauten Gebieten der europäischen Städte liegt die Lärmbelastung häufig über den empfohlenen Grenz- und Richtwerten. Zwar wird man Lärm in der Stadt nie völlig vermeiden können, doch es gibt Mittel und Wege die Belastung zu lindern. Die Palette der Maßnahmen der Stadt Wien reicht dabei vom Lärmsanierungsprojekt SYLVIE über den Lärmschutz an Straßen und Schienenstrecken bis zu lärmarmen Fahrzeugen bei U-Bahn, Bus und Bim.

Aufruf für eine Minute der Ruhe
Der 30. April 2003 ist der "Internationale Tag gegen den Lärm". Die Minute zwischen 14.15 und 14.16 Uhr soll eine Minute der Ruhe werden. Die Initiatoren wollen die Bevölkerung dafür sensibilisieren, auf den Gehörsinn besser aufzupassen. Denn oft fällt es uns gar nicht mehr auf, wie laut es ist. So sehr haben wir uns an die tägliche Geräuschkulisse gewöhnt. Störende Geräusche - wenn auch nur für eine Minute lang - völlig auszuschalten ist oft gar nicht so einfach. Wolfgang Khutter, Präsident des ÖAL und Lärmexperte der Wiener Umweltschutzabteilung rät, Geräte wie Radio, Fernseher, Telefon oder Kopierer abzudrehen oder sich ein ruhigeres Plätzchen zu Hause, im Büro, in einem großen Park oder vielleicht sogar in einer Kirche zu suchen. "Wem das gelingt, der kann so richtig Stille tanken. Dabei wird einem richtig bewusst, wie viele Geräusche unsere Ohren tagtäglich verarbeiten müssen und wie gut eine Hörpause tun kann".

Der "Tag gegen den Lärm" wird weltweit bereits zum achten Mal durchgeführt. Mehr als 40 Länder nehmen heuer wieder daran teil. Hauptinitiator ist die "League for the Hard of Hearing (Verband der Gehörgeschädigten) in New York. In Österreich initiiert der ÖAL zum dritten Mal die Initiative und kooperiert dabei mit großen Städten wie Wien, Linz, Graz und Innsbruck.

Warum Lärm der Gesundheit schadet
Zu viel Lärm auf Dauer kann zu Schwerhörigkeit führen. Wissenschaftlich nachgewiesen ist auch, dass die Lärmbelastung verschiedene Erkrankungen im Gesamtorganismus begünstigt. Lärmstress kann gemeinsam mit anderen Faktoren Herz- Kreislauferkrankungen oder psychovegetative Erschöpfungszustände (Depressionen, Schlafstörungen, Leistungsminderung) verursachen. Lärm führt aber auch zu vielen sozialen Konflikten. Nachbarn streiten miteinander, Anrainer kämpfen gegen Lokale und Schanigärten. Vor allem bei den sozialen Konflikten zeigt sich ein besonderes Phänomen, das den Lärmschutz so schwierig macht. Als Faktor des Zusammenlebens in der Stadt ist jeder Bewohner sowohl Lärmverursacher als auch Lärmgeplagter. Dazu kommt noch, dass jeder Mensch Geräusche und Lärm anders empfindet. Was für das Ohr des einen eine Wohltat ist, kann jemand anderen bereits zum "Wahnsinn" treiben.

Maßnahmen helfen den Lärm zu lindern
Zwar wird Lärm in er Stadt niemals völlig verstummen. Doch es gibt Mittel und Wege, die Lärmbelastung für die Bevölkerung zu vermindern. In Wien gibt es erste Erfolge: Fühlten sich 1982 noch 73,8 Prozent der WienerInnen durch Lärm belästigt, so waren es 1996 nur mehr 56,5 Prozent. Weniger Lärm als 1982 verursachen der Individualverkehr (PKW minus 12 Prozent, Motorräder minus 14 Prozent) und Gewerbebetriebe (minus 1 Prozent.). Trotzdem klagen rund 44 Prozent der Wiener Bevölkerung über den Lärm. Störenfried Nummer 1 ist der Straßenverkehrslärm, gefolgt vom Schienenlärm, Baulärm, Lärm aus der Nachbarschaft, Fluglärm und vom Lärm aus Gewerbebetrieben.

Im Kampf gegen den Lärm ist die Palette der städtischen Maßnahmen sehr vielfältig. Lärmschutzwände und Lärmschutzwälle werden errichtet. Der Einbau von Schallschutzfenstern wird gefördert. Fußgängerzonen, Tempo-30-Zonen oder die Parkraumbewirtschaftung tragen wesentlich zur Verkehrsberuhigung bei und führen zwangsläufig auch zu weniger Lärm. Die öffentlichen Verkehrsmittel werden immer leiser, durch modernste Schallschutztechnik für Straßenbahn, Bus und U-Bahn und entlang der ÖBB-Schienenstrecken.

SYLVIE - Lärmschutz einmal anders
Einen unkonventionellen, aber wirkungsvollen Weg hat die Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) mit dem Projekt SYLVIE eingeschlagen. Lärmverursacher und Lärmgestresste setzen sich an einen Tisch, reden miteinander und finden praktikable Lösungen. So am Siebensternplatz im 7. Bezirk. Dort raubte den Anrainern früher der Lärm aus vielen Lokalen den Schlaf. Heute gilt das Grätzel als Musterbeispiel für geglücktes Konfliktmanagement. Durch oft simple, aber wirksame Maßnahmen, wie mit Kunststoff überzogene Stahlseile zur Sicherung des Mobiliars in den Schanigärten oder Gummiräder für die Müllcontainer, ist die Zufriedenheit der Anrainer enorm gestiegen. Weitere SYLVIE Projekte wurden am Siebenbrunnenplatz im 5. Bezirk, einem Wohnblock am Gaudenzdorfer Gürtel (Körnerhof) und bei einem Postamt in Wien Meidling durchgeführt.

Auch beim Verkehrslärm wird SYLVIE aktiv. Derzeit wird ein Projekt an der Westeinfahrt vorbereitet, mit dem Ziel die Autofahrer zum langsameren und damit leiseren Fahren zu motivieren. SYLVIE will dabei ab Juni 2003 auf einen Mix von Information und Kontrolle setzen. Am Rand der Straße sollen Plakate aufgestellt werden, die dazu auffordern langsam zu fahren, um die Ruhe der Anrainer nicht zu stören. Außerdem soll die Geschwindigkeit der Fahrzeuge gemessen und für die Autofahrer auf großen Displays am Straßenrand angezeigt werden. Gleichzeitig sollen auch die Kontrollen der Exekutive verstärkt werden. Wer unbelehrbar bleibt und nicht die Tempobeschränkungen einhält wird dann öfter vom Radar geblitzt und zur Kasse gebeten. Die Erkenntnisse aus dem Projekt SYLVIE werden im 2. Quartal des Jahres 2003 als ÖAL-Richtlinie-Nr. 40 "Der Einsatz von kooperativen Verfahren zur Lärmminderung in städtischen Gebieten" veröffentlicht.

Broschüren und Infos im Internet zum Thema Lärm
Gratisbroschüren zum Thema Lärm und wie man ihm den Kampf ansagt, gibt es kostenlos bei der Wiener Umweltschutzabteilung (Folderservice) unter der Telefonnummer (4000/88220). So zum Beispiel die "Lärmfibel" mit zahlreichen Tipps, wie jeder Einzelne sich vor dem Lärm schützen kann. Eine zweite Broschüre mit dem Titel "Weniger Lärm in Haus und Wohnung" wendet sich an Wohnungssanierer, Häuselbauer und an alle, die es in ihrer Wohnung etwas ruhiger haben wollen. Infos gegen den Lärm gibt es auch im Internet unter www.lois.wien.at/ , dem Lärm-Online- Informationssystem der MA 22 - Umweltschutz. Dort erfährt man alles, was man so über das Thema Lärm in der Stadt wissen sollte. Mit einfachen Worten werden auch die wichtigsten Fachbegriffe erklärt. Erläuterungen, wie unser Ohr funktioniert und welche Gefahren unserer Gesundheit durch den Lärm drohen, sind ebenfalls bei LOIS zu finden. Natürlich liefert LOIS auch alle Informationen und Daten über Lärmschutzprojekte in Wien und Tipps, wie man sich selbst am besten gegen den Lärm schützen kann.
     
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