Nähe zu Österreich, niedrige Löhne, günstige Rohstoffe und 50 Millionen potenzielle
Konsumenten machen Ukraine zu einem Zukunftsmarkt
Wien (pwk) - Nach mehr als 10 Jahren als unabhängiger Staat ist die Ukraine immer noch nicht
so richtig ins Bewusstsein der Österreicher gerückt. Daran ändert auch nichts, dass ein Teil der
heutigen Ukraine zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte und wichtige Beiträge zur österreichischen
Kultur aus diesem Gebiet kamen. Die Situation könnte sich aber mit dem EU-Beitritt einiger MOEL-Länder
schlagartig ändern. Als Land an der künftigen Außengrenze der EU bekommt insbesondere die Westukraine
bereits jetzt großes Interesse von Investoren zu spüren, und das sollte sich nach dem Beitritt noch
verstärken.
In Uschgorod, der Hauptstadt der Karpato-Ukraine, eröffnen die künftigen EU-Mitglieder bereits Konsulate,
Kooperationsbüros und gemeinsame Handelskammern, um einen Startvorteil bei der Markterschließung gegenüber
den alten EU-Staaten zu haben. Aber Österreich ist diesbezüglich nicht untätig und zieht mit. "Auch
die WKÖ-Außenhandelsstelle Kiew ist mit einem Korrespondenzbüro in der Handelskammer Transkarpatiens
vertreten", sagt Walter Koren, Leiter der Außenwirtscahft Österreich der WKÖ. Österreichische
Unternehmen werden in der Ukraine hoch geschätzt. "Allen voran mit der Schifabrik der Firma Fischer in
Mukatschevo sind wir bereits jetzt ein wichtiger Partner der Region. Das hilft bei neuen Projekten", sagt
Christian Gessl, WKÖ-Handelsdelegierter in Kiew. "Die Kombination aus der räumlichen Nähe zu
Österreich, den niedrigen Löhnen, günstigen Rohstoffen und einem aufnahmefähigen, vom Mitbewerb
noch weitgehend unentdeckten Markt von 50 Millionen Konsumenten gibt es kaum noch in Europa", ergänzt
Walter Koren, um Austro-Unternehmen das Land schmackhaft zu machen.
In den letzten drei Jahren ist die Wirtschaft der Ukraine relativ stark gewachsen, 2000 machte das BIP-Plus 5,9
Prozent aus, 2001 neun Prozent und im vergangenen Jahr 4,1 Prozent. Mit dem Wirtschaftswachstum sind auch große
Steigerungsraten bei den österreichischen Exporten einhergegangen - plus 65 Prozent im Jahr 2000, plus 26
Prozent 2001. Nach einer Wachstumspause 2002 (+1,5%) wird für 2003 wieder mit einer Steigerung von rund 20
Prozent gerechnet. Große Aufträge konnte zuletzt die Firma Plasser & Theurer an Land ziehen. Die
ukrainischen Staatsbahnen setzen bei der Sanierung und beim Ausbau des Schienennetzes auf österreichische
Qualität. Diese Erfolge sollten sich in nächster Zeit auch auf andere Lieferungen an die ukrainischen
Bahnen wiederholen lassen. Das steigende Interesse österreichischer Unternehmer an der Ukraine zeigte sich
einmal mehr an der ausgebuchten Wirtschaftsmission zu Anfang des Jahres. Seit zwei Jahren nehmen die Teilnehmerzahlen
laufend zu und immer mehr neue Firmen wagen sich auf den ukrainischen Markt. In diesem Jahr stehen noch vier Veranstaltungen
an: eine Katalogausstellung auf der Metallurgie- und Maschinenbaumesse in Saporizhja, zwei Wirtschaftsmissionen
in insgesamt sechs regionale Hauptstädte der Ukraine (Lemberg, Dnipropetrovsk, Cherson, Mikolaiv, Charkiv
und Donetzk) und eine Österreichwoche im prestigeträchtigen Grand Plaza Einkaufszentrum in Dnipropetrovsk.
Die infrastrukturelle Basis für den Erfolg neuer österreichischer Exporteure und Investoren in Richtung
Ukraine ist gelegt. Einerseits haben Firmen wie Steirerobst, Pfanner, Billa und Fischer beeindruckend gezeigt,
dass man in der Ukraine erfolgreich arbeiten kann. Andererseits stellen die fünf Destinationen der AUA in
der Ukraine (Kiew, Lemberg, Odessa, Charkiv und Dnipropetrovsk) sicher, dass man den Markt und seinen Standort
in der Ukraine bequem und rasch erreichen kann. Und Bank Austria und Raiffeisenbank Ukraine, letztere mit einem
bald flächendeckenden Netz an Filialen, stellen jene Finanzdienstleistungen zur Verfügung, die für
eine Marktbearbeitung nötig sind. In einigen Bereichen sind österreichische Firmen bereits Marktführer,
in vielen Branchen gibt es noch großes Potential. Große Investitionen und damit Zuliefermöglichkeiten
und Chancen sollen sich in nächster Zeit beim Ausbau der Tourismusinfrastruktur ergeben. Hotels und Freizeitanlagen
sind abgewohnt und benötigen dringend eine Sanierung. Land- und Forstwirtschaft stehen am Beginn einer Aufwärtsentwicklung,
an der auch österreichische Firmen mitpartizipieren könnten. Dynamisch entwickeln werden sich auch der
gesamte Energiesektor mit dem Themenschwerpunkt Energiesparen sowie der gesamte Umweltschutzbereich. |