Wien (rk) - Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny verlieh am Montag (28. 04.)
im Wiener Rathaus die Preise aus der Dr.-Karl-Renner- Stiftung. Die Preisträger sind Ute Bock, Willi Resetarits,
"one world foundation", der Verein "Orpheus Trust" und "ZARA - Verein für Zivilcourage
und Antirassismus-Arbeit. Die Preise sind mit einer Gesamtsumme von 43.600 Euro ausgestattet und werden im 3- Jahres-Rhythmus
vergeben.
In seinen einleitenden Worten hob Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny die Bedeutung der Kultur für
den Integrationsprozess hervor: "In Wien leben etwas mehr als 16 Prozent Zugewanderte aus fast 50 Ländern
der Welt. Die Kultur der Zuwanderer wie auch ihre kulturellen Äußerungen werden in dieser Stadt als
Bereicherung begriffen. Die Stadt fördert daher jährlich an die 250 Vereine und Projekte aus allen Kulturkreisen,
die hier in Wien eine neue Heimat gefunden haben, etwa den Hallamasch, das Fest der Völker im Augarten, die
Krakauer Kulturtage sowie zahlreiche kleinere Initiativen, wie indische Tanzabende, Klezmer- Musik aus Polen oder
Noruz-Feste".
Die Förderung interkultureller Aktivitäten sei ein wesentlicher Punkt in einem ganzen Bündel von
Maßnahmen. Mehrsprachige Beratungsstellen, ausgebuchte Sprachkurse, Integrationswohnprojekte, der Wiener
Integrationsfonds und zuletzt das Wahlrecht für Ausländer auf Bezirksebene beweisen, dass die Stadt ihrer
gesellschaftspolitischen und moralischen Verantwortung nachkomme, so Mailath-Pokorny. Eine Verantwortung, die die
Bundespolitik zu einem Gutteil schuldig bleibe. In diesem Zusammenhang verwies Mailath-Pokorny auf die kürzlich
gefällte bahnbrechende Entscheidung des Obersten Gerichtshofes, nach der Vereine und Private die Kosten für
die Betreuung obdachloser Asylwerber vom Bund einklagen können.
Ute Koch sei europaweit als "Mama Bock" bekannt. Sie sei eine Institution, sie habe immer Menschen aufgenommen,
die ausgestoßen waren und die niemand haben wollte, sagte Max Koch in seiner Laudatio auf Ute Koch.
Slavko Ninic von der Tschuschenkapelle hielt die Laudatio auf Willi Resetarits: Als einer der bekanntesten und
anerkanntesten Künstler dieses Landes habe er sein ganzes Charisma und seinen Bekanntheitsgrad dafür
eingesetzt, jenen Menschen zu helfen, die krasse Not leiden. Da sich die Integrationspolitik des Bundes nicht ändern
werde, müsse Willi Resetarits wohl noch lange für das Integrationshaus weiterarbeiten.
Einen Überblick über die Bildungsprojekte von "one world foundation Österreich" brachte
Peter Leyen, Gründer und Leiter einer medizinischen Station für Schülerinnen und Schüler in
Sri Lanka: Sri Lanka habe wegen des verheerenden 20-jährigen Bürgerkriegs den Anschluss an das globalisierte
21. Jahrhundert verpasst. Mit dem Geld aus Renner-Preis könnten sieben Lehrer zwei Jahre beschäftigt
werden.
Caspar Einem, BM a.D., kritisierte in seiner Lobrede, dass niemand nach 1945 sich für die vertriebenen Musikschaffenden
interessiert habe, obwohl viele von ihnen sehr populär waren. Erst Primavera Gruber, die Seele des "Orpheus
Trust", habe diese verdienstvolle Aufgabe übernommen und spüre dem Leben und dem Werk der vertriebenen
Künstlerinnen und Künstler nach.
Mit dem Sammeln beklemmender Fallstudien und der Veröffentlichung eines Jahresberichts mache ZARA alltägliche
Diskriminierungen erst bewusst und sichtbar, so Univ.-Prof Christian Reder über den Verein für Diskriminierung
und Anti- Rassismusarbeit.
Willi Resetarits, populär als "Ostbahn Kurti", erhält den Renner-Preis für seine Tätigkeit
als Vorstand des Vereins Integrationshaus, einem Übergangswohnheim, in dem Menschen beherbergt werden, die
vor Krieg, Menschenrechtsverletzungen nach Österreich geflüchtet sind.
Ute Bock leitet das Gesellenheim Zohmanngasse, in dem jugendliche Asylanten, vorzugsweise aus Schwarzafrika, betreut
werden. Weiteres gründete sie einen Verein zur losen Betreuung von Asylwerbern in dafür angemieteten
Kleinwohnungen.
"One world foundation" fördert Bildungsprogramme in Entwicklungsländern, insbesondere für
Frauen, um den Analphabetismus in diesen Regionen zu bekämpfen.
Der Verein "Orpheus Trust" befasst sich mit der Erforschung und Veröffentlichung vertriebener und
vergessener Kunst. Sein Ziel ist es, der vom NS-Regime vertriebenen Musik den ihr gebührenden Raum wiederzugeben.
"ZARA", Verein für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit, hat sich mit einem Team sozial und juristisch
geschulter BeraterInnen auf die Information und Intervention bei rassistischen Diskriminierungen spezialisiert.
Die Renner-Stiftung wurde 1951 anlässlich des 8o. Geburtstages von Dr. Karl Renner ins Leben gerufen. Die
Preise werden an Personen und Personengruppen vergeben, die sich Verdienste um Wien und Österreich in kulturellen,
sozialen sowie wirtschaftlichen Belangen erworben haben und damit auf nationaler und internationaler Ebene anerkannt
sind. Seit 1971 werden die Preise im Drei-Jahres-Rhythmus vergeben, die Zuerkennung erfolgt durch den Bürgermeister
der Stadt Wien aufgrund eines Antrages des Kuratoriums der Stiftung. |