Rudolf Berger präsentiert seine erste Volksopernsaison 2003/2004
Wien (volksoper) - Als "große, schöne, aber auch schwierige Herausforderung"
bezeichnet Rudolf Berger bei seiner Spielplan-Pressekonferenz die Übernahme der Volksoperndirektion ab September
2003. Im November 2002 bestellt, hat er innerhalb weniger Monate Premieren und Repertoire des Hauses zu planen,
ein Kraftakt, bei dem ihm "der freundliche Empfang in Wien und das außerordentliche Potential dieses
wunderbaren Hauses" Zuversicht schenken.
Berger: "Von Vielfalt zu sprechen, bedeutet im Falle der Volksoper Wien nicht beliebiges Lippenbekenntnis,
sondern einen historisch gewachsenen und begründbaren Auftrag. Diesem Auftrag stelle ich mich mit einer Portion
Demut, aber auch mit Zuversicht, und vor allem mit großer Freude. Nicht alles wird gelingen, nicht alles
wird sofort gelingen - sonst wäre die Volksoper kein lebendiges und von Menschen getragenes Theater. Unsere
erste Saison dient der Pflege von Repertoire und Ensemble, der Rückholung von "Publikumslieblingen"
wie Bo Skovhus, Heinz Zednik oder Franz Hawlata, aber auch dem "Ausprobieren neuer künstlerischer Kräfte
und einer gezielten Erweiterung des Spielplanes".
Die wichtigsten Projekte der ersten Spielzeit sind im Bereich Oper die Eröffnungspremiere "Martha"
(18. Oktober), zum 100. Geburtstag der "Butterfly", die Wiener Erstaufführung der Urfassung von
Puccinis Meisterwerk (24. April) sowie eine Uraufführung im Kinderopern-Zelt der Staatsoper, "Die feuerrote
Friederike" von Elisabeth Naske; im Bereich Operette "Boccaccio" (13. Dezember), inszeniert von
Helmuth Lohner und "Eine Nacht in Venedig" (5. Juni). Dazu kommen mehrere Konzerte unter der Leitung
des neuen Musikdirektors Marc Piollet. Im Bereich Tanz unter dem neuen Leiter Giorgio Madia werden drei Premieren
geboten.
Zur budgetären Situation der Volksoper Wien äußert Berger, dass sie "nicht rosig" sei,
"und bei Nichterhöhung der Grundabgeltung Schwierigkeiten bevorstehen" aber auch: "Ich bin
mit meinem Team angetreten, um Zuversicht und Vertrauen in die Volksoper wiederherzustellen. Und ich möchte
beweisen, dass ein verlässliches Theater auch ein spannendes Theater sein kann."
Die Eröffnungspremiere gilt einer der wichtigsten Spielopern, Flotows "Martha", die von Wien aus
ihren Siegeszug an die Opernhäuser der Welt antrat. Und schon lange hat man in Wien auf "Martha"
verzichten müssen. Michael McCaffery, englischer Regisseur (Glyndebourne, Covent Garden), dessen Inszenierungen
eine glückliche Verbindung zwischen Emotion und Modernität herstellen, wird zum ersten Mal in Wien Regie
führen. Tomáš Netopil, eine junge Dirigentenentdeckung (Gewinner des 1. Sir Georg Solti Wettbewerbes)
übernimmt die musikalische Leitung. Alexandra Reinprecht, österreichischer Sopran am Sprung zur ganz
großen Sängerkarriere, singt die Martha.
"Boccaccio": Um Franz von Suppés Bedeutung für das Genre Operette gerecht zu werden, bietet
die Volksoper ihr Bestes auf: der musikalische Leiter Marc Piollet steht am Pult, der neue Leiter des Volksopernballetts,
Giorgio Madia hat die Choreographie übernommen, Helmuth Lohner, als Musiktheater-Regisseur in Zürich
und Köln erfolgreich, konnte für seine erste Arbeit an der Volksoper gewonnen werden. Die Volksoper spielt
die Originalfassung, in der der Dichter und Frauenheld Boccaccio von einem Mezzosopran gesungen wird. Die junge
Antigone Papoulkas, vom Ensemble der Hamburger Staatsoper in das der Wiener Staatsoper wechselnd, gibt als Boccaccio
ihre Talentprobe. Volksopernstar Annely Peebo alterniert mit ihr. Heinz Zednik kehrt -als Gewürzkrämer
Lambertuccio- an die Volksoper zurück.
Puccinis "Madama Butterfly" ist eine der populärsten Opern überhaupt, mit anderen Worten also
eine Volksoper. 100 Jahre nach seiner Entstehung wird das Meisterwerk, erstmals in Wien, in der Urfassung gezeigt.
Stefan Herheim, norwegischer Regie-Shootingstar, der für Sommer 2003 von den Salzburger Festspielen für
"Die Entführung aus dem Serail" verpflichtet wurde, wird an der Volksoper sein Wien-Debut als Regisseur
geben. Die chinesische Sängerin Hui He, im Sommer in der Arena von Verona als Liu in "Turandot"
zu hören, verkörpert Cio-Cio-San.
Strauß` "Eine Nacht in Venedig" erarbeitet ein junger Wiener Regisseur, dessen Vielseitigkeit beeindruckt:
Michael Sturminger. Als venezianische Senatoren stehen ihm drei spielfreudige Publikumslieblinge zur Verfügung:
Harald Serafin, Waldemar Kmentt und Peter Minich. Claude Schnitzler, der 1. Gastdirigent der Leipziger Oper, übernimmt
die musikalische Leitung.
Für Kinder - das Publikum von heute! - hat die Volksoper ein Auftragswerk an die Wiener Komponistin Elisabeth
Naske vergeben. "Die feuerrote Friederike" basiert auf dem erfolgreichen Kinderbuch von Christine Nöstlinger.
Für Friederikes Flugkünste begibt sich die Volksoper auf das Dach der Staatsoper, ins mobilkom-Zelt.
Für "Nussknacker" , eine Kooperation mit dem Staatsopernballett konnte einer der herausragenden
Choreographen der jungen Generation in Skandinavien, Jo Strømgren, engagiert werden, von dem eine originelle,
heutige Version von Tschaikowskys Ballett zu erwarten ist. Giorgio Madia, neu bestellter Leiter des Volksopernballetts,
widmet sich dem Ausbau der Kompanie, die er in seiner ersten Wiener Choreographie, "Nudo" , vorstellen
wird. Gemeinsam mit einem Modern Dance - Abend wird somit ein breites Spektrum der Tanzkunst noch stärker
im Spielplan der Volksoper verankert.
Eine Reihe von "Soiréen" soll Meisterwerke Wienerischer Unterhaltungsmusik präsentieren.
Dem Wiener Komponisten Walter Jurmann verdanken wir Lieder wie "Veronika, der Lenz ist da" oder "Mein
Gorilla", San Francisco verdankt ihm seine Stadt-Hymne. Am 12. Oktober wäre er 100 Jahre alt geworden,
anlässlich dieses Ehrentages wirft Christoph Wagner-Trenkwitz in der Soirée "Lach mir einmal zu"
gemeinsam mit Stars wie Carlos Alvarez und Max Raabe einen liebevollen Blick in die Vergangenheit. Weiters wird
im Jänner 2004 eine Oscar Straus Soirée zum 50. Todestag des Komponisten und im März/April zwei
Operettensoiréen mit Publikumsliebling Michael Heltau angeboten.
Ein besonderes Anliegen ist es, das Volksopern-Repertoire aufzuwerten und mit neuen Gesichtern und Publikumslieblingen
attraktiv zu gestalten: Bo Skovhus singt den Danilo, Franz Hawlata den Figaro, Helmuth Lohner gibt den Frosch,
Bertrand de Billy dirigiert die Fledermaus, Adi Hirschal und Wicus Slabbert alternieren als Tevje in "Anatevka",
Teddy Podgorski dient als "Wiener Blut"-Auffrischung, Heinz Zednik und Adolf Dallapozza lehren als
Hexe "Hänsel und Gretel" das Fürchten … |