Kulturpolitik  

erstellt am
09. 05. 03

 Mailath-Pokorny: Bund schädigt Wien und Österreich
Wien (rk) - Mit der Streichung der Bundesmittel für die Wiener Festwochen schade der Bund Wien als Aushängeschild des Kulturlandes Österreich, sagte Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath- Pokorny in einem Mediengespräch am Donnerstag (08. 05.), das die Festwochen anlässlich des Bekanntwerdens dieser Tatsache angesetzt haben. Ohne jede Kommunikation zum Thema, so die Leitung der Wiener Festwochen mit Luc Bondy an der Spitze, habe man gewissermaßen en passant erfahren, dass die Jahressubvention des Bundes für das Festival von 360.000 Euro bereits für heuer gestrichen sei.

Wien, so Mailath weiter, sei als Hauptsubventionsgeber des weltweit anerkannten Festivals durch diese Maßnahme des Bundes einmal mehr betroffen. Es gehe offensichtlich um einen politischen Kahlschlag für die Wiener Kulturleben, das bereits in den letzten Jahren einen Ausfall von 15 Millionen Euro an Bundesmitteln verkraften musste. Die Stadt habe sich um einen Ausgleich bemüht, sie sei jedoch inzwischen am Ende ihrer diesbezüglichen finanziellen Möglichkeiten angekommen. Die Maßnahme des Bundes sei künstlerisch gefährlich, inbesonders der in der Begründung der Maßnahme getroffene Hinweis auf mangelnde Einflussmöglichkeiten seitens des Bundes auf das Festival sei entlarvend und gegen jedes kulturpolitische Verständnis. Aber auch ökonomisch sei dieser Schritt unklug, da die Festwochen einen entscheidenden Wirtschaftsfaktor für die Kulturstadt Wien darstellen. Die Verweigerung der Kommunikation komplettiere das Bild: aus politischen Gründen werde dem Bundesland Wien und seiner Kultur, damit aber auch der gesamtösterreichischen Kultur Schaden zugefügt und die durch lange Zeit bewährte Partnerschaft zwischen dem Bund und Wien in kulturellen Belangen weiter geschädigt. Er lade Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel und Staatssekretär Franz Morak ein, so Mailath schließlich, in die Kommunikation einzutreten und über kulturpolitische Zielsetzungen zu diskutieren.

Luc Bondy und die leitenden Persönlichkeiten der Festwochen stellten fest, dass mit der Streichung der Bundesmittel das Finanzgebäude des Festivals empfindlich getroffen werde. In der gegenwärtigen Situation sei es aber gar nicht möglich, in irgend einer Form darauf zu reagieren, alle Veranstaltungen seien auf Schiene. Auch das Argument, der Bund fördere Projekte, sei irrelevant, es gebe heuer lediglich eine Persönliche Förderung von 13.000 Euro für Wolfgang Mitterer und sein Musiktheaterprojekt. Er sehe die Maßnahme als politischen Akt der Bundesregierung, so Bondy, es gehe offensichtlich auch darum, das Festival zu disziplinieren. Bondy verwies schließlich auf einen Termin bei Staatsekretär Morak am 16. Mai, den er auf sein Ersuchen erhalten habe.

 

 Morak: Ausrufung eines »Kulturkriegs« inakzeptabel
Morak weist Kritik und Stil schärfstens zurück
Wien (bpd) - "Die von Vertretern der Wiener Festwochen verwendete Diktion lehne ich aus tiefster Überzeugung ab", reagierte Kunststaatssekretär Morak am Donnerstag (08. 05.) auf die Äußerungen des Intendanten der Wiener Festwochen Luc Bondy. Gerade angesichts der gegenwärtigen weltpolitischen Lage sei es inakzeptabel, wenn in Österreich ein Kulturkrieg ausgerufen werde, so Morak weiter.

Morak zeigte sich über Wortwahl und Stil der Diskussion seitens der Stadt Wien entsetzt. "Ich kann mich über derartige in den Raum gestellte Äußerungen und den Ton der Auseinandersetzung nur wundern und sie zurückweisen." Dies sei umso bedauerlicher, als diese deplazierten Äußerungen der Wiener Festwochen seitens des zuständigen und anwesenden Kulturstadtrates Andreas Mailath-Pokorny unwidersprochen blieben.

Ebenso wies Morak den Vorwurf der Zensur und Lüge aufs schärfste zurück. "Mir geht es darum, die Kunstfördermittel des Bundes gezielt und ausgewogen zwischen der Bundeshauptstadt und den anderen Bundesländern einzusetzen" betonte Morak, der auch daran erinnerte, dass nach wie vor der überwiegende Anteil des Bundeskunstförderbudgets in Wien ausgegeben wird.
 
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