Mailath-Pokorny:
Bund schädigt Wien und Österreich
Wien (rk) - Mit der Streichung der Bundesmittel für die Wiener Festwochen schade der Bund Wien
als Aushängeschild des Kulturlandes Österreich, sagte Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath- Pokorny in
einem Mediengespräch am Donnerstag (08. 05.), das die Festwochen anlässlich
des Bekanntwerdens dieser Tatsache angesetzt haben. Ohne jede Kommunikation zum Thema, so die Leitung der Wiener
Festwochen mit Luc Bondy an der Spitze, habe man gewissermaßen en passant erfahren, dass die Jahressubvention
des Bundes für das Festival von 360.000 Euro bereits für heuer gestrichen sei.
Wien, so Mailath weiter, sei als Hauptsubventionsgeber des weltweit anerkannten Festivals durch diese Maßnahme
des Bundes einmal mehr betroffen. Es gehe offensichtlich um einen politischen Kahlschlag für die Wiener Kulturleben,
das bereits in den letzten Jahren einen Ausfall von 15 Millionen Euro an Bundesmitteln verkraften musste. Die Stadt
habe sich um einen Ausgleich bemüht, sie sei jedoch inzwischen am Ende ihrer diesbezüglichen finanziellen
Möglichkeiten angekommen. Die Maßnahme des Bundes sei künstlerisch gefährlich, inbesonders
der in der Begründung der Maßnahme getroffene Hinweis auf mangelnde Einflussmöglichkeiten seitens
des Bundes auf das Festival sei entlarvend und gegen jedes kulturpolitische Verständnis. Aber auch ökonomisch
sei dieser Schritt unklug, da die Festwochen einen entscheidenden Wirtschaftsfaktor für die Kulturstadt Wien
darstellen. Die Verweigerung der Kommunikation komplettiere das Bild: aus politischen Gründen werde dem Bundesland
Wien und seiner Kultur, damit aber auch der gesamtösterreichischen Kultur Schaden zugefügt und die durch
lange Zeit bewährte Partnerschaft zwischen dem Bund und Wien in kulturellen Belangen weiter geschädigt.
Er lade Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel und Staatssekretär Franz Morak ein, so Mailath schließlich,
in die Kommunikation einzutreten und über kulturpolitische Zielsetzungen zu diskutieren.
Luc Bondy und die leitenden Persönlichkeiten der Festwochen stellten fest, dass mit der Streichung der Bundesmittel
das Finanzgebäude des Festivals empfindlich getroffen werde. In der gegenwärtigen Situation sei es aber
gar nicht möglich, in irgend einer Form darauf zu reagieren, alle Veranstaltungen seien auf Schiene. Auch
das Argument, der Bund fördere Projekte, sei irrelevant, es gebe heuer lediglich eine Persönliche Förderung
von 13.000 Euro für Wolfgang Mitterer und sein Musiktheaterprojekt. Er sehe die Maßnahme als politischen
Akt der Bundesregierung, so Bondy, es gehe offensichtlich auch darum, das Festival zu disziplinieren. Bondy verwies
schließlich auf einen Termin bei Staatsekretär Morak am 16. Mai, den er auf sein Ersuchen erhalten habe. |
Morak: Ausrufung eines »Kulturkriegs« inakzeptabel
Morak weist Kritik und Stil schärfstens zurück
Wien (bpd) - "Die von Vertretern der Wiener Festwochen verwendete Diktion lehne ich aus tiefster
Überzeugung ab", reagierte Kunststaatssekretär Morak am Donnerstag (08. 05.)
auf die Äußerungen des Intendanten der Wiener Festwochen Luc Bondy. Gerade angesichts der gegenwärtigen
weltpolitischen Lage sei es inakzeptabel, wenn in Österreich ein Kulturkrieg ausgerufen werde, so Morak weiter.
Morak zeigte sich über Wortwahl und Stil der Diskussion seitens der Stadt Wien entsetzt. "Ich kann mich
über derartige in den Raum gestellte Äußerungen und den Ton der Auseinandersetzung nur wundern
und sie zurückweisen." Dies sei umso bedauerlicher, als diese deplazierten Äußerungen der
Wiener Festwochen seitens des zuständigen und anwesenden Kulturstadtrates Andreas Mailath-Pokorny unwidersprochen
blieben.
Ebenso wies Morak den Vorwurf der Zensur und Lüge aufs schärfste zurück. "Mir geht es darum,
die Kunstfördermittel des Bundes gezielt und ausgewogen zwischen der Bundeshauptstadt und den anderen Bundesländern
einzusetzen" betonte Morak, der auch daran erinnerte, dass nach wie vor der überwiegende Anteil des Bundeskunstförderbudgets
in Wien ausgegeben wird. |