Branche rechnet mit starkem Frächtersterben ab 2004
Wien (pwk) - Klare Forderungen nach massiven Kompensationen durch die Belastung aus dem Lkw-Road
Pricing fielen am Mittwoch (07. 05.) im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Bundessparte
Industrie mit Friedrich Macher, Vorstandssprecher von Kühne&Nagel, Markus Liebl von der Brau Union Österreich,
Walter Hörndler von Adeg sowie Nikolaus Glisic vom Fachverband des österreichischen Güterbeförderungsgewerbes
unter Moderation von Prof. Sebastian Kummer vom Institut für Transportwirtschaft. Eine Senkung der KFZ-Steuer
auf EU-Mindestniveau sei für die Betriebe überlebenswichtig, forderte Glisic. Gleichzeitig erwarte sich
die Transportbranche einen Ökobonus für abgasarme LKW und Busse ab 2004. "Die Belastung aus dem
Lkw-Road Pricing zahlt schließlich der Wirtschaftsstandort Österreich durch seine Wettbewerbsfähigkeit",
unterstrich Macher.
Besonders im Hinblick auf die heimische Exportwirtschaft rechne man durch das Road Pricing mit schweren Wettbewerbsnachteilen.
Da die Transportbranche das erste Glied in der Zahlungskette und damit "Steuerinkassant" der Lkw-Maut
sei, werde man an einer gesonderten Ausweisung der Maut bei der Preisgestaltung nicht vorbeikommen, so Glisic.
Rechnen müsse man aber auch mit einer "Flurbereinigung" in der Frächterbranche. "Die Branche
kracht. Ein Drittel bis ein Viertel der Betriebe wird die Hürde Road Pricing nicht schaffen. Die Betriebe
sind bereits ausgemergelt. Wir rechnen mit einem massiven Frächtersterben ab 2004, ähnlich der Schweiz",
betonte Glisic. So liege die Umsatzrentabilität bei einigen wenigen Speditions-Betrieben bei zwei bis drei
Prozent. "Wie sollen denn Steigerungen von 7 bis 15 Prozent abgefangen werden?", so Macher. Aus diesem
Grund werde man nicht daran vorbeikommen, diese Steigerungen weiterzugeben. Die Frage sei nicht mehr, wer zahlt,
sondern wieviel der Konsument zahlt, so Liebl und Hörndler unisono. Bereits jetzt sei die Logistik enorm unter
Druck. Bei Adeg rechne man bei neun Millionen gefahrenen Kilometern pro Jahr (die Hälfte davon auf höherwertigem
Straßennetz) mit einer Mehrbelastung von einer Million Euro. Einsparungspotentiale durch Outsourcing und
Lagerverlegungen innerhalb Österreichs bewegten sich lediglich bei rund 10 Prozent.
"Außerdem bereiten wir unseren Nachbarn ein schönes Einstandsgeschenk zur Erweiterung. Tschechische,
ungarische wie slowenische Spediteure haben noch keine Ahnung, welche Belastung auf sie zukommen", erklärte
Macher. Das Road Pricing werde daher die Chancen der Erweiterung massiv betreffen. Zum Vergleich: Während
in Österreich für 80.000 gefahrene Kilometer 22.000 Euro fällig werden, zahlt man in Ungarn 2.024
Euro und in Tschechien lediglich 392 Euro Maut.
Darüber hinaus sei unsicher, ob und wann die deutsche Maut kommen werde, ergänzte Werner Müller
für die Bundessparte Industrie. Durch den Konkurs des Grundig Konzerns (Hersteller der OBU`s für BRD-Maut)
sei eine wichtige technische Voraussetzung gefährdet. Umso bedeutsamer sei es daher vor allem für die
exportierende Industrie, dass sich alle Rahmenbedingungen der Lkw-Maut strikt am Vergleich zu den wichtigen Handelspartnern
Österreichs orientieren. "Weder die Industrie noch die Transportdienstleister können sich einen
österreichischen Alleingang leisten - die Rechnung zahlt letztlich der Konsument über höhere Produktpreise
und der Wirtschaftsstandort Österreich durch verringerte Wettbewerbsfähigkeit", so Müller. |