Zentraleuropäische Länder und Russland im Wachstumstempo weiterhin vor Westeuropa  

erstellt am
08. 05. 03

Aktuelle Wirtschaftsprognose der OeNB zu Tschechischer Republik, Polen, ungarn und Russland
Wien (oenb) - Vor dem Hintergrund des näher rückenden EU-Beitritts zeigen neueste Prognosen der Oesterreichischen Nationalbank für die drei größten zentraleuropäischen EU-Beitrittsländer sowie Russland weiterhin eine große Wachstumsdynamik. Konkret erwartet die OeNB für 2003 ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 2,1% in der Tschechischen Republik, 2,8% in Polen und 3,6% in Ungarn. Für Russland wird ein Wachstum von 4,3% prognostiziert. Wie im vergangenen Jahr 2002, für das derzeit nur vorläufige Daten zur Verfügung stehen, liegen damit die Wachstumsraten dieser Länder deutlich über jener des Euroraums. Der erwünschte Aufholprozess dieser Länder ("catching-up") hält damit weiter an.

Gegenüber der OeNB-Prognose von September 2002 bedeutet dies eine deutliche Rücknahme der Wachstumserwartung in der Tschechischen Republik und - etwas abgeschwächt - auch in Ungarn. Die Haupterklärung dafür liegt in der Verzögerung des Aufschwungs in der EU, dem wichtigsten Handelspartner dieser Länder. Während sich damit heuer das Wachstum in Russland, der Tschechischen Republik und Ungarn gegenüber dem Vorjahr kaum beschleunigen wird, dürfte es in Polen um 1,5 Prozentpunkte zulegen. Damit sollte Polen zum Wachstumstempo der meisten anderen zentraleuropäischen Beitrittsländer zurückfinden, nachdem es in den letzten beiden Jahren deutlich zurückgefallen war. Der niedrigere Wechselkurs des Zloty, niedrigere Realzinsen und ein verbessertes Geschäftsklima dürften zur Stabilisierung der Investitionen und damit zu einer deutlichen Erholung der Inlandsnachfrage beitragen. Zugleich stützt die Wechselkurskorrektur den positiven Wachstumsbeitrag der Nettoexporte. In Ungarn hingegen wird das zuletzt sehr hohe Wachstum der Inlandsnachfrage aufgrund von Korrekturen bei der Entwicklung der Löhne und des Staatshaushalts deutlich zurückgehen.

Die von zahlreichen Institutionen prognostizierte Beschleunigung des Wachstums im Euroraum im nächsten Jahr wird das Wachstum in den Beitrittsländern sowohl über die Nettoexporte als auch über ein Ansteigen der Investitionen weiter stärken. Daraus sollten im Jahr 2004 BIP-Wachstumsraten von 3 bis 4% resultieren. Sowohl 2003 als auch 2004 werden die Exporte das tragende Element der Konjunktur in den Beitrittsländern sein, während dies in der größeren - und weniger exportorientierten - russischen Volkswirtschaft der private Konsum ist. In Russland wird sich im Jahr 2004 das BIP-Wachstum nur leicht erhöhen, auch weil von einem weiteren Rückgang des Erdölpreises ausgegangen wird.

Die unverändert gute Wachstumsperformance der Beitrittsländer und Russlands bieten österreichischen Exportunternehmen weiterhin gute Absatzchancen. Auch die österreichischen Banken, deren Tochtergesellschaften in dieser Region zu den aktivsten Finanzdienstleistern zählen, und generell österreichische Unternehmen mit Direktinvestitionen in diesen Ländern können davon profitieren.

Die OeNB-Prognosen für die wichtigsten Staaten Zentral- und Osteuropas werden im Rahmen des Prognoseprozesses des Eurosystems erstellt und fließen in diesen als Rahmenbedingungen für die Wirtschaft des Euroraums ein.
     
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