Gehrer:
EU-Bildungsminister/innen beschließen Benchmarks im Bildungsbereich
Zustimmung zu dreijährigem E-learning Programm und Mobilitätsprogramm »Erasmus
Mundus«
Brüssel (bm:bwk) - Konkrete Benchmarks im Bildungsbereich, an denen sich die Mitgliedsstaaten
messen können, wurden am Montag (05. 05.) in Brüssel beim Rat Bildung beschlossen.
Die EU-Bildungsminister/innen setzten damit einen wichtigen Schritt hin zu dem am europäischen Rat in Lissabon
beschlossenen Ziel, die Europäische Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten
Wirtschaftsraum der Welt zu entwickeln. "Mit den heute beschlossenen fünf Benchmarks können die
einzelnen Mitgliedsstaaten und Beitrittsländer verglichen und Fortschritte beim Erreichen der Bildungsziele
von Lissabon gemessen werden", erklärte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer.
Die EU-Bildungsminister/innen einigten sich, dass bis 2010 europaweit die Zahl der Schulabbrecher/innen nicht mehr
als 10% betragen soll. Die Absolvent/inn/en/zahlen an den Hochschulen in Mathematik, Naturwissenschaften und Technik
sollen um 15% ansteigen, 85% der 22-Jährigen sollen über einen Abschluss der Sekundarstufe II verfügen.
Weiters soll der Prozentsatz der 15-Jährigen mit Leseschwierigkeiten um 20% niedriger sein als im Jahr 2000
und die durchschnittliche Beteiligungsrate der erwachsenen arbeitenden Bevölkerung an Weiterbildung bei 12,5%
liegen.
Bei einer ersten Überprüfung der Position Österreichs konnte festgestellt werden, dass das österreichische
Bildungswesen bei den Vergleichszahlen oft eine gute Position einnimmt. "Das ist auf die engagierte Arbeit
der Lehrenden zurückzuführen. Es müssen aber noch Anstrengungen unternommen werden, um die Zielsetzungen
von Lissabon zu erreichen" erklärte Gehrer. So liegt der Anteil derer, die nach der Pflichtschulzeit
eine weitere Schule oder eine Berufsausbildung (z.B. Lehre) machen in Österreich bei 80 % eines Altersjahrganges.
Das Ziel bis 2010 liegt bei 85 %.
Laut PISA-Studie liegt die Zahl der 15-Jährigen mit Leseschwierigkeiten in Österreich bei 14 %. Das EU-Ziel
ist es, diesen Anteil um 20 % zu senken, das heißt für Österreich einen Wert von 11,2 % zu erreichen.
Mit dem Programm LESEFIT, welches von der Kommissarin gewürdigt wurde, hat Österreich sich selbst das
ehrgeizigere Ziel gesetzt, die Zahl der schlechten Leser zu halbieren.
Für das Mobilitätsprogramm ERASMUS-Mundus wurde ein Budget von 180 Mio. Euro beschlossen, mit diesem
Programm sollen Master-Studiengänge für Studierende mit einem Diplomabschluss aus Drittländern geschaffen
und mit Stipendien unterstützt werden.
In einem von 2004 bis 2006 laufenden E-learning-Programm soll die "digitale Kompetenz", also die Fähigkeit,
mit dem Internet umgehen zu können, gefördert werden. Weiters können Kooperationen im Schul- und
Universitätsbereich Förderungen erhalten. Dafür wurden am Rat Bildung ein Budget von 33 Millionen
Euro beschlossen. Ebenfalls wurde eine Resolution für gleiche Chancen für Schüler/innen und Studierende
mit Behinderungen anlässlich des Jahres der Behinderungen verabschiedet.
Beim heutigen Rat Bildung, Jugend und Kultur nahmen erstmals auch die Bildungsminister/innen der beitretenden Länder
Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern teil. |
Prets: Erasmus WORLD und eLearning vom EU-Rat krass unterdotiert
Europäisches Parlament wird Mitentscheidungs-Befugnisse für Widerstand nutzen
Wien (sk) - "Die heutigen Beschlüsse des Europäischen Bildungsrates sind leider ein
Rückschritt. Sowohl bei Erasmus WORLD als auch beim eLearning-Programm wurden Budgets beschlossen, die weit
hinter dem liegen, was tatsächlich nötig wäre. Dagegen wird das Europäische Parlament sicher
vehement Widerstand leisten", sagte Christa Prets, SPÖ-Europaabgeordnete und Mitglied des EP-Bildungsausschusses.
Sie kritisiert, dass der Rat für Erasmus WORLD statt der vom Europaparlament geforderten 300 Mio. Euro nur
180 Mio Euro zur Verfügung stellen will. Und beim eLearning-Programm sollen nun statt 54 Mio. Euro nur 33
Millionen bereit gestellt werden.
Es sei "eigenartig", wenn die EU einerseits zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten
Wirtschaftsraum der Welt gemacht werden soll (Lissabon-Ziel), der Rat aber andererseits aber nicht bereit ist,
auch für eine entsprechende finanzielle Ausstattung zu sorgen, kritisierte Prets.
"Erasmus WORLD wurde als Vorzeigeprodukt der europäischen Hochschulbildung angekündigt und soll
eigentlich die Wissens-Abwanderung in die Vereinigten Staaten stoppen. Innerhalb von fünf Jahren ist geplant,
über 4.100 graduierte Studenten aus Drittländern und rund 1.000 Gastwissenschafter zu unterstützen",
erläuterte Prets. Das erklärte Ziel der EU ist es, die Qualität der Hochschulbildung und das interkulturelle
Verständnis durch die Zusammenarbeit mit Drittländern zu steigern. "Wie all dies mit 180 Millionen
Euro - aufgeteilt auf fünf Jahre - erreicht werden soll, ist mir ein Rätsel", so Prets am Montag
Nachmittag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. Deshalb erwartet sich Prets, dass das Europäische Parlament
klar Stellung beziehen wird. "Wir haben in dieser Frage volle Mitentscheidungs-Kompetenz, die werden wir auch
nutzen."
Ähnliches gelte für das geplante eLearning-Programm: "Hier ist der Rat ebenfalls weit hinter der
Forderung des Parlaments zurück geblieben." Dabei, betont Prets, gäbe es gerade auf diesem Sektor
viel zu tun: "Wir müssen vor allem in den Grundschulen investieren - und zwar nicht nur in die technische
Ausstattung, sondern vor allem in Personal und Ausbilder." Für Österreich gehe es in Sachen eLearning
auch darum, seine Position im internationalen Vergleich zu verbessern.
"Unser Land gibt derzeit weniger als vier Prozent des BIP für Informations- und Kommunikationstechnologien
aus und liegt damit im EU-Ranking auf Rang 10. Ministerin Gehrer hätte sich also schon im eigenen Interesse
für eine bessere Dotierung der Programme einsetzen sollen. So jedenfalls ist das Ergebnis eine große
Enttäuschung", fasste die Abgeordnete zusammen. |