Basel II: Fortgeschrittene Risikomanagementsysteme belohnt  

erstellt am
06. 05. 03

Auswirkungsstudie österreichischer Banken auf Basel II präsentiert
Wien (oenb) - OeNB und FMA stellen neue Berechnungen über die Auswirkungen von Basel II vor „Basel II wird Banken mit anspruchsvolleren Risikomanagementsystemen belohnen“, sagte die Vize-Gouverneurin der Oesterreichischen Nationalbank, Dr. Tumpel-Gugerell, anlässlich der Präsentation der dritten Auswirkungsstudie über Basel II. Proberechnungen haben ergeben, dass mit einfacheren Risikokontrollmethoden (Standardansatz) mehr Eigenkapital gehalten werden muss als mit fortschrittlicheren (Interner Rating-Ansatz - IRB). Im Vergleich Standardansatz zu bestehendem Regelwerk verringern sich die risikogewichteten Aktiva und damit das Eigenmittelerfordernis um 1,1%. Unter Berücksichtigung des operationalen Risikos, steigt es jedoch um 6,6%. Im Vergleich Interner Rating-Ansatz zu bestehendem Regelwerk sinkt das Eigenmittelerfordernis um 10%, berücksichtigt man das operationale Risiko, beträgt die Reduktion jedoch noch immer 1,8%. Dr. Kurt Pribil, Vorstandsdirektor der unabhängigen Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA, zeigte sich befriedigt, „dass auch die Angst vieler Kreditinstitute, die Einbeziehung des operationalen Risikos würde einen massiven Anstieg der Eigenmittel erfordern, in der Studie zumindest für Österreich nicht bestätigt worden ist“.

Bei der Präsentation der Proberechnungen unterstrich die Vize-Gouverneurin allerdings die Unsicherheit, mit der diese Ergebnisse behaftet seien. Es handle sich dabei um Daten, die in dieser Form noch nie erhoben wurden. Die größten Probleme gab es bei der Zuordnung von Sicherheiten zu Forderungen, wie auch bei der Identifikation von ausgefallenen bzw. überfälligen Forderungen nach der Definition von Basel II. Weiterentwicklungsmöglichkeiten ortete Tumpel-Gugerell noch bei EDV-Systemen der Banken, die sich noch in Umstellung auf die neuen Bestimmungen befänden.

Aus Sicht der Aufsichtsbehörde FMA begrüßte Dr. Kurt Pribil, dass die Studie die Anreize bestätigt hat, bei der Berechnung des Kreditrisikos möglichst hoch entwickelte Bewertungsmethoden anzuwenden: „Schließlich ist mit jedem System eines Internen Ratings auch eine ausgereiftere Risikosteuerung verbunden,“ so Dr. Pribil. Beide Methoden - Standard ebenso wie IRB - seien aber als gleichberechtigt anzusehen, und jede Bank entsprechend ihrer Kosten-Nutzen-Analyse in der Wahl des Ansatzes frei. Dies sei vor allem für kleinere Kreditinstitute wichtig.

An der dritten Auswirkungsstudie (Quantitative Impact Study - QIS III) beteiligten sich 18 österreichische Banken, die insgesamt 37% der Bilanzsumme des gesamten österreichischen Bankensektors abbilden. Weltweit führten etwa 300 Banken diese Proberechnungen durch, die die Grundlage für eine letzte Feinabstimmung der Basel II-Bestimmungen bilden sollen. „Österreich ist durch die engagierte Teilnahme der heimischen Banken bestens repräsentiert. Das bedeutet, dass sich österreichische Besonderheiten deutlich in den Ergebnissen der QIS III widerspiegeln“, richtete sich Tumpel-Gugerell mit Anerkennung an die österreichischen Banken.

FMA-Vorstand Dr. Pribil ergänzte: „Die QIS-3-Studie hat auch gezeigt, dass es in der Umsetzung von Basel II in die österreichische Praxis noch einige Probleme zu lösen gibt, um ein weiteres Ausufern der Bürokratie und eine Benachteiligung kleinerer Institute zu minimieren.“ Der immer rascher Richtung Basel II fahrende Zug sei wohl kaum mehr aufzuhalten, in den Konsultationen bis Herbst seien aber durch engagierte Diskussion sicher noch einige Stellschrauben besser zu justieren.
     
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