Auswirkungsstudie österreichischer Banken auf Basel II präsentiert
Wien (oenb) - OeNB und FMA stellen neue Berechnungen über die Auswirkungen von Basel II vor
„Basel II wird Banken mit anspruchsvolleren Risikomanagementsystemen belohnen“, sagte die Vize-Gouverneurin der
Oesterreichischen Nationalbank, Dr. Tumpel-Gugerell, anlässlich der Präsentation der dritten Auswirkungsstudie
über Basel II. Proberechnungen haben ergeben, dass mit einfacheren Risikokontrollmethoden (Standardansatz)
mehr Eigenkapital gehalten werden muss als mit fortschrittlicheren (Interner Rating-Ansatz - IRB). Im Vergleich
Standardansatz zu bestehendem Regelwerk verringern sich die risikogewichteten Aktiva und damit das Eigenmittelerfordernis
um 1,1%. Unter Berücksichtigung des operationalen Risikos, steigt es jedoch um 6,6%. Im Vergleich Interner
Rating-Ansatz zu bestehendem Regelwerk sinkt das Eigenmittelerfordernis um 10%, berücksichtigt man das operationale
Risiko, beträgt die Reduktion jedoch noch immer 1,8%. Dr. Kurt Pribil, Vorstandsdirektor der unabhängigen
Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA, zeigte sich befriedigt, „dass auch die Angst vieler Kreditinstitute, die
Einbeziehung des operationalen Risikos würde einen massiven Anstieg der Eigenmittel erfordern, in der Studie
zumindest für Österreich nicht bestätigt worden ist“.
Bei der Präsentation der Proberechnungen unterstrich die Vize-Gouverneurin allerdings die Unsicherheit, mit
der diese Ergebnisse behaftet seien. Es handle sich dabei um Daten, die in dieser Form noch nie erhoben wurden.
Die größten Probleme gab es bei der Zuordnung von Sicherheiten zu Forderungen, wie auch bei der Identifikation
von ausgefallenen bzw. überfälligen Forderungen nach der Definition von Basel II. Weiterentwicklungsmöglichkeiten
ortete Tumpel-Gugerell noch bei EDV-Systemen der Banken, die sich noch in Umstellung auf die neuen Bestimmungen
befänden.
Aus Sicht der Aufsichtsbehörde FMA begrüßte Dr. Kurt Pribil, dass die Studie die Anreize bestätigt
hat, bei der Berechnung des Kreditrisikos möglichst hoch entwickelte Bewertungsmethoden anzuwenden: „Schließlich
ist mit jedem System eines Internen Ratings auch eine ausgereiftere Risikosteuerung verbunden,“ so Dr. Pribil.
Beide Methoden - Standard ebenso wie IRB - seien aber als gleichberechtigt anzusehen, und jede Bank entsprechend
ihrer Kosten-Nutzen-Analyse in der Wahl des Ansatzes frei. Dies sei vor allem für kleinere Kreditinstitute
wichtig.
An der dritten Auswirkungsstudie (Quantitative Impact Study - QIS III) beteiligten sich 18 österreichische
Banken, die insgesamt 37% der Bilanzsumme des gesamten österreichischen Bankensektors abbilden. Weltweit führten
etwa 300 Banken diese Proberechnungen durch, die die Grundlage für eine letzte Feinabstimmung der Basel II-Bestimmungen
bilden sollen. „Österreich ist durch die engagierte Teilnahme der heimischen Banken bestens repräsentiert.
Das bedeutet, dass sich österreichische Besonderheiten deutlich in den Ergebnissen der QIS III widerspiegeln“,
richtete sich Tumpel-Gugerell mit Anerkennung an die österreichischen Banken.
FMA-Vorstand Dr. Pribil ergänzte: „Die QIS-3-Studie hat auch gezeigt, dass es in der Umsetzung von Basel II
in die österreichische Praxis noch einige Probleme zu lösen gibt, um ein weiteres Ausufern der Bürokratie
und eine Benachteiligung kleinerer Institute zu minimieren.“ Der immer rascher Richtung Basel II fahrende Zug sei
wohl kaum mehr aufzuhalten, in den Konsultationen bis Herbst seien aber durch engagierte Diskussion sicher noch
einige Stellschrauben besser zu justieren. |