Jetzt zugreifen heißt die Devise - Aufgrund der Wirtschaftsflaute
stehen die Chancen so gut wie noch nie, japanische Betriebe zu erwerben
Wien (pwk) - Die gesamtwirtschaftliche Lage in Japan hat sich trotz eines Maßnahmenpakets der
Regierung zur Konjunkturbelebung und zur Reform des Bankensektors 2002 nicht erholt. Das BIP-Wachstum betrug 2002
nur magere 0,5 Prozent, nominell waren es jedoch aufgrund der Deflation -0,3 Prozent. Die Folgen der schweren Krise
des Bankensektors belasten nach wie vor die japanische Wirtschaft. Dagegen verzeichnete Japan hohe Handelsbilanz-
und Leistungsbilanzüberschüsse. Trotz der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Situation war Japan
auch 2002 mit etwa einer Billion US-Dollar die größte Gläubigernation der Welt und besitzt derzeit
mit 461 Milliarden Dollar weltweit die höchsten Währungsreserven.
"Durch die strukturellen Probleme in Japan bestanden für ausländische Investoren jedoch noch nie
so gute Chancen, japanische Betriebe zu erwerben", sagt Walter Koren, Leiter der Aussenwirtschaft Österreich
(AWO) der WKÖ. Während früher eher ausländisches Interesse an Großunternehmen bestand,
hat sich das Kaufinteresse nun auf Klein- und Mittelbetriebe konzentriert. "Österreichische Unternehmen,
die über eine Niederlassungseröffnung in Japan nachdenken, sollten unbedingt auch die Alternative eines
Unternehmensankaufs überlegen", betont der WKÖ-Handelsdelegierte in Tokio, Ernst Laschan. Diesbezüglich
hat die Außenhandelsstelle gemeinsam mit einer lokalen Rechtsanwaltskanzlei ein Konzept erarbeitet, wie durch
den Ankauf notleidender Kredite japanische Unternehmen günstig erworben bzw. restrukturiert werden könnten.
Die österreichischen Exporte nach Japan konnten 2002 das hohe Niveau aus den Vorjahren knapp halten und belaufen
sich auf 907,3 Mio Euro (ein statistisch vernachlässigbarer Rückgang um 0,15 Prozent gegenüber 2001).
Dies ist durchaus als Erfolg der österreichischen Exportwirtschaft anzusehen, da im Jahr 2002 die japanischen
Gesamtimporte einen Rückgang von 8,5 Prozent verzeichnen mußten. Japan ist der zweitwichtigste österreichische
Wirtschaftspartner in Asien bzw. der drittwichtigste Überseemarkt. Wichtigste Exportwaren nach Japan sind
Kfz sowie Kfz-Teile und -Zubehör, Spezialmaschinen, Holz- und Metallwaren, Möbel, Meß-, Prüf-
und Kontrollgeräte, Sportgeräte, chemische und pharmazeutische Erzeugnisse sowie Nahrungsmittel. Die
österreichischen Importe aus Japan beliefen sich 2002 auf 1,7 Mrd Euro.
"Für österreichische Unternehmen bestehen in Japan weiterhin sehr interessante Möglichkeiten.
Viele Mittel- und Kleinbetriebe, die als Zulieferer der Großunternehmen nunmehr der Industriebereinigung
und Firmenumstrukturierungen zum Opfer fallen, benötigen neue Technologien, Ausrüstungen und Kooperationspartner",
sagt Laschan. Die Präsentation eigener Entwicklungen erfolgt am besten in Form von individuellen Präsentationen
vor Ort. Auch Messebeteiligungen bzw. die Teilnahme an Wirtschaftsmissionen sind Möglichkeiten, den japanischen
Markt zu erobern. Alles was den Lebensstandard, die Sicherheit und Annehmlichkeit erhöht, findet bei geeigneter
Qualität und einem konkurrenzfähigen Preis einen Absatz. Trotz der Konsumflaute ist der japanische Konsument
weiter an neuen Produkten interessiert. Koren: "Die Stagnation der Wirtschaft auf einem derart hohen Niveau
ist noch keine Katastrophe."
Derzeit arbeitet die Außenhandelsstelle Tokio gemeinsam mit lokalen Tourismusexperten an einem Konzept zum
Ankauf und zur Modernisierung eines Tourismus-Ressorts in den japanischen Alpen. Das Ressort verfügt über
mehrere Liftanlagen, eine Thermalquelle, Berghütten, einen Golfplatz und ein 120 Betten Hotel, das aus Altersgründen
abgerissen werden soll. Die japanische Freizeitindustrie leidet unter chronischem Ideenmangel, was zur Folge hat,
dass die Jugend ausbleibt und auch der zahlungskräftige Gast nicht mehr kommt. Auch das japanische Hotelmanagement
ist ineffizient. Unter Einbindung eines österreichischen und lokalen Investors soll in Kooperation mit Hotelfachleuten
aus Österreich ein modernes und neuartiges Winter- und Sommerressort aufgebaut werden. |