Die Tirol Milch bringt im Herbst als erste österreichische Molkerei
kontrolliert gentechnikfreie Milch auf den Markt
Wörgl (tirol milch) - "Seit 1. März füttern 720 Bauern im Tiroler Oberland ihre
Milchkühe nach den strengen Vorschriften des Lebensmittel-Kodex für gentechnikfreie Produkte. Ab September
werden wir berechtigt sein, das dafür entwickelte Gütesiegel der ARGE Gentechnikfreiheit zu verwenden",
teilte Obmann Hans Schweiger im Rahmen der Bilanzpressekonferenz mit. Um die Umstellung für die Lieferanten
aus eigener Erfahrung nachvollziehen zu können, hat Schweiger auch die Milchwirtschaft am eigenen Hof in Sistrans
bei Innsbruck auf die besonderen Richtlinien umgestellt.
Das neue Produkt wird zunächst als Voll- und als Leichtmilch in der Ein-Liter-Packung erhältlich sein
und preislich zwischen der normalen Milch und der Biomilch liegen, kündigte Direktor Hans Partl an. "Wir
führen derzeit Gespräche mit mehreren Supermarktketten", so der Geschäftsführer. Während
der Molkereimanager mit der Listung in Tirol fix rechnet, könnte die Aufnahme ins bundesweite Sortiment der
Händler schwieriger werden. Größere Chancen rechnet er sich daher in Deutschland aus. "Dort
wird das Thema Gentechnik noch hitziger diskutiert als bei uns."
Die Bauern in den Bezirken Imst und Landeck haben sich freiwillig bereit erklärt, an dem Projekt mitzuwirken
und bekommen dafür einen Cent mehr pro Liter Milch. Mit diesem Konzept soll der kleinstrukturierten Landwirtschaft
eine neue Chance eröffnet werden. Partl: "Unsere Bergbauern werden niemals so effizient produzieren können
wie die industriellen Landwirtschaften in anderen EU-Ländern. Daher ist es unsere Pflicht, rechtzeitig nach
alternativen Produktionen für die Bauern Ausschau zu halten."
Wert legt der Geschäftsführer auf den Hinweis, dass auch die normale Milch mit großer Wahrscheinlichkeit
gentechnikfrei ist. "Der Unterschied ist allerdings, dass die Bauern im Rahmen unseres Projektes strenger
kontrolliert werden." Die Kosten für die Kontrollen übernimmt die Tirol Milch. Biomilch ist automatisch
gentechnikfrei.
Mit dem Geschäftsverlauf im vergangenen Geschäftsjahr, "dem schwierigsten seit dem EU-Beitritt"
(Partl), zeigt sich die Führung von Österreichs drittgrößter Molkerei zufrieden. Bei einer
Steigerung der verarbeiteten Menge um 1,5 Prozent auf 203 Millionen Liter Milch ging der Umsatz um 2,2 Prozent
auf 136 Millionen Euro zurück.
Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit EGT blieb mit 61.000 Euro positiv. Der Hauptgrund
für den Erlös- und Ertragsrückgang liege in einem europaweiten Preisverfall, den die Tirol Milch
vor allem im Versandgeschäft nach Italien zu spüren bekommen habe. Mit 10,9 Millionen Euro wurde gleichzeitig
ein Rekord-Investitionsbudget umgesetzt. Die Mittel flossen in erster Linie in den Ausbau der Käsereikapazitäten
am Standort Wörgl.
Für das heurige Jahr haben sich die Rahmenbedingungen laut Partl noch einmal verschlechtert. "Der Milchpreis
steht massiv unter Druck, und auch von der Konsumseite kommt keine Belebung", konstatiert der Molkereichef.
Gefragt sei mehr denn je das geschickte Ausnützen von Nischen. Viel Freude hätten die Tiroler daher mit
der Adolf Haas GmbH in Wien, an der die Tirol Milch eine Minderheitsbeteiligung hält und die Greißler
und Feinkosthändler im urbanen Raum beliefert. Partl: "Der Absatz unserer Produkte stieg dort im Vorjahr
um 6,3 Prozent, und auch in den ersten Monaten dieses Jahr liegt der Zuwachs in einer ähnlichen Größenordnung."
Die Tirol Milch ist eine Genossenschaft im Besitz von 5.200 Milchbauern in Nordtirol. An Produktionsstandorten
in Innsbruck und Wörgl sowie in drei Dorfkäsereien im Tiroler Unterland sind 282 Mitarbeiter beschäftigt. |