Zentrale Rolle der UNO steht für Europaparlament außer Streit
Straßburg (evp-pd) - "Die heutige Plenardebatte über den Irak ist ein Zeichen dafür,
das die Europäer ihre Verantwortung für den Nachkriegs-Irak wahrnehmen wollen. Wir wollen den Blick nach
vorne richten", sagte ÖVP-Delegationsleiterin Ursula Stenzel am Mittwoch (14. 05.)
im Europäischen Parlament in Strassburg. "Der Blick zurück im Zorn hilft niemandem, am wenigsten
den Irakern. Eine Diskussion über Schuld und Sühne der EU würde nur erneut unsere widersprüchlichen
Haltungen gegenüber den USA sowie der Rolle, die sie der UNO zubilligen wollen, aufzeigen. Für mich und
wohl auch die Mehrheit des Europäischen Parlaments ist aber eines klar: Wir fordern eine zentrale Rolle der
Vereinten Nationen in der Nachkriegsverwaltung des Irak", betonte Stenzel in ihrer Plenarrede.
Diese zentrale Rolle der UNO begründe sich für Stenzel in der Notwendigkeit einer völkerrechtlichen
Deckung bei der Verwaltung eines fremden Landes. "Der Chefverwalter sollte daher unbedingt über ein UNO-Mandat
verfügen", so Stenzel, die auch für das "Öl für Lebensmittel"-Programm der UNO
forderte, dass "sichergestellt werden muss, dass das Geld den Irakern wirklich zugute kommt." Die Europasprecherin
der ÖVP trat auch für eine umgehende Aufhebung aller wirtschaftlichen und finanziellen Sanktionen ein,
die 1990 gegen den Irak verhängt worden sind. "Nach dem Sturz des Regimes Hussein besteht keinerlei Veranlassung
mehr dafür, sie aufrecht zu erhalten", so Stenzel.
Für überflüssig hält Stenzel jedoch die Debatte, was genau unter einer zentralen Rolle der
UN beim Wiederaufbau des Irak zu verstehen sei. "Der Irak verfügt über keinerlei zivile Ordnung
mehr. Das Regime hat ein entsetzliches Erbe an Not und Gewalt hinterlassen hat. Es mangelt nach wie vor an den
grundlegendsten Dingen wie Wasser, Strom, Medikamenten und Lebensmitteln. Das Einbringen und Koordinieren humanitärer
Hilfe ist daher keine Reduktion, sondern die wesentliche Aufgabe. Hier sollte sich auch die Europäische Union
verstärkt einbringen, vor allem, da den USA beim Aufbau des Irak bis dato wenig Erfolg beschieden ist",
betonte Stenzel.
"Auf jeden Fall muss der Eindruck vermieden werden, dass nur die USA handeln, während die EU-15 in Permanenz
beraten. Die EU sollte sich jetzt primär der Aufgabe stellen, ihr Verhältnis zu den USA zu klären",
sagte Stenzel kurz vor dem Auftritt des polnischen Staatspräsidenten Kwasniewski in Strassburg. "Wie
andere europäische Staaten hat auch Polen an der Seite der USA im Irak agiert und will trotzdem sein Interesse
an einer gemeinsamen europäischen Außen- und Sicherheitspolitik gewahrt wissen. Bevor wir ihre europäische
Gesinnung in Zweifel ziehen, sollten wir uns lieber darauf besinnen all jene, die in der Koalition mit den USA
militärisch im Irak eingegriffen haben, als Brückenbauer zu Washington zu sehen", sagte Stenzel
abschließend. |