Koren: Estland, Lettland und Litauen waren in den vergangenen zehn Jahren die stärkste Wachstumsregion
der Welt
Wien (pwk) - "Die Volkswirtschaften von Estland, Lettland und Litauen ließen sich von
der Konjunkturabkühlung in der EU nicht sehr beeindrucken", sagt Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft
Österreich (AWO) der WKÖ und weist auf die im Verhältnis zu den EU-Staaten hohen BIP-Wachstumsraten
im vergangenen Jahr hin. "Die drei Staaten weisen für das Jahr 2002 Wachstumsraten im Ausmaß von
5,6 Prozent (Estland), 5,9 Prozent (Litauen) und 6,1 Prozent (Lettland) auf." Vor allem die Beschleunigung
des Wachstums in den letzten beiden Quartalen des vergangenen Jahres und Anfang 2003 beweisen die dynamische Wirtschaftsentwicklung
in diesen Ländern. Zu dieser Entwicklung tragen vor allem die starke Inlandsnachfrage und die Bauwirtschaft
entscheidend bei. Koren: "Die baltischen Staaten sind somit die stärkste Wachstumsregion unter den Beitrittskandidatenländern,
wobei diese Länder in den letzten zehn Jahren die stärkste Wachstumsregion der gesamten Welt waren."
Die österreichischen Unternehmer haben diese neuen Chancen genützt. "2002 lagen die Zuwachsraten
der österreichischen Exporte in die drei Länder zwischen 18 und 33 Prozent", berichtet Georg Karabaczek,
der für die drei Länder zuständige Handelsdelgierte mit Sitz in Helsinki (Finnland). In den letzten
zwei Jahren haben sich die österreichischen Lieferungen auf insgesamt 219 Millionen Euro knapp verdoppelt,
das Handelsbilanzaktivum erreicht inzwischen 148 Millionen Euro.
Auch für die nächste Zukunft kann mit einem dynamischen Wachstum der Ausfuhren gerechnet werden. Für
die österreichischen Exporteure liegt das größte Potenzial im Bereich Maschinen- und Anlagenbau
und bei der Lieferung von Konsumgütern. Viele österreichische Firmen konnten bereits Exporterfolge aufweisen.
So sind im Konsumgüterbereich Firmen wie Pfanner, Rauch, Manner, Hipp, Zipfer oder Red Bull in baltischen
Supermärkten erfolgreich vertreten.
Obwohl der Textilexport für alle drei Länder ein wichtiger Sektor ist, konnten in diesem Bereich einige
österreichische Firmen mit Exporten auf diesen Märkten punkten. So verzeichneten die niederösterreichische
Firma Gebrüder Baumann oder auch F. Sales Vetter aus Vorarlberg nennenswerte Erfolge.
Die Exporterfolge der österreichischen Firmen werden seit Jahren durch höchst erfolgreiche Wirtschaftsmissionen
in diese Länder unterstützt. 2002 organisierte die AWO drei Wirtschaftsmissionen nach Estland, Lettland
und Litauen. Die letzte Wirtschaftsmission im April 2003 führte 31 österreichische Firmen nach Tallinn,
Riga und Vilnius und brachte für die meisten Teilnehmer sehr gute Ergebnisse, teilweise konnten vor Ort bereits
Abschlüsse getätigt werden.
Die nächste Wirtschaftsmission ins Baltikum ist für den 12. bis 16. Oktober 2003 geplant. Einige Österreichische
Firmen haben in der Region auch bereits Direktinvestitionen getätigt. Die bedeutendsten davon in Estland durch
Austria Tabak, Wienerberger, Pipelife, Greiner Verpackungen und Treibacher.
Aber auch in Lettland und Litauen engagieren sich österreichische Firmen erfolgreich, so z. B. die VA Eisenbahnsysteme
mit jeweils einer Weichenproduktionsstätte, Greiner Eurofoam mit einem Produktionsstandort in Litauen.
Estland wird eines der wirtschaftlich liberalsten Mitgliedsländer innerhalb der EU sein und hat die zweithöchste
Pro-Kopf-Rate an ausländischen Direktinvestitionen unter den Beitrittskandidaten. Im World Competitive Ranking
der Business School IMD reiht sich das Land an die erste Stelle unter den Beitrittskandidaten und liegt sogar vor
einigen derzeitigen EU-Mitgliedern. Der estnische Markt zeigt noch keine Sättigungserscheinungen, ein Markteintritt
sollte allerdings möglichst bald erfolgen.
Lettland entwickelt sich immer mehr zum Linking Pin im Handel zwischen der EU und Russland und will sich innerhalb
der EU als Kompetenz- und Koordinationszentrum im Russland-Handel positionieren. Ein enormer Ausbau der Einzelhandelsketten
und Einkaufszentren eröffnet neue Möglichkeiten im Konsumgüterbereich.
In Litauen hat sich die inländische Konsumnachfrage als tragender Faktor des Wirtschaftswachstums herausgestellt,
wobei sich gerade in letzter Zeit mehr Chancen für Konsumgüter und Lebensmittel auftun. Seit Februar
2002 ist die litauische Währung Litas an den Euro gebunden und ein seit kurzem leichterer Zugang zu Krediten
führt zu einem Konsum- und Bauboom.
Auch auf offizieller Ebene sind die Kontakte gut und intensiv. Im Jänner 2003 war die estnische Außenministerin
Kristina Ojuland zu Besuch in Österreich. Der litauische Außenminister Antanas Valionis wird im Juni
2003 und der Ministerpräsident Litauens, Algirdas Brazauskas, mit einer Wirtschaftsdelegation zu Gast in Österreich
sein.
Österreich hat in diesen Ländern ein gutes Image als kleines Land mit großer Wirtschaftskraft und
hohen Qualitätsstandards.
Die Exportzuwächse waren in alle drei Staaten im vergangenen Jahr phänomenal:
Estland:
Exportvolumen 2002: 68,6 Mio Euro (+32,6%)
Importvolumen 2002: 22,3 Mio Euro (+11,4%)
Lettland:
Exporte: 79,4 Mio Euro (+25,4%)
Importe: 20,3 Mio Euro (-0,4%)
Litauen:
Exporte: 70,7 Mio Euro (+17,5%)
Importe: 27,6 Mio Euro (-3%) |