Neues Leben zieht ins ehemalige Jungarbeiterdorf Hochleiten in Gießhübl
bei Wien ein
Gießhübl (seeste) - Auf einer Fläche von 75.000 Quadratmeter errichtet die Südtiroler
Baugesellschaft Seeste bis zum Jahr 2010 178 Wohneinheiten für mehr als 500 Bewohner. Mit einem Investitionsvolumen
von 50 Millionen Euro ist das Projekt eines der größten Wohnbauvorhaben im Wiener Umland. Das künftige
Zentrum des Viertels, der Kreisverkehr mit der von Seeste gespendeten Brunnenskulptur, wurde am Freitag im Rahmen
einer Feier eingeweiht.
Für die Gemeinde ist die Verwertung des Jungarbeiterdorf-Areals, das nun wieder Perlhof heißt wie der
einstige Gutsbetrieb im Besitz von Baron Gutmann, eine Überlebensfrage. "Wir sind eine der wenigen Gemeinden
im Wiener Umland, die bei der letzten Volkszählung gegenüber 1991 Einwohner verloren hat", erklärt
Bürgermeisterin Christa Friedl. Mit dem Revitalisierungs-Projekt werde die Einwohnerzahl, die zuletzt bei
1.600 lag, um mehr als ein Viertel steigen. "Außerdem erwarten wir, dass sich einige Dienstleistungsbetriebe
hier niederlassen, die uns dringend benötigte Einnahmen aus der Kommunalsteuer bringen", so Friedl.
Das Jungarbeiterdorf, das nach dem Krieg von Bruno Buchwieser als Unterkunft für Lehrlinge aus den Bundesländern
errichtet worden war, wurde nach der Schließung 1997 von der zur Raiffeisen-Gruppe gehörenden St. Josef
Liegenschaftsverwaltungs- und Beteiligungs AG gekauft. Im Jahr 2000 wechselte die Projektgesellschaft in den Besitz
der Seeste AG, die im April 2001 die Revitalisierung in Angriff nahm.
Deren Eigentümer Michael Seeber sieht in dem Projekt eine Jahrhundertchance. "Bauland in dieser Qualität
und in diesem Umfang ist eine absolute Rarität", befindet der Seeste-Chef, der mit seiner Firma seit
mehr als 30 Jahren Immobilien-Projekte in Italien, Deutschland, Österreich und Polen entwickelt. Die Philosophie
des Unternehmens, nur in beste Wohnlagen zu investieren, sei hier voll umgesetzt worden. "Am Perlhof wohnt
man mitten im Grünen, ist aber in 20 Minuten im Stadtzentrum einer Millionenstadt. Diese Kombination findet
man nur ganz selten", begründet Seeber das Engagement.
Mit dem bisherigen Verkauf zeigt sich der Unternehmer, der auch Vorstandschef des weltgrößten Schigebiet-Ausstatters
Leitner AG ist, zufrieden. "Vom Baufeld 1 sind bis auf das Musterhaus alle Häuser verkauft, von den Reihen-
und Doppelhäusern des zweiten Bauabschnittes, der im Frühjahr 2004 abgeschlossen wird, ist bereits ein
Drittel vergeben." Sämtliche Häuser werden in Niedrigenergieausführung errichtet. Bis jetzt
wurden 15 Millionen Euro investiert, bis Ende nächsten Jahres sind weitere zwölf Millionen Euro budgetiert.
Dreifaches Dankeschön an die Gemeinde
Als "Zeichen des Dankes und der guten Zusammenarbeit" (Seeber) zeigt sich Seeste gegenüber der Gemeinde
großzügig: Zum einen restauriert das Unternehmen gemeinsam mit dem Architekturbüro Maurer das ehemalige
Veranstaltungsgebäude Kubajad – Kulturbaustelle Jungarbeiterdorf zum neuen Vereins- und Kulturhaus von Gießhübl.
"Das Kubajad wird für Gemeindeveranstaltungen und von unserer Theatergruppe genutzt werden", kündigt
Bürgermeisterin Friedl an. Darüber hinaus errichtet es auf eigene Kosten einen Kindergarten für
die Gemeinde. Und schließlich bringt das Bauunternehmen mit der Brunnenplastik von Prof. Martin Gundolf moderne
Kunst nach Gießhübl. Der Tiroler Bildhauer versinnbildlicht das Auf und Ab des Lebens mit einem Menschenpaar,
das auf einer vom Wasser angetriebenen Weltenscheibe balanciert.
Die Auswahl des Künstlers erfolgte ebensowenig zufällig wie die des Materials: Die Plastik ist aus Laaser
Marmor geschaffen, der im Südtiroler Laaser Tal unter den Spitzen des Ortler-Massivs abgebaut wird und seit
Jahrhunderten auch von Bildhauern in Wien und Niederösterreich für Kunstdenkmäler verwendet wird. |