Bonn (alphagalileo) - Dr. Stefan Schröder von der Universität Bonn ist in Kopenhagen in Anwesenheit
des dänischen Prinzen mit dem Ebbe Nielsen Preis in Höhe von 35.000 US$ ausgezeichnet worden. Der Agrarwissenschaftler
hat in Kooperation mit Bonner Informatikern ein Computerprogramm entwickelt, mit dem sich verschiedene Bienenarten
anhand ihrer Flügeläderung identifizieren lassen. Die dabei entwickelten Techniken sind auch auf andere
Gebiete übertragbar. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt findet
damit auch internationale Anerkennung.
Der Ebbe Nielsen Preis wird jährlich einem vielversprechenden Nachwuchswissenschaftler verliehen, der im Schnittbereich
von Informatik und Biodiversitätsforschung bahnbrechende Ergebnisse vorzuweisen hat. Gestiftet wird er von
der Global Biodiversity Information Facility (GBIF). Dr. Ebbe Nielsen gehörte zu den Gründungsvätern
der GBIF.
Die in Bonn entwickelte Software ABIS erkennt anhand digitaler Flügelfotos, um welche Biene es sich handelt.
In jedem Bienenflügel gibt es einige Zellen, an deren Form bereits die Gattung zu erkennen ist. Von diesen
Zellen ausgehend, sucht der Computer nach weiteren Adern. Damit er weiß, wo er besonders genau hinschauen
muss, greift er dazu auch auf bereits gespeicherte charakteristische Flügelbilder zurück. Aus dem, was
die Software findet, destilliert sie dann die wesentlichen Merkmale – sozusagen die Essenz des Flügels, reduziert
auf ein paar Zahlen, Flächengrößen und Winkelangaben. Schon wenige Minuten nach dem Druck des Auslösers
steht fest, zu welcher Art das Versuchstier zählt.
Dr. Stefan Schröder arbeitete bereits während seiner Diplomarbeit am Bonner Institut für Landwirtschaftliche
Zoologie und Bienenkunde mit den gelb-schwarz gebänderten Insekten. Gemeinsam mit Dr. Volker Steinhage vom
Bonner Institut für Informatik III erarbeitete er das Konzept für die Bestimmungs-Software. Die Ergebnisse
können sich sehen lassen: In 97 bis 99 Prozent der Fälle liegt der Computer richtig – besser sind auch
Experten der Bienenbestimmung nicht. Ganz ohne den Menschen geht es aber nicht: Für die Trainingsphase braucht
der Rechner nämlich etwa dreißig einwandfrei bestimmte Tiere ein und derselben Art.
Bienenbestimmung ist kein Selbstzweck: Die Hautflügler bestäuben etwa drei Viertel aller Pflanzen und
legen damit die Grundlage für ihre Vermehrung. Verlust naturnaher Lebensräume, Umweltverschmutzung und
Krankheiten haben aber bereits viele Bienenarten an den Rand des Aussterbens gebracht – mit gravierenden Folgen
auch für die Landwirtschaft, da weltweit Ernteausfälle in Milliardenhöhe drohen. In den USA werden
bereits heute ganze Plantagen von künstlich gezüchteten Bienenvölkern bestäubt. Die Bienenforscher
möchten daher die Verbreitung der Arten feststellen, auch um herauszufinden, welche Einflüsse genau den
Bestand fördern oder gefährden. |