ÖBB-Bilanz 2002: Ergebnisplus trotz schwacher Konjunktur  

erstellt am
23. 05. 03

Zuwachsraten liegen deutlich über der Vorjahres-Bilanz
Wien (oebb) - Die ÖBB konnten im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz schwacher Konjunktur ein Ergebnisplus erzielen und ein EGT von 125,2 Mio. EUR erwirtschaften. Die Investitionsoffensive wurde fortgesetzt. Angebotserweiterungen und Fahrplanverbesserungen brachten 1,6 Mio. mehr Kunden. Im Güterverkehr konnte die Gesamttonnage um 1,4 Mio. Tonnen erhöht werden. Die Zuwächse liegen damit deutlich über der Vorjahres-Bilanz. Im Personen-Fernverkehr wurden sie sogar vervierfacht.

Ergebnisverbesserung: +2,5 %
Trotz schwacher Konjunktur hat sich das Geschäft der ÖBB positiv entwickelt. Die ÖBB konnten im Jahr 2002 das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) auf 125,2 Mio. EUR gegenüber 122,1 Mio. EUR im Jahr 2001 steigern. Erstmals seit der Eröffnungsbilanz 1994 können die ÖBB auch ein positives Finanzergebnis präsentieren.

"Das ist ein hervorragendes Ergebnis, vor allem wenn man die deutlich schwächere Konjunktur und die abermals gestiegene Abgabenbelastung ins Kalkül zieht", kommentierte Generaldirektor Rüdiger vorm Walde den Jahresabschluss. Tatsächlich hat sich die Abgabenbelastung im Geschäftsjahr 2002 nochmals erhöht. So stiegen die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung für die ÖBB um 1 % auf insgesamt 3 % der Bemessungsgrundlage, was im Berichtsjahr einem Aufwand von 44,5 Mio. EUR entspricht. Bei der Schienenmaut(Infrastrukturbenützungs- entgelt), das an die SchIG abzuführen ist,kam es zu einer Erhöhung um 5 % auf 313,7 Mio. EUR.

"Ein solides wirtschaftliches Ergebnis ist Ziel und Basis eines jeden Unternehmens. Im Zentrum der Aufmerksamkeit muss aber der Kundennutzen stehen. Wir müssen regelmäßig eine Bilanz für unsere Kunden ziehen und uns bei jeder Maßnahme fragen: Was hat der Kunde davon?", betonte der neue Finanzvorstand Erich Söllinger.

1,6 Millionen mehr Fahrgäste
"Wir können im Personenverkehr eine sehr positive Kundenbilanz ziehen. Die eingeleitete Qualitätsoffensive trug erste Früchte und die Zahl unserer Kunden stieg um 1,6 Mio. auf insgesamt 279,7 Mio.", so Vorstandsdirektor Ferdinand Schmidt. Damit liegt die Zuwachsrate deutlich über jener der Vorjahres-Bilanz. Im Personen-Fernverkehr wurde sie sogar vervierfacht. Die Steigerungen betreffen sowohl die Schiene als auch den BahnBus. Das Fahrgastaufkommen auf der Schiene wurde auf 184,8 Mio. (2001: 183,3 Mio.), beim BahnBus auf 93,9 Mio. (2001: 93,8 Mio.) gesteigert.

Mit dem Fahrplanwechsel 2002 wurden die Fahrzeiten auf der Westbahn beschleunigt sowie rund 100 neue nationale und internationale Zugverbindungen gestartet. Zudem wurde in Vorwegnahme der EU-Erweiterung das EURegio-Konzept realisiert. Damit gibt es erstmals einen durchgängigen grenzüberschreitenden Nahverkehr. Mit einem eigenen günstigen Preissystem ausgestattet, das auch Wochen- und Monatskarten inkludiert, werden die österreichischen Ballungszentren Wien, Linz und Graz mit den Grenzregionen unserer östlichen Nachbarländer verbunden.

Investitionsoffensive wurde fortgesetzt
"Im Personenverkehr beginnen die eingeleiteten Maßnahmen bereits zu greifen. Das Angebot wurde quantitativ ausgeweitet und qualitativ verbessert", erläuterte Schmidt. Das größte Projekt, die komplette Erneuerung von 720 Fernreisewagen mit einem Investitionsvolumen von rund 216 Mio. EUR, wurde zügig fortgesetzt. Derzeit sind bereits 26 ÖBB EuroCity-Züge in ganz Österreich unterwegs. Auch im Nahverkehr wurde die Qualitätsoffensive mit City-Shuttle-Garnituren und neuen Bahnbussen fortgesetzt.

Höhere Gesamttonnage im Güterverkehr
Trotz schwacher Konjunkturentwicklung, verschärfter Konkurrenz und der Hochwasserkatastrophe im August konnte der Güterverkehr ein neuerliches Wachstum erzielen. Die Gesamttonnage erhöhte sich gegenüber 2001 um 1,6% auf 87,8 Mio. Tonnen. Überdurchschnittliche Zuwächse konnten in den Bereichen Complet Cargo (+1,4 % auf 61,8 Mio. t) und Express Cargo (+5 % auf 1,3 Mio. t) erreicht werden.

"Durch konsequente Marktorientierung, maßgeschneiderte Kundenlösungen und eine gezielte Investitionspolitik gelang es den Erfolgskurs fortzusetzen", resümierte Schmidt. So wurden Investitionen in neues rollendes Material, in den Güterumschlag und in den IT-Bereich getätigt, der mit Zug- und Verschubdatenbanken sowie mit einem Real Time Location Management die Qualität und Effizienz im Güterverkehr deutlich verbessert.

Infrastruktur
Der Beitrag des Bundes gem. § 2 Bundesbahngesetz lag im Geschäftsjahr 2002 bei 1.004 Mio. EUR. Zur Verbesserung und zum Ausbau des Schienennetzes wurden 861 Mio. EUR investiert, das entspricht einer Steigerung um 15% gegenüber 2001. Zugleich wurde der Personalstand im Infrastrukturbereich weiter gesenkt, und zwar von 22.168 auf 21.205. Deutliche Einsparungen konnten auch beim Sachaufwand erzielt werden.

"Im Zuge der Liberalisierung müssen sich die ÖBB als Infrastrukturanbieter zunehmend an der Dynamik des Marktes orientieren. Wir arbeiten mit öffentlichen Geldern und müssen diese sparsam, effektiv und zukunftsorientiert einsetzen", skizzierte Infrastrukturvorstand Alfred Zimmermann seine Zielsetzungen. "Infrastruktur ist kein statisches Gut, das wir nur verwalten müssen. Wir arbeiten für die Mobilität von Menschen. Wir sind Dienstleister und haben Kunden, denen wir eine gute Qualität und ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis bieten müssen, mit dem wir am Markt erfolgreich sein können", so Zimmermann.
     
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