Wien (oenb) - Die ersten drei Monate des Jahres 2003 verliefen für die in Österreich
tätigen Kreditinstitute hinsichtlich der Entwicklung der Bilanzsumme wieder etwas erfreulicher: Diese stieg
nach einem doch sehr deutlichen Rückgang (-0,8%) im Dezember 2002 im ersten Quartal 2003 wieder um +2,1% (+11,85
Mrd EUR) auf 585,12 Mrd EUR. Verglichen mit der entsprechenden Periode der Vorjahre war dies der höchste Anstieg
seit März 2000. In den ersten drei Monaten des Jahres 2002 war nur ein Wachstum von +1,18 Mrd EUR oder +0,2%
verzeichnet worden.
Während aktivseitig aufgrund der anhaltend schwachen Kreditnachfrage die Auslandsforderungen (hauptsächlich
Forderungen an ausländische Kreditinstitute) massiv ausgeweitet wurden, erfolgte die Refinanzierung vor allem
auf der für die Kreditinstitute günstigen Einlagenseite sowie auch durch Intensivierung des Auslandsgeschäfts.
Diese Fakten bestätigten den Trend der letzten Jahre, dass das Geschäft mit dem Ausland durch die stetig
ansteigenden Auslandsverflechtungen der Kreditinstitute sukzessive an Bedeutung gewinnt.
Reduzierte Kreditvergabe
Nach einem ersten Quartal 2002, das von einer stagnierenden Phase der Direktkreditvergabe geprägt
war (-0,03 Mrd EUR), konnte für das erste Quartal 2003 ein eindeutiger Rückgang von -1,76 Mrd EUR bzw.
-0,7% festgestellt werden. Sowohl Direktkredite in Euro als auch in Fremdwährung verzeichneten ein Negativwachstum:
Der Gesamtrückgang wurde sehr stark durch die Eurokredite beeinflusst (-1,68 Mrd EUR bzw. -0,9%), während
die Fremdwährungskredite eher wenig (-0,08 Mrd EUR oder -0,2%) zu dieser Entwicklung beitrugen. In der Vergleichsperiode
2002 waren die Fremdwährungsausleihungen noch um +2,07 Mrd EUR (+4,9%) gewachsen, die Eurokredite hingegen
um -2,10 Mrd EUR (–1,1%) gesunken. Der Anteil der Fremdwährungskredite an den gesamten Direktkrediten lag
im März 2003 bei 18,9% nach 19,1% bzw. 17,7% in den Vergleichsmonaten der Jahre 2002 und 2001.
Kredite in Schweizer Franken steigen – Yen Kredite hingegen sinken
Gegenüber Dezember 2002 sanken die Yen-Kredite um -13,3%. Teilweise war der Rückgang sicherlich
auch durch den um ca. -4% gesunkenen Wechselkurs des JPY im Vergleich zum Euro bedingt. Der Anteil der JPY-Ausleihungen
an allen Fremdwährungskrediten reduzierte sich auf 32,3%, vice versa stieg jener des Schweizer Franken auf
59,7% - das entspricht einem Plus von +4,8 Prozentpunkten im Vergleich zum Dezember 2002.
Regional betrachtet stachen die Bundesländer Vorarlberg und Tirol mit 44,2% bzw. 37,0% Fremdwährungsanteil
an allen vergebenen Direktkrediten hervor. Auf Einzelinstitutsebene kamen einige Kreditinstitute sogar auf Werte
von rund 65%.
Legt man den Focus auf die einzelnen Kreditinstitutssektoren, so lag der Anteil der Fremdwährungskredite an
den gesamten Direktkrediten bei den Volksbanken bei 24,7%, gefolgt von den Sparkassen mit 21,8% und den Aktienbanken
mit 20,9%.
Markant ist der Unterschied bei den Kredithöhen: Ein durchschnittlicher Eurokredit (incl. Überziehungen
von Girokonten) lag im März 2003 bei 31.196.- EUR, währenddessen im Vergleich dazu ein durchschnittlicher
Fremdwährungskredit 145.937.- EUR ausmachte.
Die Wertberichtigungen bezogen auf Kundenforderungen erreichten im März 2003 einen Stand von 3,57%, das waren
um +0,19 Prozentpunkte mehr als im März 2002. Nach einem Tiefpunkt im März 2001 konnte in den letzten
Monaten ein kontinuierliches Steigen beobachtet werden.
Mittelaufkommen steigt
Nach einem schwachen Vorjahr (März 2002: -0,75 Mrd EUR oder -0,4%) wuchs der Einlagenstand in den
ersten drei Monaten 2003 bereits um +2,01 Mrd EUR oder +1,0%.
Der Anstieg der Einlagen wurde hauptsächlich von den Spareinlagen hervorgerufen, welche im 1. Quartal 2002
noch gering um +0,25 Mrd EUR (+0,2%) gestiegen waren, im Vergleichszeitraum 2003 aber - trotz anhaltend sinkender
Zinsen (2,21% für Spareinlagen über 12 Monate Laufzeit; -0,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Dezember
2002) - bereits um +1,59 Mrd EUR (+1,2%) anwuchsen. Die Sichteinlagen, zu denen auch die Gehalts– und Pensionskonten
zählen, erhöhten sich in den ersten drei Monaten 2003 um +3,0% bzw. +1,26 Mrd EUR nach einem moderaten
Zuwachs von +0,75 Mrd EUR bzw. +1,9% in der Vergleichsperiode 2002. Im Gegensatz dazu gingen die Termineinlagen
zurück, wenn auch schwächer als im Vergleichszeitraum des letzten Jahres. Die Reduktion betrug -0,84
Mrd EUR (-3,8%) gegenüber -1,75 Mrd EUR bzw. -6,9% im 1. Quartal 2002.
Eigenmittelausstattung sinkt
Der Stand der Eigenmittel stagnierte in den ersten drei Monaten 2003 bei einem Wert von 41,52 Mrd EUR,
während im entsprechenden Vergleichsquartal noch ein Zuwachs von +0,96 Mrd EUR (+2,3%) verzeichnet worden
war. Die (unkonsolidierte) Eigenmittelausstattung in Prozent der Bemessungsgrundlage sank auf 14,1% von 15,0% im
1.Quartal 2002. Die Mindestausstattung liegt laut Bankwesengesetz bei 8%.
Auslandsgeschäft stark ansteigend
Analog zum Vorjahr wurde das Auslandsgeschäft seitens der österreichischen Kreditinstitute auch
in den ersten drei Monaten 2003 massiv forciert, vor allem der ausländische Interbankverkehr. So erhöhten
sich die Auslandsforderungen heuer bereits um +13,79 Mrd EUR (+8,9%). Allein die Forderungen an ausländische
Kreditinstitute expandierten um +12,81 Mrd EUR oder +17,1%. In den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres war
der Zuwachs bei +2,84 Mrd EUR (+3,5%) gelegen. Die Forderungen an ausländische Kunden stiegen hingegen nur
um +0,30 Mrd EUR oder +0,6%. Im Vorjahr waren sie allerdings um -0,64 Mrd EUR oder -1,3% gesunken.
Die Verbindlichkeiten der in Österreich tätigen Kreditinstitute gegenüber dem Ausland erhöhten
sich im ersten Quartal 2003 zwar nicht so stark wie die entsprechende Gegenposition auf der Aktivseite, verglichen
mit dem Vorjahr (-0,17 Mrd EUR oder -0,1%) war das Plus von +6,22 Mrd EUR bzw. +3,7% aber doch recht beachtlich.
Auch passivseitig waren die Geschäfte mit ausländischen Kreditinstituten mit +5,65 Mrd EUR oder +8,2%
für den Zuwachs hauptverantwortlich. |