Bei den Buchmachern gilt ein Erfolg des Steirers als wenig wahrscheinlich
Wien (orf) - Lettisches Fernsehen, belgisches Fernsehen, britisches Radio und dazwischen noch ein
paar heimische Medien: Der österreichische Song-Contest-Teilnehmer Alf Poier nutzte seinen probenfreien Tag
in Riga dazu, möglichst viele Interviews zu geben und sich damit in der europäiischen Song-Contest-Fangemeinde
einen Namen zu machen. Ob das seine Chancen auf einen Sieg bei dem großen Musikwettbewerb, den ORF 1 am Samstag,
dem 24. Mai 2003, ab 21.00 Uhr live überträgt, entscheidend erhöht, bleibt abzuwarten. Momentan
wird er bei den Buchmachern mit 66:1 gehandelt - ebenso wie Portugal, Polen, Zypern und Kroatien. Nur der Beitrag
"Millim Laahava" des israelischen Teilnehmers Lior Narkis liegt mit einer Quote von 80:1 noch schlechter
im Rennen. Ein Sieg der deutschen Teilnehmerin Lou und ihrer Ralph-Siegel-Komposition "Let´s Get Happy"
gilt da mit 16:1 schon als wahrscheinlicher.
Erster t.A.T.u.-Auftritt in der Skonto Hall Glaubt man den im Rigaer Pressezentrum allgegenwärtigen Zahlenspielereien,
so heißen die Sieger des diesjährigen Wettbewerbs eindeutig t.A.T.u. Die Chancen der beiden Russinnen
und ihres Beitrags "Ne ver, ne bojsja" bei den Buchmachern stehen bei 5:1. Bei ihrem ersten Auftritt
in der Skonto Hall machten t.A.T.u. ihrem Ruf als Skandalgruppe auf jeden Fall alle Ehre: So verzichtete etwa Julia
Volkova, eine der beiden Sängerinnen, bei der Probe fast völlig auf einen gesanglichen Beitrag: Ihr Part
wurde hauptsächlich von der Backgroundsängerin übernommen. Und bei der anschließenden Pressekonferenz
vor Dutzenden von Fotografen und Fernsehteams und mehreren hundert Journalisten kassierte die dunkelhaarige Julia
laute Buhrufe für ihre Antwort auf die Frage, wie ihr die Skonto Hall gefalle: "Es ist schrecklich. Die
Bühne, das Licht - einfach schrecklich." Hauptsächlich beschäftigte sich Julia jedoch während
der Pressekonferenz damit, demonstrativ auf einem Stück Papier herumzumalen, und ignorierte auch die Bitte
eines spanischen TV-Journalisten, doch einmal in seine Kamera zu lächeln. Julias Kosängerin Elena Katina
äußerte sich derweil zu einer der zahlreichen Fragen nach der angeblichen gleichgeschlechtlichen Beziehung
der beiden und ihrer Hotelunterbringung in Riga: "Ja, wir teilen auch hier ein Zimmer. Mit einem sehr schmalen
Bett."
Julia und Elena von Sieg überzeugt
Dass hinter dem skandalträchtigen Image der beiden jungen Russinnen ein wohl durchdachtes Marketingkonzept
steckt, davon sind in Riga einige Journalisten überzeugt. "Sie tun mir ein bisschen Leid", meint
ein österreichischer Song-Contest-Kenner. "Sie werden völlig sinnlos verheizt und sind noch viel
zu jung, um wirklich Einfluss auf das zu nehmen, was da mit ihnen geschieht. Und in einem halben Jahr spricht niemand
mehr über sie." Das glauben Julia und Elena jedoch offensichtlich nicht. Ihr Sieg scheint für sie
bereits eine ausgemachte Sache zu sein. Mit den Beiträgen ihrer Konkurrenten haben sie sich jedenfalls noch
nicht beschäftigt: "Wir kennen keinen anderen Beitrag. Aus keinem Land. Und wir kennen auch keinen anderen
Teilnehmer." Ob sie vorhaben, ihren Beitrag am Samstag mit obszönen Gesten zu unterlegen und damit womöglich
eine Disqualifikation zu riskieren, wollten sie noch nicht verraten. Ihre einzige Antwort: "Keine Angst. Beruhigt
euch. Alles wird okay sein." ORF 1 überträgt den Eurovision Song Contest am Samstag, dem 24. Mai,
live ab 21.00 Uhr. |