Grösstes Biomassekraftwerk Österreichs geht 2006 in Wien ans Netz  

erstellt am
21. 05. 03

StR Rieder: Ökologische Stromerzeugung muss sich auch wirtschaftlich rechnen
Wien (rk) - "Die Entscheidung für die Errichtung eines Biomassekraftwerks für Wien ist die Fortsetzung einer umfassenden ökologischen Energiepolitik in unserer Stadt. Neben den ökologischen Aspekten - wie der CO2-Reduktion - stehen aber auch ökonomische Aspekte im Mittelpunkt unserer Überlegungen, denn auch Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen muss sich rechnen", so Wiens Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Dr. Sepp Rieder am Dienstag (20. 05.) im Rahmen des Mediengesprächs des Bürgermeisters, an dem der Klubobmann der Wiener Grünen, Mag. Christoph Chorherr, und der Geschäftsführer der Wien Energie GmbH, OSR Mag. Dr. Michael Obentraut, teilnahmen. Die wirtschaftliche Basis für das Projekt stellt das Ökostromgesetz 2002 dar. Darin ist die Förderung für Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen festgeschrieben. Dafür gilt seit dem 1. Jänner 2003 ein Zuschlag auf den Strompreis von 0,134 Cent/Kilowattstunde, den alle österreichische Stromkunden zahlen. Ziel des Ökostromgesetzes ist es, den Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen auf 4 Prozent zu steigern.

Ein weiterer Standpfeiler dieses Projektes ist die Zulieferung mit Brennmaterial. Die Wien Energie GmbH steht zur Zeit mit den Österreichischen Bundesforsten in Verhandlung. Geplant ist eine langjährige Liefervereinbarung, die wiederum der heimischen Fortwirtschaft zugute kommen wird. "Generell stellt dieses Projekt mit einem Investitionsvolumen von 40 bis 45 Millionen Euro auch einen wesentlichen Impuls für die Bauwirtschaft für die nächsten Jahre dar", so Rieder.

Als Standort für die Errichtung eines Biomassekraftwerks ist aufgrund der dort bereits vorhandenen Infrastruktur das Gelände des Kraftwerks Simmering vorgesehen. Das Biomassekraftwerk, das mit Frischholz befeuert werden wird, hat eine geplante Leistung von rund 60 Megawatt, wobei rund zwei Drittel der gewonnen Energie als Fernwärme für die Wiener Haushalte zur Verfügung stehen werden. Das Biomassekraftwerk wird - so wie die anderen Wiener Kraftwerke - Strom und Fernwärme gleichzeitig erzeugen. Die Errichtungskosten belaufen sich auf 40-45 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme ist für 2006 vorgesehen.

Wiener Biomassekraftwerk reduziert CO2-Ausstoss um 144.000 Tonnen
Durch das konsequente Forcieren der Kraft-Wärme-Kopplungen konnte in den Kraftwerken der Wien Energie GmbH seit 1990 der Ausstoß an CO2 um rund 30 Prozent reduziert werden. Mit dem Biomassekraftwerk kann ab 2006 eine weitere Reduktion um 144.000 Tonnen jährlich erreicht werden. Dies entspricht einer Verbrennung von 44.000 Tonnen Heizöl schwer. Generell ist der Einsatz von Biomasse CO2-neutral. Das heißt, beim Wachsen der Pflanzen wird in etwa soviel CO2 benötigt, wie bei der Verbrennung derselben frei wird.

Als Standort wurde das Gelände des Kraftwerks Simmering ausgewählt, weil die entsprechende Infrastruktur bereits gegeben ist. Dort sind die Leitungen für die Versorgung mit Kühl- und Löschwasser vorhanden. Die Einspeisung der erzeugten Fernwärme und des erzeugten Stroms in die Wiener Netze ist aufgrund des bestehenden Kraftwerks mit beiden Energieformen möglich.

Umweltschonend und wirtschaftlich
Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit des Projekts ist die Einhaltung des Zeitplans zur Genehmigung und Inbetriebnahme des Biomassekraftwerks. Auf Basis des Ökostromgesetzes wird Energieerzeugung aus erneuerbaren Rohstoffen gefördert. Dies geschieht über einen garantierten Stromabnahmetarif für solche Anlagen. Dieser beträgt 10,2 Cent pro Kilowattstunde. Laut der Verordnung zum Ökostromgesetz müssen derartige Anlagen bis spätestens 31.12. 2004 genehmigt und bis Juni 2006 in Betrieb sein. Beide Ziele sind im Plan der Wien Energie GmbH enthalten.

Kooperation mit den Bundesforsten
Ein weiteres Kriterium zur Erlangung der Wirtschaftlichkeit ist die Versorgungssicherheit mit Brennstoff. Für den Betrieb des mit rund 60 Megawatt dimensionierten Kraftwerks werden rund 600.000 Schüttraummeter Holz benötigt. Das entspricht einer Lieferung von rund 35 LKWs, 30 Waggons oder 1 bis 2 Schiffsladungen täglich.

Zur Zeit verhandelt Wien Energie mit den Österreichischen Bundesforsten über eine enge Kooperation bei der Holzzulieferung. Ebenfalls angedacht ist die Einbindung der Österreichischen Bundesforste in eine gemeinsame Gesellschaft zur Errichtung und auch zum Betrieb des Biomassekraftwerks. Ein diesbezüglicher Letter of Intent soll in nächster Zeit unterzeichnet werden.

Wiener Energietechnologie
Europaweites Ziel ist es, den Schadstoffausstoß aus Stromerzeugungsanlagen wesentlich zu reduzieren. In Wien wurde dies auch bisher bereits getan. Mit der Kraft-Wärme- Kopplungstechnik werden die eingesetzten Brennstoffe Gas und Öl besonders effizient genutzt. Mit der gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Fernwärme erhöht sich der sogenannte Wirkungsgrad von Kraftwerken auf bis zu 86 Prozent. Diese gebündelte Erzeugungsform schützt bereits jetzt die Umwelt, weil dadurch der Schadstoffausstoß reduziert wird. Dies lässt sich nachweisen: In den letzten 25 Jahren wurden alle in Wien gebauten kalorischen Kraftwerke mit einer Kraft-Wärme-Kopplung ausgestattet. Seither sank der Ausstoß an Schwefeldioxid um 99 Prozent. Jährlich können durch die Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen 166.000 Tonnen Heizöl eingespart werden, was einer Emissionsreduktion von 525.000 Kohlendioxid gleichkommt.

Diese Energiepolitik wirkt sich konkret auf die Lebensqualität im Wiener Raum aus. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In den USA werden jährlich pro Einwohner 20,3 Tonnen Kohlendioxid freigesetzt. In Deutschland sind es immer noch 10,7 Tonnen. Der österreichische Durchschnitt liegt bei 7,7 Tonnen - Wien liegt mit 4,3 Tonnen deutlich darunter.

Die EU strebt eine Verdoppelung der Produktion von KWK- Energie an. Sie will die KWK-Erzeugung von 9 auf 18 Prozent anheben. Dadurch soll der CO2 - Ausstoß in der EU um 4 Prozent verringert werden. In Wien ist diese Entwicklung bereits vorweggenommen. Wienstrom zeigt, dass eine Großstadt auch ohne Atomkraftwerk mit Energie versorgt werden kann.

Erneuerbare Energien verstärkt nutzen
Mit der EU-Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energiequellen vom 27. September 2001 hat die EU seine Mitgliedstaaten verpflichtet, "geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Steigerung des Verbrauchs von Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu den in der Richtlinie genannten Richtzielen zu fördern.

Im Ökostromgesetz 2002 ist die Anhebung des Strom Anteils aus erneuerbaren Energiequellen auf 4 Prozent vorgesehen. Wien leistet - wie auch im Wiener Klimaschutzprogramm vorgesehen - mit seinen Kraft-Wärme-Kopplungen eine wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz.

Eckdaten Biomassekraftwerk Simmering:
Die Stadt Wien verfolgte bereits lange vor dem Beitritt zur Europäischen Union eine vorbildliche Umweltpolitik. Die Wien Energie GmbH möchte mit dem Projekt Biomassekraftwerk Simmering einen Beitrag zu deren engagierten Weiterführung leisten. Nachfolgend soll daher ein zusammenfassender Überblick über das Projekt Biomassekraftwerk Simmering gegeben werden.

Brennstoffausnutzung: 82,25 Prozent
Elektrische Bruttoleistung: 12,36 MW
Fernwärmeentnahme (KWK - Betrieb): 39,05 MW
Maximale Brennstoffwärmeleistung: 62,5 MW
Investitionssumme: 40-45 Mio. Euro
Ökostromerlöse lt. Gesetz: 10,2 ct/kWh
(Stromeinspeisetarif gilt für 13 Jahre)
     
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