Präsentation der Studie »Gewalt hat (k)ein Zuhause«
Vaduz (vlk) - Im Rahmen des Interreg-Projekts "Grenzen überschreiten – Grenzen setzen"
wurde im Auftrag des Fürstentums Liechtenstein, des Kantons Graubünden und des Landes Vorarlberg eine
Studie über Gewalt gegen Frauen unter dem Titel "Gewalt hat (k)ein Zuhause" durchgeführt. Regierungschef
Otmar Hasler, Regierungsrätin Eveline Widmer-Schlumpf und Landesrätin Greti Schmid präsentierten
heute, Freitag, in Vaduz die Ergebnisse.
"Zur Bekämpfung der Gewalt in Ehe und Partnerschaft besteht noch viel Informations- und Handlungsbedarf.
Ein zentrales Feld bleibt die Öffentlichkeitsarbeit, um eine entsprechende Bewusstseinsförderung zu forcieren",
so das Resümee von Landesrätin Schmid.
Den ersten Teil der Studie bildet eine repräsentative Datenerhebung in Vorarlberg, Liechtenstein und Graubünden.
Im zweiten Teil werden Fallbeispiele im Hinblick auf die Ursachen, Formen und Folgen von häuslicher Gewalt
sowie auf Hilfsmöglichkeiten für betroffene Frauen analysiert. Mit der Untersuchung war Erika Geser-Engleitner,
Fachhochschule für angewandte Forschung in Vorarlberg betraut.
Die Ergebnisse sind bemerkenswert: So wird eigentlich nur körperliche Gewalt wirklich als solche empfunden.
Bei sexueller Gewalt ist das Bewusstsein schon niedriger. Die Ausübung von psychischem Druck und insbesondere
die wirtschaftliche Unterdrückung wurden nur von wenigen der Befragten als Gewaltformen beurteilt. Augenscheinlich
sind Frauen bezüglich Gewalt sensibler als Männer, sie haben aber keine prinzipiell andere Gewaltdefinition.
Die Verweildauer in einer "Gewaltbeziehung" beträgt im Schnitt elf Jahre. Vor allem ökonomischer
Druck hindert Frauen häufig, sich aus einer Beziehung zu befreien. Professionelle Hilfe wird meist erst in
der Trennungsphase in Anspruch genommen. Im Rahmen des Interreg-Projekts wird nun eine Initiative gestartet, die
sich insbesondere an das nächste Umfeld der Betroffenen wendet. In Zusammenarbeit mit Frauenhäusern bzw.
Interventionsstellen wird ein Leitfaden für Freundinnen, Freunde und Angehörige von gewaltleidenden Frauen
erarbeitet. |