Lebensraumvernetzung für unser Wild  

erstellt am
30. 05. 03

Wien (oebf) - Wer sich mit der Jagd beschäftigt, sorgt sich auch um die Lebensräume des Wildes. Die Entwicklungen in unserer intensiv genutzten mitteleuropäischen Kulturlandschaft sind leider dramatisch. Wenn dem Trend nicht Einhalt geboten wird, lässt sich unschwer prognostizieren, dass die Lebensräume weiter zerschnitten und die Wildpopulationen zunehmend voneinander isoliert, also genetisch "verinselt" werden. Diese Dynamik wird mit den erforderlichen Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur durch die Osterweiterung der EU weiter beschleunigt.

Für die grossräumig lebenden Wildtierarten, wie zum Beispiel Rotwild, Braunbär, Luchs und Schwarzwild, zählen in Österreich grosse zusammenhängende Waldgebiete zu den wichtigen Lebensräumen und Rückzugsgebieten. Deshalb kommt den Bundesforsten als grösstem Grundeigentümer mit rund 850.000 ha Gesamtfläche, verteilt auf acht Bundesländer, eine Sonderstellung zu, was die Verantwortung für eine grossräumige Vernetzung der Wildpopulationen betrifft. Die Zerschneidung der Lebensräume geschieht aber im Regelfall ausserhalb des Zuständigkeitsbereiches der Bundesforste, und zwar durch Wechselwirkungen zwischen dem Ausbau des Verkehrsnetzes und der Erweiterung von Siedlungen. Eine bessere grossräumige Koordination dieser Entwicklungen unter Beachtung wildökologischer Aspekte ist dringend notwendig.

Im Auftrag des Verkehrsministeriums wurden der unter der Leitung von Friedrich Völk (Leiter Geschäftsfeld Jagd der Österreichischen Bundesforste) am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Empfehlungen für "Grünbrücken" am übergeordneten Strassennetz erarbeitet (betreffend erforderlicher Anzahl, Verteilung und Grösse solcher Wildquerungshilfen). Diese Empfehlungen werden bei der Planung von Autobahnen und Schnellstrassen in Österreich bereits vorbildlich umgesetzt. Allerdings mangelt es bisher an der dringend notwendigen Abstimmung mit raumplanerischen Entwicklungen in den Gemeinden, sodass die Funktion bestehender und geplanter Wildquerungshilfen nicht abgesichert werden kann und deren funktionale Entwertung droht.

Die ÖBf AG hat deshalb im Frühjahr 2002 eine Initiative gestartet mit der Bezeichnung "Strategische Partnerschaft Lebensraumvernetzung" mit der Absicht, die weitere Fragmentierung unserer Wildtier-Lebensräume in Österreich hintanzuhalten und für national und international bedeutsame Wildkorridore die dringend notwendige verbindliche raumplanerische Absicherung zu erreichen. Ziel ist es, möglichst viele Partner zu gewinnen für die Lebensraumerhaltung und -wiedervernetzung. Auch der Jäger kann seinen Beitrag leisten, indem er im Bereich überregional bedeutsamer Wildkorridore den Jagddruck möglichst gering hält.

Wichtigste Ansprechpartner bei dieser Initiative sind die Raumplaner und Verkehrsplaner. In der Steiermark hat die strategische Partnerschaft bereits einen ersten Erfolg aufzuweisen: In den neuen regionalen Entwicklungsprogrammen werden seitens der überregionalen Raumplanung beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung sämtliche national bedeutsamen "Wildkorridore" berücksichtigt und planlich ausgewiesen, um deren Erhaltung und Wiederherstellung zu ermöglichen.
     
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